Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksalsmord (German Edition)

Schicksalsmord (German Edition)

Titel: Schicksalsmord (German Edition)
Autoren: Fiona Limar
Vom Netzwerk:
natürlich klar, dass der Investor sein großzügiges Angebot kaum bis zu Kiras Ableben aufrechterhalten würde. Das kam dann jedoch schneller als erwartet. Ein Virus raffte die Hündin, deren Immunsystem wohl nicht mehr dagegen ankam, hinweg.
    Mutter war untröstlich, doch nunmehr zum Verkauf des Grundstücks bereit, schon wegen der traurigen Erinnerung an ihre Kira, die darauf lasten würde. Welche traumatischen Erinnerungen ich mit dem Haus verband, hatte sie offenbar komplett vergessen.
    Aber das war jetzt nicht mehr wichtig. Lydia und ihr Ehemann Dietrich halfen nun tatkräftig, alles in die Wege zu leiten. Der von Dietrich gründlich geprüfte Kaufvertrag wurde unterzeichnet, und ich ließ mich für den Kauf von zwei Wohnungen vormerken. Mutter bekäme eine altersgerechte Erdgeschosswohnung und ich gleich um die Ecke eine Dachwohnung. Die erste eigene Wohnung mit 33 Jahren! Ich war vor Vorfreude total aus dem Häuschen und machte jeden Tag nach der Arbeit einen Umweg, um die Baufortschritte zu beobachten. Die Verkaufssumme des Grundstückes würde ausreichen, um beide Wohnungen zu finanzieren. Mutters Wohnung würde auf Lydias Namen gekauft und so unmittelbar zu Lydias Eigentum werden, auf das sie nach Mutters Tod allein Zugriff hätte. Ich bekäme das Geld für meine etwas preiswertere Wohnung und wäre so endgültig abgefunden. Die Überschusssumme von rund 50 000 Euro sollte ebenfalls Lydia erhalten, weil sie ja im Gegensatz zu mir keinen sofortigen Nutzen aus ihrem Erbteil zöge. Ich fand die Regelung gerecht. Und ich war Lydia und Dietrich unendlich dankbar, vor allem auch für ihre Bemühungen, Mutter von dieser Lösung zu überzeugen. Die bestand nämlich mit großer Halsstarrigkeit darauf, mit mir gemeinsam eine etwas größere Wohnung zu beziehen und Lydia auszuzahlen. Sie fürchte sich allein in der ebenerdigen Wohnung vor Einbrechern, sie könne nachts stürzen und ohne Hilfe sein, so ging es in einem fort. Hatte ich all ihre Argumente mühsam entkräftet, begann sie einfach zu weinen. Obwohl sie mir leid tat, blieb ich fest. Diese Wohnung war meine einzige Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Ich wollte Mutter nicht die alleinige Schuld geben, doch sie hatte ihren unbestreitbaren Anteil daran, dass ich noch alleinstehend war und keinen festen Freundeskreis hatte.
    Im Januar wurde der Kaufvertrag für das Grundstück unterzeichnet, im Juni würden unsere neuen Wohnungen bezugsfertig sein. Solange konnten wir in unserem Haus bleiben, der Investor bemühte sich noch um die Baugenehmigung, und würde vor dem Sommer nicht mit Arbeiten auf unserem Grund und Boden beginnen können. Bis Ende Januar zitterte ich, es könnte im letzten Moment noch etwas schiefgehen. Am 9. Februar kam die erlösende Nachricht von unserer Bank: Die Kaufsumme war auf dem Konto eingegangen. Voll überschwänglicher Freude rief ich sofort Lydia an, und als zwei Tage später ihre Besuchsankündigung kam, dachte ich an nichts anderes als an einen fröhlichen Schwesternnachmittag mit Prosecco und Kuchen. In froher Erwartung verließ ich an diesem Tag die Klinik und ausgelassen winkte ich Lydia zu, als ich ihren großen, silberfarbenen BMW um die Ecke biegen sah.
    Im Gegensatz zu mir liebte es Lydia aufzufallen und trug durch ihre Aufmachung dazu bei. So war es auch an diesem Tag. Ihre Haut war intensiv solariumsgebräunt, das schwarze Haar trug sie aufgesteckt und an den Ohren glänzten große, goldene Clips. Sie stöckelte auf gefährlich hohen Absätzen daher, locker umweht von einem orangefarbenen Mantel mit großem Schalkragen. Zwei vorbeigehende Männer drehten sich kurz nach Lydia um und ich bemerkte, wie meine Schwester aus den Augenwinkeln heraus ihrerseits kontrollierte, ob sie Aufmerksamkeit erregt hatte. Das Ergebnis schien sie zu befriedigen, ein Lächeln spielte um ihre Lippen, während sie weiter auf mich zustöckelte. Als sie mich umarmte, nahm mir der Duft ihres schweren Parfüms fast den Atem.
    Ich wäre den kurzen Weg zum Café gern zu Fuß gegangen, denn das Wetter war für einen Februartag ungewöhnlich mild, doch Lydia bestand darauf zu fahren. Wir brauchten kaum fünf Minuten bis wir da waren. Auf dem von malerisch ins Wasser hängenden Trauerweiden gesäumten Teich vor dem Café schwammen mehrere Schwäne. Vermutlich hatten sie in diesem Jahr wegen der anhaltend warmen Temperaturen ihr Winterquartier überhaupt nicht bezogen.
    In der Gaststube steuerte ich einen Fensterplatz an, von dem aus man die Schwäne
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher