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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird
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schaufelte eifrig eine volle Gabel mit Kuchen in ihren Mund.
    Ich beobachtete, wie die dunklen Krümel ihre Lippen umrandeten. Wie ein Clownsgesicht, dachte ich, als sie die Krümel mit ihrer Zunge ableckte. Mit ihrer Schlangenzunge, dachte ich und sah, wie sie schluckte.
    »Das ist unbedingt der beste Kuchen, den du je gebacken hast. Der beste!« Sie aß ein weiteres Stück. »Bringst du mir bei, wie man ihn macht.«
    »Er geht eigentlich ganz einfach.«
    »Keine Sorge. Ich krieg das schon irgendwie verkompliziert.« Alison lachte verlegen und verputzte hungrig die Reste auf ihrem Teller. »Das ist wirklich superlecker. Warum isst du gar nichts?«
    »Ich dachte, ich warte auf den Kaffee.«
    Alison blickte zur Kaffeemaschine. »Sieht so aus, als könnte das noch ein paar Minuten dauern. »›Wenn man den Kessel anstarrt, kocht das Wasser nie‹«, erinnerte sie mich und wandte den Blick ab. »Das hast du mir beigebracht.«

    »Merkst du dir alles, was ich sage?«
    »Ich versuche es zumindest.«
    »Warum?«, fragte ich ehrlich neugierig.
    »Weil ich finde, dass du intelligent bist. Weil ich dich bewundere.« Alison zögerte, als wollte sie noch etwas sagen, bevor sie es sich offensichtlich anders überlegte. »Kann ich noch ein Stück haben? Ich kann nicht auf den Kaffee warten.«
    »Nur zu. Probier ihn mal mit Schlagsahne.«
    Alison schnitt sich ein zweites, noch größeres Stück Kuchen ab und gab einen großen Klecks Sahne darauf. »Das ist himmlisch«, schwärmte sie. »Absolut himmlisch. Du musst ihn probieren.« Sie hielt mir ihre Gabel hin.
    Ich wies kopfschüttelnd auf den Kaffee.
    »Du bist so willensstark.«
    »Es dauert ja nicht mehr lange.« Ich beobachtete, wie sie ihr zweites Stück Kuchen herunterschlang. Ein menschlicher Biomüllschlucker, dachte ich beinahe ehrfürchtig. »Bereit für ein drittes Stück?«
    »Das ist nicht dein Ernst. Noch ein Stück, und hier platzen nicht nur Porzellanköpfe.« Sie zögerte. »Obwohl ich vielleicht noch Platz für ein ganz klitzekleines Eckchen habe. Zu meinem Kaffee.« Sie lachte, senkte den Blick und schloss die Augen. »Ich werde das hier vermissen«, flüsterte sie mit schwankendem Körper.
    Ich beugte mich vor, weil ich glaubte, sie würde fallen, obwohl ich dachte, dass selbst ein starkes Beruhigungsmittel wie Percodan ein paar Minuten brauchte, bevor es seine Wunder wirkte.
    Statt umzufallen, richtete Alison sich jedoch unvermittelt kerzengerade auf ihrem Stuhl auf und klappte die Augen auf, als wäre sie eben aus einem Alptraum erwacht. »Bitte zwing mich nicht zu gehen.«
    »Was?«
    »Ich weiß, du hast gesagt, du hättest das Häuschen schon
an eine Arbeitskollegin vermietet, doch ich hoffe immer noch, dass du deine Meinung änderst und mir eine zweite Chance gibst. Ich verspreche dir, dass ich es diesmal nicht vermasseln werde. Ich tue alles, was du sagst. Ich befolge alle deine Regeln. Ich bau nicht noch mal Mist. Ehrlich.«
    Sie klang so aufrichtig, dass ich mich dabei ertappte, ihr beinahe zu glauben. Ich wollte ihr trotz allem glauben, wie mir klar wurde. »Was ist mit Lance?«
    »Lance? Das ist vorbei. Lance ist weg.«
    »Woher soll ich wissen, dass er nicht zurückkommt?«
    »Weil ich dir mein feierliches Versprechen gebe.«
    »Du hast mich schon mal angelogen.«
    »Ich weiß. Und es tut mir auch furchtbar Leid. Es war dumm. Ich war dumm. Dumm zu glauben, dass Lance sich je ändern wird und dass es diesmal anders sein würde.«
    »Und das nächste Mal?«
    »Es wird kein nächstes Mal geben. Lance weiß, dass er zu weit gegangen ist, dass er eine Grenze überschritten hat, als er dich angemacht hat.«
    »Warum ist es bei mir etwas anderes als bei allen anderen?«
    Sie zögerte, hob den Blick und senkte ihn wieder, als würde sie nach den richtigen Worten suchen. »Weil er wusste, dass du mir wichtig bist.«
    »Und was macht mich so wichtig?«
    Wieder einer Pause. »Du bist eben einfach wichtig.« Alison sprang auf und packte die Tischkante.
    »Alison? Alles in Ordnung?«
    »Ja. Mir war nur einen Moment lang ein bisschen schummrig. Wahrscheinlich die plötzliche Bewegung.«
    »Ist dir jetzt immer noch schwindelig?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf, als wäre sie sich nicht ganz sicher. »Ich glaube, jetzt geht es wieder. Aber schon irgendwie unheimlich.«
    »Trink eine Tasse Kaffee. Kaffee ist gut gegen Schwindel.«

    »Wirklich?«
    »Vergiss nicht, ich bin die Krankenschwester.«
    Sie lächelte. »Zwei Tassen Kaffee kommen sofort.« Sie goss den
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