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Schicksalsmord (German Edition)

Schicksalsmord (German Edition)

Titel: Schicksalsmord (German Edition)
Autoren: Fiona Limar
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wie schwierig das angesichts meiner unklaren finanziellen Situation sei, schluckte es aber gerade noch hinunter. Das wäre jetzt wirklich kein gutes Argument.
    „Jedenfalls“, fuhr ich stattdessen fort „sollte ihr Zug um 16:45 Uhr in Gießen ankommen, spätestens gegen 17 Uhr hätte meine Schwester bei mir sein müssen. Um 17:20 Uhr war sie jedoch immer noch nicht da und ging nach wie vor nicht an ihr Handy. Ich fand ihr Verhalten äußerst rücksichtslos, und bekam vor Ärger heftige Kopfschmerzen. Auch begann ich zu bezweifeln, ob sie überhaupt noch kommen würde, und verließ schließlich das Haus, um wegen meiner Kopfschmerzen frische Luft zu schnappen. Etwa eineinhalb Stunden bin ich dann ziellos durch die Gegend gelaufen. Der Spaziergang tat mir gut, und nein, ich habe niemanden getroffen, der ihn bezeugen könnte. Natürlich habe ich unterwegs ein paar Leute gesehen, doch an die erinnere ich mich ebensowenig, wie sie sich an mich erinnern werden. Und ich war nicht einmal in der Nähe der Kanzlei meines Mannes. Dass mich jemand beim Verlassen der Kanzlei gesehen haben will, muss auf einem Irrtum beruhen. Derjenige hat sich entweder im Tag geirrt, oder eine andere Person gesehen. Und dieser offensichtliche Irrtum ist doch wohl kein hinreichender Grund, mich hier festzuhalten.“ Jetzt hatte ich mich in Rage geredet.
    Mein Anwalt blieb gelassen. „Wenn es der einzige Grund wäre...“, setzte er zu einer Erwiderung an, doch ich unterbrach ihn.
    „Ja ich weiß, es war sehr dumm von mir, bei der ersten Befragung zu meinem Alibi falsche Angaben zu machen. Aber versetzen Sie sich doch bitte einmal in meine Situation. Meine Schwester stand neben mir. Ich konnte doch nicht sagen 'Ich bin spazieren gegangen, weil ich vor Ärger über meine Schwester Kopfschmerzen hatte und sie nicht mehr treffen wollte.' Sie war ja dann doch noch gekommen und ich hatte ihr gesagt, dass ich wegen eines wichtigen Termins unterwegs gewesen sei. Als ich Ulrike nach meinem Spaziergang frierend auf der Terrasse antraf, wollte ich sie nicht noch mehr brüskieren. So ist das nun mal leider, eine Lüge zieht die andere nach sich.“ Ich zuckte bedauernd mit den Achseln. „Außerdem hielt ich meine Aussage in dem Moment auch für völlig unwichtig, weil ich im Traum nicht daran dachte, ich könnte ernsthaft mit dem Ableben meines Mannes in Verbindung gebracht werden.“
    Mein Anwalt nickte leicht. „Bleibt aber die Tatsache, dass Sie kein Alibi vorweisen können, und zur Tatzeit am Tatort gesehen worden sind.“
    „ Angeblich gesehen worden sind“, korrigierte ich, „denn diese Aussage ist falsch. Und zu jedem Mord gehört ja wohl auch ein Motiv.“
    „Sie leben mit einem anderen Mann zusammen...“, setzte mein Anwalt erneut an.
    „Auch das ist falsch“, fuhr ich ihn nun ernsthaft verärgert an. „Herr Professor Rittweger ist ein guter Bekannter, nicht mehr und nicht weniger. Und selbst wenn es anders wäre. Ich habe mich offiziell und in aller Form von meinem Mann getrennt. Es besteht also kein Grund, ihn wegen eines angeblichen Liebhabers aus dem Weg zu räumen. Im Gegenteil, mein Mann hätte mir Trennungsunterhalt gezahlt. Ich war also finanziell von ihm abhängig. Weshalb sollte ich ihn da umbringen?“
    „Um noch mehr Geld zu bekommen“, parierte mein Anwalt kühl und lehnte sich leicht zurück, mich dabei aufmerksam musternd.
    Ich setzte eine resignierte Miene auf, als er weitersprach.
    „Ihr Mann hat eine Lebensversicherung über die Summe von 500 000 Euro abgeschlossen. Sie sind die Begünstigte.“
    Diese Lebensversicherung war eine Tatsache, die sich nicht leugnen ließ. Bei seiner Scheidung hatte Dietrich festgelegt, dass sein gesamtes bisher erworbenes Vermögen seiner Exfrau Edelburg, die er sofort großzügig abfand, und seiner Tochter Carola, die seine Erbin sein würde, zufallen sollte. Mich wollte er über die Lebensversicherung absichern. Vermutlich war es tatsächlich ein Fehler gewesen, diese Versicherung bei der ersten Vernehmung unerwähnt zu lassen. Meine anschließende Beteuerung, daran überhaupt nicht mehr gedacht zu haben, klang wohl nicht sehr glaubwürdig. Perfiderweise erfuhr ich erst später, dass mein Mann die Police eine Woche vor seinem Tod noch hatte ändern lassen und Carola als Begünstigte eingesetzt hatte. Da ich davon nichts wissen konnte, hatte ich nun jedoch ein Motiv.

Ulrike:
    Meine Schwester hat behauptet, ihr ganzes Unglück hätte mit meinem „Überfall“ begonnen. Ich nahm ihr
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