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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
Autoren: Roman Maria Koidl
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Seine Fotoserie von Krankenschwestern in allen Lebenslagen war aber auch schon einmal unter dem Titel »Nurses« in einer kleinen Hamburger Galerie ausgestellt worden.
     
    Dieser Richard war während seiner Beziehung mit Gabriella ausgeprägt eifersüchtig und besitzergreifend. Trotz vieler kleiner Hilfestellungen und Hinweise konnte er sich innerhalb von zehn Jahren mit Gabriella nicht zu einem Heiratsantrag entschließen. Als sie von ihm schwanger wurde, nahm er eine ablehnende Haltung ein und orientierte sich merklich um. Auf den plötzlichen Abort des Kindes im dritten Monat reagierte er mit Erleichterung und kommunizierte das auch so bei Freunden und Verwandten. Später wurden mehrere Affären und Liebschaften bekannt, die Richard während ihrer Beziehung, insbesondere aber während der Schwangerschaft hatte.
    Dass Richard Gabriella betrog und zugleich selbst in hohem Maße eifersüchtig war, stellt keinen Widerspruchdar, sondern ist sogar die Regel. Menschen fast aller Kulturen empfinden Eifersucht. Letztlich versuchen die Partner sich gegenseitig sexuell und emotional zu monopolisieren. Allein schon die Angst vor der Untreue löst Gefühle wie Verzweiflung, Rage oder gar Depressionen aus. Eifersucht, so der amerikanische Psychologieprofessor David Buss, fällt damit in die Kategorie der sogenannten »human universals«, also der elementaren Gefühle wie Hass, Zorn oder Angst. Buss und seine Kollegen sind Evolutionsforscher und versuchen sich dem Thema Eifersucht als Produkt darwinistischer Selektion zu nähern. Basis ist die simple Erkenntnis, dass Eifersucht der Fortpflanzung dient. Dabei ist Erotik im Kontext der Sexualität nur ein evolutionäres Belohnungsprogramm, um die Fortpflanzung zu sichern.
     
    Um sicherzustellen, dass der Ressourcenverbrauch bei der langwierigen Erziehung der Kinder nicht einem Kuckuckskind zugutekommt, muss der Mann quasi gewährleisten, dass nur er während der fruchtbaren Tage der Frau zum Zuge kommt. Alles andere würde dem Erhalt der eigenen Gene widersprechen. Frauen hingegen, so meinen die Forscher, sähen den sexuellen Aspekt weniger dramatisch als den emotionalen. Sie leite hauptsächlich die Angst vor einer emotionalen Bindung »ihres« Mannes zu einer anderen Frau, die dann zu einer Umleitung von Versorgungsressourcen führen könnte. Man kann die Sache aber auch etwas weniger wissenschaftlich betrachten. Dass er rasend eifersüchtig ist, hat sicherlich mit mangelndemVertrauen zu tun. Dabei ist möglicherweise ausschlaggebend, dass er sich ihr gegenüber unterlegen fühlt, seine eigene Attraktivität wesentlich geringer einschätzt, als es ihr erscheint. Auf der anderen Seite ist übertriebene Eifersucht auch immer ein relativ sicheres Zeichen dafür, dass er selbst fremdgeht. Wie soll er ihr auch vertrauen, wenn er noch nicht einmal sich selbst vertrauen kann. Das Thema Misstrauen ist durch seine eigenen Seitensprünge präsent. Das schlechte Gewissen kumuliert in einer Projektion, in der er ihr eben genau dieses (Fehl-) Verhalten vorwirft. Liest man »rückwärts«, erfährt man – was für alle Vorwürfe gilt – ihre wahren Hintergründe.
    Für viele Frauen – insbesondere solche, die sich gleichermaßen durch hohe Attraktivität und Erfolg auszeichnen – steht dennoch die Frage im Vordergrund: Welchen Fehler habe ich gemacht, und wie kann ich ihn in Zukunft vermeiden? Dabei geht es in Wahrheit gar nicht in erster Linie um sie selbst. Eigentlich beginnt alles mit der Auswahl des richtigen Kerls. Aber statt sich der Frage zu widmen, wie die Auswahl des Richtigen zustande kommt, welche Attribute man immer wieder sucht und welche Muster der Auswahl zugrunde liegen könnten, verwenden Frauen unfassbare Energie darauf, sich den stets Falschen »passend« zu machen, und versuchen, durch ihren positiven Einfluss den Kerl umzuerziehen. »Eigentlich ist er ja ganz anders« ist der Schlüsselsatz dieser verzweifelten Schatzsucherinnen. Um es bildhaft auszudrücken: Wenn man sich nach dem Adler der Lüfte sehnt, mit dem man die große Freiheit zu erleben hofft, sich aber stetsHaifische aussucht, denen man dann das Fliegen beibringen will, wird man immer wieder die Erfahrung machen, dass Haifische gar nicht fliegen lernen wollen, aber gelegentlich gern ein Vögelchen fressen.
    Das Geheimnis einer gesunden Beziehung liegt also weniger in ihrem Verlauf als in ihrem Beginn. Wie verwirrend die Signale für Frauen im gegengeschlechtlichen Auswahlverfahren sein können, welche
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