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Schlaflos

Schlaflos

Titel: Schlaflos
Autoren: Monika Bender
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durchhalten. Wenn dieses Medaillon - Madeleine spürte, wie der kleine
Gegenstand an der Kette in ihrem Schnabel baumelte - tatsächlich mit Bastiens
Unverwundbarkeit zu tun hatte, dann musste sie dafür sorgen, dass Armand es
bekam.
    Madeleine erstarrte beinahe im Flug. Die Energiewaffe sauste
herab und das Schwert flog in hohem Bogen davon. Das Brüllen, das Bastien
ausstieß, ließ die Luft erzittern. Sein Schwertarm endete in einem Stumpf.
    Madeleine erinnerte sich wieder daran, dass sie flog, grade
rechtzeitig, bevor sie abstürzen konnte. Triumph empfand sie keinen, denn sie
wusste, Bastien war alles andere als wehrlos.
    Die Luft um den Schlaflosen flimmerte, gleich darauf ertönte
ein bestialisches Heulen. Ein riesiger Wolf fletschte Fänge, von denen der
Geifer tropfte.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht suchte Armand festen Stand,
half mit der Hand nach, um sein verletztes Bein zu strecken.
    Der blutige Verlust seiner Vorderpfote schien das Tier in
keiner Weise zu behindern. Es duckte sich, spannte sich an - und sprang.
    Armand ließ sich fallen, schaffte es, auf dem Rücken zu
landen. Die leuchtende Klinge bohrte sich tief in den Leib des über ihn hinweg
fliegenden Wolfs.
    Madeleine sank so schnell zu Boden, dass sie eine
Bauchlandung hinlegte. Noch nie war ihr die Verwandlung so langsam vorgekommen
und das Federkleid, das sie jetzt wieder umhüllte so unpraktisch.
    Sie erreichte den erschlafften, riesigen Körper, der Armand
unter sich begrub, und versuchte ihn wegzuziehen. Ganz gleich, wie schwer
Bastien verletzt war, er war ein mächtiger Schlafloser und seine Wunden würden
in verblüffender Geschwindigkeit heilen. Sie schluchzte, als sie spürte, wie
Armand sich bewegte, mithalf, den Wolf von sich zu schieben.
    Endlich gelang es ihm, sich unter dem Tierkörper
hervorzuwinden. Madeleine half ihm aufzustehen, sein verletztes Bein kaum mehr
als ein nutzloses Anhängsel. Auf Madeleine gestützt hob Armand die Hand mit dem
Ring. Erneut flammte der Lichtbalken auf.
    Der Wolf mochte das Surren der Waffe gehört haben. Er schlug
die Augen auf, grollte tief in der Kehle, ein Geräusch wie ferner Donner. Seine
Glieder zuckten, doch er hatte keine Kontrolle darüber - noch nicht!
    Armand gönnte dem Feind keine Chance. Der Lichtstrahl sauste
auf den struppigen Nacken nieder. Ein letztes Zittern durchlief den Tierkörper,
ein Flimmern floss über ihn hinweg und vor Armand und Madeleine lag die
kopflose Leiche Bastien de Villeforts.
    Armands Gewicht lastete schwer auf Madeleines Schultern. Sie
half ihm, sich langsam zu Boden sinken zu lassen, bevor sein gesundes Bein
ebenfalls nachgeben konnte. Schwer atmend saß er dort. Auch Madeleine sog die
Nachtluft tief in ihre Lungen.
    »Oh Satanas!« Erst jetzt, da ihre Anspannung nachließ, nahm
sie den alles durchdringenden Blutgeruch wahr. Der Blutstrom aus Bastiens Hals
verebbte bereits. Es war nicht das Blut eines Schlaflosen, das sie roch.
Unverkennbar durchdrang der Duft von Armands Blut den Gartenboden.
    Sie ging neben ihrem Geliebten in die Knie. »Leg dich hin!«
Sie bettete seinen Kopf in ihren Schoß. »Das Medaillon!«, fiel ihr ein. Sie
grapschte nach der Kette, die sie achtlos hatte zu Boden fallen lassen, als sie
sich zurückverwandelte, und legte sie auf Armands Brust. Der runde, silberne
Anhänger blinkte im Schein der leuchtenden Schrauben.
    »Das wird nicht helfen.« Armand betrachtete das Medaillon.
Die Gravur auf der Silberscheibe stellte einen Wolf dar, mitten im Sprung.
Genauso, wie Armand Bastien getötet hatte. Als Auge war ein kleiner Diamant
eingelassen. »Wahrscheinlich wirkt es nur bei ihm.« Erschöpfung machte seine
Zunge schwer. »Selbst wenn die Magie auf andere übertragen werden kann ...«
     

16
    Madeleine ließ seinen Oberkörper zu Boden sinken und beugte
sich über sein Bein. Sicher hatte er recht, und die Magie des Medaillons
schützte nur vor neuen Verletzungen. In Armands Hose war nur ein Riss, aber der
Stoff war blutdurchtränkt.
    Sie riss das Hosenbein weiter auf. Schwallweise drang das
Blut aus der Wunde, die nicht einmal allzu groß schien, aber tief. Erschreckend
hellrotes Blut. Eine große Arterie musste verletzt sein. Sie öffnete seinen
Gürtel. »Ich werde dein Bein abbinden!« Sie zerrte an der Gürtelschnalle.
»Könntest du ...« Seine Augen waren halb geschlossen. »Armand?« Zwischen den
Reihen dichter Wimpern sah sie nur das Weiße. »Armand, nein! Tu mir das nicht
an!«
    Mit aller Kraft gelang es ihr, den Gürtel aus
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