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Schicksalsmord (German Edition)

Schicksalsmord (German Edition)

Titel: Schicksalsmord (German Edition)
Autoren: Fiona Limar
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reden, mir ging es nur darum, Lydia eine praktikable Lösung vorzuschlagen, und das möglichst bald. Die Zeit drohte mir davonzulaufen.
    Martina ging die Sache dann auch resolut an. „Fahr zu ihr“, sagte sie. „Am besten gleich morgen. Da ist Freitag und ihr habt das Wochenende vor euch. Wenn sie nicht mehr in der Kanzlei arbeitet, muss sie doch Zeit für dich haben. Und du hast auch Zeit, die Oberschwester runzelt schon die Stirn über die Unsumme von Überstunden, die sich bei dir angesammelt haben.“
    „Die wollte ich für Mutters und meinen Umzug aufsparen“, wandte ich ein.
    „Solange kannst du unmöglich umziehen, wie du inzwischen auf dem Zeitkonto hast. Und wenn du das mit Lydia jetzt nicht auf die Reihe bekommst, brauchst du für deinen Umzug überhaupt keine freien Tage mehr, weil er nämlich ins Wasser fällt.“
    Martina hatte Recht. Als ich das Krankenhaus am frühen Nachmittag verließ, lagen drei freie Tage vor mir.
    Meine Mutter reagierte wenig erbaut auf die Ankündigung, ich müsste für ein bis zwei Tage wegfahren. Doch meine Begründung, Lydia habe mich kurzfristig um Hilfe bei der Vorbereitung einer Veranstaltung in der Kanzlei gebeten, änderte ihre Meinung schlagartig. Und bei der Ankündigung, Martina würde täglich vorbeischauen, stieg ihre Laune merklich an. Denn Martina würde es erfahrungsgemäß nicht beim Schauen lassen, sie würde ausgiebig mit Mutter schwatzen und sich zu ein paar Runden Rommé überreden lassen. Martina nahm sich immer Zeit für Mutter, denn sie war alleinstehend wie ich und nie in Eile. Dass ein so patenter Mensch wie Martina keinen Partner fand, verstärkte meine ohnehin vorhandenen Zweifel an der Männerwelt noch.
    Lydia hatte meinen telefonisch angekündigten Besuch erst abwehren wollen, dann aber doch noch widerwillig zugestimmt. Allerdings gab sie vor, erst am späten Nachmittag Zeit für mich zu haben. Mir war es recht, ich würde also den Zug um 15 Uhr nehmen, der planmäßig um 16:45 Uhr in Gießen ankam. Nach einigem Überlegen legte Lydia fest, ich solle vom Bahnhof aus mit einem Taxi zur Adresse ihrer Bekannten, bei denen sie zur Zeit wohne, kommen. Sie würde zusteigen und gemeinsam mit mir zu einem Restaurant fahren. Mir wäre eine Aussprache in häuslicher Atmosphäre lieber gewesen, doch ich sah ein, dass das in einem fremden Haus wohl nicht passend war. Typisch für Lydia fand ich den Vorschlag mit dem Taxi. Nur keinen Schritt zu Fuß gehen, auch jetzt nicht, da sie ihr Auto offenbar tatsächlich an Dietrich zurückgegeben hatte.
    Eigentlich wäre ich gern schon zu einem früheren Zeitpunkt gefahren, da das nun aber nicht ging, beschloss ich den Rest meines freien Tages sinnvoll zu planen. Dank meiner kollegialen Beziehungen zu den jeweiligen Sprechstundenhilfen vereinbarte ich kurzfristig für 10 Uhr einen Zahnarzttermin und für 13 Uhr eine gynäkologische Untersuchung. Ehrlich gesagt ließ ich die Vorsorge ziemlich schleifen und schob Zeitmangel als Begründung vor. In Ordnung fand ich das nicht, schon gar nicht für jemanden, der selbst im Gesundheitswesen tätig ist. Als ich am Morgen gegen 9:30 Uhr das Haus verließ, hatte ich meine kleine Reisetasche schon bei mir.
    Der Tag begann dann allerdings nicht gut für mich. An einer Kreuzung kam mir ein Jugendlicher auf Inlineskatern in hohem Tempo entgegen. Ich versuchte auszuweichen und er auch, leider zu knapp. Er erwischte mit voller Wucht meine Tasche, die im hohen Bogen davonflog. Ich wurde zur Seite geschleudert und wäre wohl gestürzt, hätte mich ein hilfsbereiter Passant nicht aufgefangen. „Lerne erstmal bremsen, das ist das Wichtigste beim Skaten“, rief er dem Jungen zu, dem das offensichtlich äußerst peinlich war. Er brachte mir schuldbewusst meine Tasche, der auf den ersten Blick nichts weiter passiert war. Erst viel später würde ich feststellen, dass mein in der Seitentasche steckendes Handy den Vorfall nicht überstanden hatte.
    Bei meinen Arztterminen lief alles glatt, ich aß zwischendurch noch eine Kleinigkeit zu Mittag, kaufte Pralinen für Lydia, die ich schön verpacken und mit einem „Tut mir leid“-Aufkleber versehen ließ und war pünktlich am Bahnhof. Der Zug war nicht ganz so pünktlich, doch die 20 Minuten Verspätung, mit denen ich schließlich in Gießen ankam, fand ich noch erträglich.
    Ich stieg in ein Taxi und gab die Adresse an. Obwohl es bereits dunkel war, erkannte ich die Gegend, durch die wir fuhren. Lydias Bekannte wohnten offenbar ganz in der
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