Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
Autoren: Roman Maria Koidl
Vom Netzwerk:
bekannt. In Puccinis Oper Tosca wird Cavaradossi, der Geliebte Toscas, von seinem Nebenbuhler, dem Hauptmann Scarpia, zum Tode verurteilt. Dieser bietet Tosca jedoch einen Handel an: Schläft diese mit ihm, wird er Toscas Geliebten nur zum Schein hinrichtenlassen. Tosca willigt ein, ringt dem Hauptmann allerdings das Versprechen ab, die Scheinhinrichtung schon vorher zu befehlen. In der Umarmung tötet Tosca den Hauptmann. Weil der aber die Scheinhinrichtung nur zum Schein befohlen hat, wird Cavaradossi dennoch erschossen.
    In der Spieltheorie geht es immer um den »Pay-off«, also den Spielgewinn. Die Frage, wann sich eine Spielstrategie auszahlt, ist davon abhängig, ob die beiden Partner die kooperative oder die kompetitive Spielvariante einschlagen. Da es zwei Spieler sind und zwei mögliche Strategien, sind also vier Lösungswege offen. Im ersten Fall teilen sich beide den Pay-off, im zweiten fällt er zugunsten des einen, im dritten zugunsten des anderen aus, und im vierten scheitern beide. Im Falle Toscas haben sich beide Spieler für die kompetitive Variante entschieden, weil sie einander misstrauten. Hätten beide die kooperative Lösung gewählt, so wäre die Sache gut ausgegangen, allerdings hätten beide deutliche Abstriche von ihren Spielgewinnen machen müssen, da die eine sich hätte hingeben und der andere den Nebenbuhler hätte leben lassen müssen. Damit hätte es auch für beide einen relativen Nutzen, nämlich das Leben des Geliebten und den Sex mit der Umworbenen gegeben.
    Ich gebe zu, dieses berühmte Beispiel hinkt etwas bei dem Versuch, es auf eine normale Beziehung anzuwenden. Deren hauptsächliches Charakteristikum kommt an dieser Stelle nicht zum Tragen, nämlich die Wiederholung der Versuche. In Beziehungsdingen bleibt die Aufstellungder Mitspieler zunächst gleich. Nun werden aber zahlreiche Versuche unternommen, mit unterschiedlichen Strategien zu einem möglichst hohen Pay-off zu gelangen. Denn im wahren Leben wird natürlich niemand hingerichtet. Vielmehr scheitern Beziehungen an den kleinen Dingen des Alltags. In Wahrheit geht es darum, ob man Spielfilm oder Fußball im Fernsehen ansieht, welcher Weg der richtige zur Autobahn ist, ob man zu Hause bleibt oder mit Freunden etwas essen geht. Liegt der Partnerschaft eine zutiefst verwurzelte Vertrauensbeziehung zugrunde, werden sich beide Partner möglichst kooperativ zeigen und kommen damit zwar nie für sich selbst betrachtet zum höchsten Spielgewinn, aber stets zu einem für beide relativ positiven Ausgang.
    Wenn man nun an meine Beschreibung des narzisstisch-sadistischen Mannes zurückdenkt, kann man ohne weitere Diskussion davon ausgehen, dass es unmöglich sein wird, mit einem Mann wie ihm zu einer kooperativen Partnerschaft zu gelangen. Er wird stets die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen und mit äußerster Geschicklichkeit und pathologischer Konsequenz versuchen, diese durchzusetzen. Es kann nicht gelingen, hier für sich selbst zu einem Spielgewinn zu kommen. Es sei denn, man steigt konsequent aus diesem Spiel aus. Auch beim Serientäter wird es unmöglich sein, ihn zu »ändern«. Leider träumen nur allzu viele Frauen davon, die verdrehte Welt eines Mannes »verändern« zu können. »Ich bin diejenige, die ihn umkehren kann«, oder: »Den mache ich mir passend, weil sonst doch alles stimmt«,sind wahrscheinlich die größten Irrwege von Frauen in Partnerschaften. Darum »zu kämpfen« ist aus den oben beschriebenen Gründen eine hoffnungslose Aufgabe. In diesem Fall ist nur zu raten, den Partner sofort in die Wüste zu schicken und darauf zu hoffen, dass er dort auch bleibt, was beim Sadisten keinesfalls als sicher gelten kann. Im besten Falle kann man versuchen, mit einem »Betrüger« Gemeinsamkeiten zu entwickeln. Ihm wird es noch am ehesten gelingen, möglicherweise unterstützt durch eine Paartherapie, sein kompetitives Verhalten in ein zumindest teilweise kooperatives Verhalten zu verwandeln.
    Die Grundbedingung für eine relativ funktionierende Partnerschaft ist Vertrauen in die Spielstrategie des anderen. Hier ging es jedoch weitgehend darum, dass Frauen eines bestimmten Typs fortwährend auf »Falschspieler« hereinfallen, deren Intention es ist, sich als kooperative Mitspieler auszugeben, in Wirklichkeit jedoch ein ganz anderes Spiel mit ganz anderen Regeln spielen. Dabei ermächtigt sich der Falschspieler einer Technik, die in den betroffenen Frauen begründet liegt. Letztlich ist es das Dilemma
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher