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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
Autoren: Roman Maria Koidl
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Studien weisen nach, dass Frauen in Sachen Bildung inzwischen mit den Männern gleichgezogen oder sie sogar abgehängt haben.
    So weit zum Angebot. Nun zur Nachfrage. Die Nachfrage nach Frauen über 35 sei leider im Moment ein » bisserl« rückläufig, sagt der Herr Professor. Männer heiraten im Durchschnitt schon mit 32 Jahren, und ein Trend zur älteren Frau ist bestenfalls bei US-Popdiven auszumachen. Bis die Superweiber ihre Promotion abgeschlossen haben und die Attitüde »Jetzt ist gerade nicht die richtige Zeit für Kinder, ich will doch noch Karriere machen«, abgelegt haben, sind die bindungsfähigen und netten Männer bereits mit der Sekretärin verheiratet, also für die nächsten Jahre weg vom Markt. Übrig bleiben, wenn man es zuspitzt, viele akademisch hochqualifizierte, berufstätige Superweiber und männliche Hartz-IV-Empfänger. Laut Statistik sind das genau jene beiden Bevölkerungsgruppen mit den geringsten Chancen, einen Partner zu finden. Ein Artikel der US Zeitschrift Newsweek hat schon 1986 einer vierzigjährigen Single-Frau größere Wahrscheinlichkeit attestiert, bei einem Anschlag ums Leben zu kommen, als einen Ehemann zu finden. Folgerichtig müssten die Ansprüche der Frauen geringer werden, damit es dennoch klappen kann. Tatsächlich wird – wie die Fantastischen Vier singen – der eigene Film, in dem man selbst die Hauptrolle spielt, so detailliert ausformuliert, dass die Ansprüche und Erwartungen auchunter günstigen Bedingungen kaum zu erfüllen wären. Bei einer Freundin beinhaltet der in aller Detailliertheit ausgestaltete Lebenstraum ein Haus auf der Schwäbischen Alb mit Mann, Kind und einem Mercedes »T-Modell« – denn da sollte der Familienhund, ein Golden Retriever, herausspringen. Das viel realistischere Beziehungsmodell, in dem ein Arbeitsloser die Kinder versorgt, während Mutti in der Vorstandssitzung wirbelt, kommt in den Träumen von Single-Frauen nicht vor, es funktioniert eben in aller Regel auch nur als Modell. Frauen suchen schon aus Gründen der Arterhaltung den Duft des Versorgers, nicht den des Versagers.
    Die Anforderungen, die auf Frauen lasten, sind in unserer Gesellschaft ungleich höher als jene, die Männer zu bewältigen haben. Unsichtbare Programme, geschrieben von vordergründig unsichtbarer Hand, bestimmen im Leben vieler Frauen. Es sind vor allem drei starke Kraftfelder, die dabei mit Skripten in das Leben hineinregieren, das je nach subjektivem Schmerz weit weniger selbstbestimmt ist als erwünscht. Zum einen sind es Gesellschaft und Beruf, die Frauen – heute mehr denn je – Rollen zuweisen, in denen sie zu funktionieren haben. Dabei ist die erhebliche Doppelbelastung aus Berufstätigkeit und Familie ein Fakt, der insbesondere im Alter um die dreißig einen erheblichen Ziel- und Orientierungskonflikt auslöst. Daran ändern auch abspülende Männer in der Realität wenig. Die zweite Rolle wird den Frauen oftmals durch ihre (wechselnden) Partner zugewiesen. Dabei ist es einerseits tatsächlich so, dass viele meiner Gesprächspartnerinnendarunter leiden, sich immer wieder asynchrone Rollenmuster durch ihre Partner aufzwängen zu lassen, um damit eine Art Beziehungsburgfrieden herzustellen (er verlangt von ihr Treue, geht aber selbst fremd). Geschieht das wiederholt und also zum Nachteil der Partnerin, so stellt sich einerseits die Frage nach dem alltäglichen Umgang mit dem Partner und der aktiven Adressierung dieser Situation, zum anderen aber auch nach der Auswahl des Partners und damit nach jenem Programm, das weit früher geschrieben wurde, nämlich in Kindheit und Jugend. Es ist vor allem der Sound des Elternhauses, jene unsichtbare Hand, die Entscheidungen in der Partnerwahl und im Verlauf der Beziehung beeinflusst. Dabei ist in erster Linie das Verhältnis von Töchtern zu ihren Vätern prägend und erzieherisches Abbild der eben dargestellten Struktur, wie ich später noch ausführen möchte.
     
    »Zusammentun ist das Schlüsselwort der verzweifelten Frauen um die dreißig«, sagt dagegen die ZEIT -Autorin Heike Faller zu Recht. Zugleich ist es so etwas wie ein emotionaler Offenbarungseid, der die Aufgabe sämtlicher Werte aus der Gefühls- und Liebeswelt markiert. Anvisiert wird dabei eine Versorgungsbeziehung, eine Art Rentenreform der Gefühle. Dabei kommen Gedanken an frühere Zeiten oder andere Kulturen auf, in denen Frauen noch verheiratet wurden. Wenigstens hatten die einen Mann, und jemand anders war an ihrem Unglück schuld,
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