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Schenkel, Andrea M

Schenkel, Andrea M

Titel: Schenkel, Andrea M
Autoren: Bunker
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Schmerz. Ich sehe die hölzerne Zimmerdecke, der Raum ist mir völlig fremd. Wo bin ich? Jetzt bloß keine Panik! Denk nach! Das Letzte, an das ich mich erinnere, ist die verdammte Falltür … und der Typ. Er stand dahinter. Ich bin furchtbar erschrocken, und danach nichts mehr. Was ist passiert? Hat mich dieser Kerl in das Bett gelegt? Ausgezogen, ins Bett gelegt und zugedeckt?
    Ich richte mich im Bett auf, sehe mich im Zimmer um. Ich bin in dem Raum, zu dem die Falltür führte. Es ist Tag. Wie lange habe ich geschlafen? Auch meine Armbanduhr ist weg.
    Ich blicke mich um.
    Er sitzt auf dem Stuhl, die Arme auf dem Tisch, den Kopf darin vergraben. Er schläft. Ich ziehe die Beine an, schlinge beide Arme fest um sie. So kauere ich am äußersten oberen Ende des Bettes. Was tun? Mach schnell! Überlege! Mensch, mach, mach! Angriff oder Flucht? Los! Entscheide dich! Ich schaue zur Falltür. Ich sehe mich noch mal im Raum um. Der Kerl ist am Tisch eingenickt. Schläft fest, ich höre seinen Atem schwer, rasselnd.
    Flucht. Aber wie? Als Erstes brauche ich meine Kleider, die müssen doch irgendwo liegen. Der Typ schläft fest, also los jetzt!
    Vorsichtig schiebe ich die Bettdecke zur Seite, ganz langsam wie in Zeitlupe. Mein Nacken ist ganz verspannt, mein Auge ist angeschwollen. Es fühlt sich taub an, ich kann nicht richtig sehen. Bloß kein Geräusch. Es stört mich, dass ich nackt bin. Ich rücke vor zur Bettkante, setze mich auf, nirgends sind meine Klamotten zu sehen.
    So wie ich bin, kann ich hier nicht weg. Ich brauche zumindest meine Bluse, oder ein Handtuch. Die Zudecke kann ich nicht nehmen, die würde mich auf der Flucht nur behindern. Vielleicht sind die Sachen im Schrank?
    Mit den Füßen berühre ich den Boden, stehe langsam auf. Gehe vorsichtig los. Auf Zehenspitzen. Der Boden gibt leise ächzend unter mir nach. Ich bleibe stehen. Mensch, reiß dich zusammen, der Kerl schläft fest, der kann dich nicht hören! Ich beiße auf meine Unterlippe, versuche mein Keuchen zu unterdrücken. Ich gehe weiter. Auf Höhe des Tisches bleibe ich kurz stehen und schaue auf seinen rasierten Schädel. Er röchelt etwas, es ist fast schon Schnarchen, wenn man genau hinhört. Der schläft tief und fest, ich kann es schaffen! Ich bewege mich weiter vorsichtig auf den Schrank zu. Der Schlüssel steckt im Schloss. So ein Glück! Jetzt bloß kein Geräusch! Er lässt sich nur schwer im Schloss drehen. Ich kenne solche alten Dinger, meine Eltern hatten auch einen uralten Schlafzimmerschrank. Unzählige Male hat mich dieses verdammte Ding beim Herumstreunen verraten! Mit der Zeit bekam ich aber Übung im lautlosen Öffnen, man muss rechtzeitig gegenhalten, die Tür zudrücken, wenn nicht, schnappt der Mechanismus mit einem ohrenbetäubenden Lärm auf.
    Vorsichtig drehe ich den Schlüssel, noch ein Stück, noch etwas.
    Knack!
    War das laut? Nein, nein, ich hab mich nur so drauf konzentriert, deshalb erschien es mir furchtbar laut.
    Die Schranktür öffnet sich langsam von selbst, steht nun einen Spalt offen. Ich höre das Schnarchen nicht mehr. Ich wage nicht, mich zu bewegen. Mein Pulsschlag dröhnt im Kopf. Ich kann nicht sagen, ob der Typ hinter mir weiter schläft oder nicht. Ich stehe starr da und höre nur das Dröhnen in meinem Kopf.
    Und ich spüre etwas in meinem Rücken, oder glaube etwas zu spüren. Es ist keine Berührung, es ist kein Schmerz. Es ist sein Blick. Ich spüre ihn. Ich bin mir sicher, so wie ich die Schranktür anstarre, starrt mich der Kerl an.
    War nicht alles schon schrecklich genug? Ich wurde geschlagen und entführt. Jetzt stehe ich nackt vor ihm. Ich lasse meinen Kopf an die Schranktür sinken.
    Ich warte, nichts passiert.
    Zum Teufel noch mal, ich mag mir nicht länger auf meinen Hintern glotzen lassen. Es ist genug! Ich drehe mich langsam um, versuche mich mit meinen Armen so gut es geht vor seinen Blicken zu schützen. Lass dir nicht anmerken, dass du Angst hast!
    Unsere Blicke treffen sich nur kurz. Dann wendet er sich, immer noch auf dem Stuhl sitzend, ab.
    »Zieh dich an, deine Klamotten liegen im Schrank!«
    Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, weiß nicht, was ich tun soll. Ich möchte nur weg von hier. Raus, einfach nur raus! Was soll ich nur tun? Ich möchte zu ihm hinübergehen, ihn schlagen, wie er mich geschlagen hat. Mit beiden Fäusten möchte ich auf ihn einprügeln. Auf das Schwein, auf den Spinner.
    Klar, das ist es! Er wird nicht damit rechnen, dass ich mich wehre. Das ist meine
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