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Schicksalsmord (German Edition)

Schicksalsmord (German Edition)

Titel: Schicksalsmord (German Edition)
Autoren: Fiona Limar
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jedoch nicht so, er war überglücklich und entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zum begeisterten Opa. Ich gönnte ihm diese Freude und akzeptierte auch, dass ich von den Treffen mit den Kindern ausgeschlossen blieb. Für diese Toleranz wurde ich letztendlich bestraft, denn diese Enkelnachmittage waren der Anfang vom Ende unserer Ehe. Fast unmerklich rutschte mein Mann immer mehr in seine alte Familie zurück. Bald verbrachte er auch Ostern und Weihnachten teilweise mit den Enkelkindern, und seine Exfrau und seine Tochter waren natürlich immer dabei. Schließlich spielte ich nur noch die Nebenrolle in seinem Leben. Ich habe begriffen, wie sehr er sich nach seiner alten Familie zurücksehnte, dass er aber nie den entscheidenden Schritt wagen würde. Also bin ich gegangen. Es war das beste für alle Beteiligten. Wir haben uns in Freundschaft getrennt, und ich bin fest überzeugt, mein Mann war erleichtert darüber.“
    Mein Verteidiger hatte mich nicht unterbrochen, griff nun aber meinen letzten Satz auf. „Sie waren fünf Tage vor dem Tod ihres Mannes nochmals in der Kanzlei. Es soll an diesem Tag zu einem äußerst heftigen Streit zwischen Ihnen beiden gekommen sein. Nach Aussage des Kanzleipersonals klang das überhaupt nicht nach freundschaftlicher Trennung.“
    Natürlich, ich hätte es wissen müssen. Ich konnte es mir lebhaft vorstellen, wie genüsslich sich Sarah und Katrin über den Streit zwischen Dietrich und mir ausgelassen hatten. Katrin, dieses eitle Persönchen, war immer neidisch auf mich gewesen, und diese selbstunsichere Sarah ließ sich von ihr beeinflussen. Dabei konnten sie durch die gepolsterte Tür unmöglich verstanden haben, um was es ging. Vermutlich hatten sie dafür ihrer Phantasie die Zügel schießen lassen. Trotz meines Ärgers darüber blieb ich gelassen.
    „Der Streit war völlig überflüssig“, sagte ich. „Wir hatten uns ganz vernünftig über ein paar technische Details unserer Trennung unterhalten, als wir dann plötzlich doch in so etwas wie ein Aufarbeitungsgespräch hineinrutschten und auf die Gründe für das Scheitern unserer Ehe zu sprechen kamen. Ich hätte mich überhaupt nicht darauf einlassen sollen. Stattdessen machte ich auch noch den Fehler, den Anteil von Dietrichs Tochter Carola daran offen anzusprechen. Mein Mann flippte völlig aus und schrie mich an, ich hätte Carola schon immer gehasst. Dabei ist das völlig absurd. Aber ich hätte auf seine Verfassung Rücksicht nehmen sollen. Nach unserer Trennung war Carola für ihn vermutlich der wichtigste Mensch, er konnte nichts auf sie kommen lassen. Um den Streit nicht weiter eskalieren zu lassen, bin ich einfach gegangen.“
    „War dies die letzte Begegnung mit Ihrem Mann?“ fragte Dr. Hoffmann nach.
    Ich schüttelte den Kopf. „Drei Tage später haben wir uns noch einmal ganz kurz gesehen, als ich den BMW zurückbrachte und ihm die Schlüssel übergab. Der Wagen war auf meinen Mann zugelassen.“
    Einen Moment lang hatte es den Anschein, als wollte mein Anwalt dazu noch etwas bemerken, er ließ es dann jedoch dabei bewenden.
    „Kommen wir nun zu den Vorgängen am Todestag ihres Mannes“, eröffnete er die Erörterung des nächsten Punktes.
    Ich seufzte aus tiefster Brust und es war wahrhaftig keine gespielte Verzweiflung, die sich hier Luft verschaffte. An diesen Tag dachte ich nur mit tiefem Unbehagen zurück.
    Ich begann meine Schilderung mit dem Anruf meiner Schwester Ulrike am Vorabend. „Meine Schwester rief gegen 20 Uhr an und kündigte für den kommenden Tag ihren Besuch an. Ich war nicht begeistert, doch ich ließ mich überreden. Hinterher bereute ich meine Nachgiebigkeit. Zwischen meiner Schwester und mir gab es Meinungsverschiedenheiten über die Aufteilung einer Erbschaft. Ich hatte Ulrike deswegen extra zu Hause in Bödersbach aufgesucht und ausführlich mit ihr gesprochen. Da ihr die dabei getroffene Übereinkunft aber offenbar nicht gefiel, wollte sie sozusagen neu verhandeln. Je länger ich darüber nachdachte, um so sinnloser fand ich unsere Verabredung. Am nächsten Morgen rief ich meine Schwester an, um ihr abzusagen. Sie hatte jedoch einfach ihr Handy ausgeschaltet und war so nicht erreichbar. Im Laufe des Tages versuchte ich es noch mehrmals erfolglos. Da ich seit der Trennung von meinem Mann nicht mehr in der Kanzlei arbeite, habe ich vormittags verschiedene Besorgungen erledigt. Schließlich muss ich mich auch noch nach einer eigenen Wohnung umsehen.“ Fast hätte ich erwähnt,
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