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Schenkel, Andrea M

Schenkel, Andrea M

Titel: Schenkel, Andrea M
Autoren: Bunker
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Selber Idiot! Hätte ich den Schlüssel abgezogen, dann wäre ich jetzt nicht hier. Ich würde hier nicht festsitzen. Es muss etwas geschehen. Langsam taste ich mich wieder zur Eisentür. Ich stemme mich dagegen, stoße, rüttle. Diese verdammte Tür ist doch schon völlig mürbe durch den Rost, aber kein Durchkommen. Keine Chance! Ich trete dagegen, bis meine Zehen schmerzen, immer wieder, immer wieder. Gebe nicht auf!
    Wieder zurück zur Spüle, jetzt geht’s schon flotter, ich habe mich schon etwas an die Dunkelheit gewöhnt, werde sicherer. Nur noch ein kleiner Rempler am Türrahmen zur Küche. Mit beiden Händen wieder vorsichtig nach der Tasse greifen. Nichts verschütten. So, jetzt quer durch den Raum zur Toilette. Das schaffst du auch noch. Toilette ist gut – Plumpsklo! Hoffentlich pisse ich mich nicht an. Würde mir gerade noch fehlen. Der Urinstrahl trifft plätschernd auf die Kiesel.
    Zur Tasse zurück, trinken, zur Tür, in den letzten Raum zum Bett, hinlegen. Klappt alles schon ganz gut. Wie komme ich hier raus? Ich kann an nichts anderes mehr denken. Immer dasselbe, wie komme ich hier raus? Hilfe von außen, rufen oder schreien, lächerlich! Ich probiere es trotzdem. Ich schreie und schreie, so laut, dass die Ohren schmerzen, ein Nachklang im Ohr, dann, stiller als still, Totenstille. Ich bin lebendig begraben, mein Leben ist keinen Pfifferling mehr wert. Verdammte Scheiße, ich komme hier nie mehr raus!
    Die Tür! Ich muss das Schloss der Eisentür aufbrechen. Ich stehe auf, gehe in die Küche, taste nach der Schublade, ziehe an ihr, reiße sie runter. Sie fällt zu Boden, das Besteck fliegt scheppernd heraus. Ich gehe in die Knie, befühle die am Boden liegenden Gegenstände. Versuche einen Draht oder zumindest einen drahtähnlichen Gegenstand herauszufischen. Da, spitz, länglich, biegsam. Ich laufe zur Tür, remple auf meinem Weg gegen Hindernisse. Mit einer Hand betaste ich die Metalltür, suche nach dem Schlüsselloch. Endlich! Ich fingere den Gegenstand in die Öffnung. Geht nicht, der Schlüssel steckt von außen. Ich muss ihn herausstoßen und dann die Tür wie mit einem Dietrich öffnen. Aber der Schlüssel bewegt sich nicht. Verdammte Scheiße!
    Ich schlage mit den Fäusten gegen die Wand. Ich kann nicht mehr. Drehe mich um, lasse mich mit dem Rücken an der Wand zu Boden rutschen. Ich fange an zu heulen. Wie ein kleines Kind sitze ich da, die Knie angewinkelt, die Hände vor dem Gesicht und heule.
    Die Wand. Die verdammte Wand. Ich muss durch die Wand.
    Durch die Wand, aber wie?
    Ich sehe mich zur Küche gehen, bedächtigen Schrittes. Wie in einem dieser Actionfilme, die ich mir schon Dutzende Male angesehen habe. Nur diesmal bin ich der Held in Springerstiefeln und Army-Jacke. Ich ziehe meine Jacke aus. Fahre mit beiden Händen über das kurz geschorene Haar. Ich greife nach meiner Halskette aus schwerem Gold. Ich führe das Kreuz zum Mund und küsse es. Danach stelle ich ein Bein angewinkelt an die Wand. Atme dreimal kräftig und langsam durch. Meine Augen fixieren das kleine Stück Wand neben der Küchenzeile. Ich stoße mich mit einem Kampfschrei von der Wand ab, drehe der Wand meine Schulter zu. Mit ohrenbetäubendem Lärm bricht die Wand ein. Gleißendes Licht dringt durch die Öffnung.
    So müsste es gehen. Reiß dich zusammen, du bist der Held, du kannst es schaffen! Mit dem Handrücken wische ich mir Tränen und Rotz aus dem Gesicht, stehe auf. Verzweifelt schlage ich mit den Fäusten auf die Wand ein, bis meine Knöchel schmerzen. Schlage weiter, immer weiter, schlage mit den Füßen, mit der flachen Hand … ein dumpfes Patschen. Verdammt! In meiner Wut und Enttäuschung stütze ich mich mit beiden Händen flach an der Wand ab. Stoße mit dem Kopf dagegen. Bis meine Nase mit einem lauten Knacksen gegen die Mauer stößt. Der Schmerz bohrt sich nach innen. Ich bin ganz benommen, verliere das Gleichgewicht und lasse mich wieder auf den Fußboden fallen. Meine Nase schwillt zu, warmes Blut tropft auf meine Hand. Die Wand steht fest und unverrückt, ich bin im Verlies gefangen.
    In meiner Wut schlage ich weiter auf die Wand ein. Ein helles, klatschendes Geräusch. Die Wand klingt an dieser Stelle anders. Noch mal die Gegenprobe! Wirklich, es klingt anders!
    Vorsichtig klopfe ich mit der rechten Hand die ganze Wand ab, von unten nach oben und umgekehrt. Das Geräusch ändert sich, wird heller in der unteren Hälfte der Mauer, oben ist der Klang dumpfer, dunkler. Was klingt
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