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Schicksalsmord (German Edition)

Schicksalsmord (German Edition)

Titel: Schicksalsmord (German Edition)
Autoren: Fiona Limar
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Nähe von Dietrichs Kanzlei. Meine Schwester hatte es bei ihrem Umzug demnach nicht weit gehabt, denn bisher lebte sie gemeinsam mit Dietrich in einer geräumigen Wohnung direkt über den Kanzleiräumen. Das Taxi hielt vor einer gepflegten Villa. Sie war ganz schlicht im Bauhausstil errichtet und sorgfältig restauriert. Zwischen den Büschen versteckte Scheinwerfer tauchten ihre Fassade in blendendes Licht. Ich bat den Taxifahrer kurz zu warten. Als sich auf mein Klingeln nichts regte, drückte ich unentschlossen gegen die Klinke der Tür zum Vorgarten. Zu meiner Erleichterung sprang sie auf, doch als ich auf das Haus zuging, sah ich mich plötzlich von dem mißtrauischen Taxifahrer verfolgt. Offenbar missdeutete er meine Absicht, um das Haus herumzugehen, als Fluchtversuch. Verstimmt holte ich meine Tasche aus dem Taxi und zahlte.
    Inzwischen hatte ich festgestellt, dass im ganzen Haus kein Licht brannte. Lydia schien nicht da zu sein. Während ich noch darüber grübelte, ob sie meine geringfügige Verspätung derart verärgert haben könnte, dass sie mich ohne Nachricht versetzte, hörte ich plötzlich eine Stimme: „Hallo Sie, was machen Sie denn da?“
    Ich schaute mich suchend um, konnte jedoch niemanden entdecken.
    „Hallo, zu wem wollen Sie?“, ließ sich die Stimme erneut vernehmen. Sie kam offenbar von links, wo eine mannshohe Hecke das Grundstück begrenzte. Jetzt bemerkte ich, dass sich die Hecke an einer Stelle bewegte. Zwischen den beiseite geschobenen Zweigen wurde ein Gesicht erkennbar.
    „Guten Abend“, sagte ich höflich, „ich möchte zu Lydia Tanner, ich bin mit ihr verabredet.“
    „Lydia Tanner, ist das die Dame die neuerdings bei Professor Rittweger wohnt?“ Die Person hinter der Hecke war auf ihrer Seite ein Stück tiefer ins Grundstück hineingegangen und ich folgte ihr. Hier wurde die Hecke niedriger und ein Bewegungsmelder ließ eine Laterne neben der Terrasse anspringen. Nun konnte ich deutlich erkennen, dass ich einer sehr gepflegten Dame um die 70 gegenüberstand. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte eine Mischung aus Misstrauen und Neugier.
    „Lydia Tanner ist meine Schwester“, sagte ich.
    „Wohnt sie jetzt für ständig bei Professor Rittweger?“, wollte die aufmerksame Nachbarin nun wissen.
    Ich antwortete ausweichend, und da die interessierte Dame mir leider nichts dazu sagen konnte, wo sich Lydia im Moment aufhielt, hätte ich das Gespräch gern beendet. Doch so leicht ließ sie mich nicht davonkommen. Nachdem ich ihr auf ihre Frage hin erzählt hatte, dass ich aus Bödersbach stamme, war sie nicht mehr zu bremsen. Ich erfuhr alles über die Kuraufenthalte, die sie und ihr Mann regelmäßig dort absolviert hatten, über ihre Krankheiten, über ihre Ehe, und über den Tod ihres Mannes vor zwei Jahren.
    „Gleich sechs“, rief sie plötzlich, „da muss ich aber rein! Und was machen Sie jetzt?“, wollte sie wissen.
    „Warten“, sagte ich schlicht, „zum Glück ist es ja nicht kalt.“
    Mit einer abschließend Bemerkung über das unmögliche Winterwetter, das einen ganz krank mache, verschwand sie im Haus. Ich ging noch tiefer in das Grundstück hinein, hinter mir erlosch die Terrassenbeleuchtung. Unter einem riesigen Rhododendron, der eine Art Laube bildete, stand eine Bank. Im rückwärtigen Zaun befand sich eine kleine Pforte, die ebenfalls unverschlossen war. Plötzlich sprang die Terrassenlanmpe wieder an. Ich eilte nach vorn, in der Hoffnung Lydia sei gekommen. Doch dann entdeckte ich nur eine Katze, die in den Bodendeckern rund um die Terrasse nach Mäusen jagte. Ich sah ihr eine Weile zu und ließ mich schließlich auf der Bank unter dem Rhododendron nieder. Dort fand mich Lydia vor, als sie gegen 19 Uhr endlich doch noch kam.
    Sie wirkte völlig entgeistert, als ich aus der Dunkelheit heraus in ihren Gesichtskreis trat, so als habe sie überhaupt nicht mehr an mich gedacht. Statt ihre Abwesenheit zu erklären, begann sie mich sofort mit Vorwürfen zu überhäufen. Was ich mir dabei gedacht hätte, den ganzen Tag telefonisch nicht erreichbar zu sein. Sie hätte mir wegen eines anderen wichtigen Termins eigentlich absagen wollen. Und welche Rücksichtslosigkeit es sei, sie nun hier in einem Haus zu überfallen, in dem sie selbst nur zu Gast sei. Einen Moment lang glaubte ich, sie würde mich draußen stehen lassen. Nachdem sie mich dann doch noch hineingebeten hatte – ganz kurz, wie sie betonte, ließ sie mir keine Zeit, mich umzusehen. Nur flüchtig nahm ich das
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