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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
Autoren: Roman Maria Koidl
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daraus zu ziehen. Der Kernsatz hoffnungsvollen Selbstbetrugs lautet: »Das klingt jetzt blöd, aber so istes ja eigentlich gar nicht.« Doch! Es ist genau so. Es ist nämlich nie anders, als es klingt. Es wird nur überzeichnet von der eigenen Hoffnung und der nie endenden weiblichen Bereitschaft, die Fehler des eigenen Partners zu relativieren und zu entschuldigen. Dabei haben diese Erklärungssätze eine Gemeinsamkeit. Sie beginnen mit: »Vielleicht . . . «, weshalb dieser Typ Frau auch zur Sorte der Vielleichtchens gehört. Entschuldigungen sind ihr Geschäft, vorgetragen im Namen anderer, die das nur zu gern in Anspruch nehmen.
     
    Alle werden von ihr mit Blumen bedacht: einfache Stino-Kerle ebenso wie verheiratete Männer, die Ich-komme-gerade-aus-einer-Beziehung-Typen ebenso wie der Meine-Ehe-ist-die-Hölle-Mann, die Alle-zwei-Wochen-Rhythmus-Gestörten, die Bad Boys, die Nicht-bereit-Experten, die Zögerer und Zauderer, die Weiße-Schleier-Hasser, Sexmuffel und Kuschelhasen und natürlich die notorischen »Dr. Kimbles«, auf der Flucht vor was auch immer. Für sie alle findet das Vielleichtchen Entschuldigungen. Und das Beste daran ist: Männer brauchen sich selbst gar nicht die Mühe zu machen, irgendetwas selbst zu entschuldigen. Das Vielleichtchen übernimmt diese Aufgabe nur zu bereitwillig, und sei die Erklärung noch so absurd.
    So war es auch bei Mara aus Stuttgart, die meinte, schuld daran zu sein, dass ihr wesentlich älterer Freund eine Partnerannonce aufgegeben hatte und aktiv nach einer anderen Frau suchte. Nur eines wollte sie partout nicht wahrhaben: dass der Kerl sie zwar irgendwie ganzgut fand und manchmal auch gern mit ihr ins Bett ging, sie aber eben nicht die Frau fürs Leben war. Nicht die einzige, die wahre. Vielleichtchen stellen sich stattdessen auf den nächtlichen Irrwegen des Beziehungsmanagements Fragen wie diese: »Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn ich nicht am ersten Tag mit ihm ins Bett gegangen wäre?« Wahlweise nach zwei, drei, fünf Tagen: «Oder habe ich ihn gar zu lange warten lassen? Jetzt ruft er nicht mehr an, woran mag das liegen?«
     
    Dr. Isabel Sauerbruch ist eine attraktive und leidenschaftliche Frau von 34 Jahren. Sie arbeitet als Fachärztin in einem großen Hamburger Krankenhaus und ist im Kopf mit den kurzen, schnellen Drähten ausgestattet. Im Job gibt sie den dominanten Zerberus, den Alleslöser und Problembewältiger mit Durchblick und schneller Schnauze. Im Beziehungsleben hingegen hält sie es eher mit Sisyphus. Tendenziell ist der Stein immer zu schwer und gerade wieder dabei, herunterzurollen. Es läuft eigentlich immer gleich ab. Isabel ruft mit der »Ich-glaube-ich-habegerade-jemanden-kennengelernt-Stimme« an und könnte euphorischer nicht sein. Der Typ ist ihr mit seinem Porsche hinten aufgefahren und hatte (»Stell dir vor, was für ein Zufall«) direkt ein kleines Trockenblumensträußchen zur Hand. Er ist zwar schon etwas älter, aber sehr nett, aufmerksam, hat einen guten Job und sie jetzt schon dreimal zum Essen ausgeführt. Beim zweiten Mal hat sie mit ihm geschlafen, nach dem dritten Essen auch, und jetzt hat er sich schon über eine Woche nicht mehr gemeldet.Dafür sucht sie nun eine Erklärung. Isabel ist sich nicht zu schade, mich zu bitten, bei ihr auf den AB zu sprechen, um zu testen, dass der auch funktioniert. Sie hat die Stecker von Computermodem und Telefonanschluss raus- und wieder reingesteckt, weil »manchmal vertauscht man die ja«. Die Sache gipfelt in dem Satz: »Vielleicht ist ihm ja etwas zugestoßen, und er kann sich jetzt nicht melden. Vielleicht ist er ja auch beim Mountainbiking vom Rad gefallen und liegt jetzt allein im Stadtwald. Vielleicht ist er aber auch in der Sauna ins Koma gefallen oder hat seit einer Woche einen Totalverlust der Stimme mit gleichzeitigem Fingerbruch (wegen nicht geschriebener Kurznachrichten).« Isabel hat die Antwort jedoch schon parat: »Vielleicht hat er sein Handy verloren!« Genau. So war’s. Ich habe Isabel sogar im Verdacht, manchmal zu Hause zu bleiben, weil sie weiß, dass er ihre Festnetznummer hat und sie nicht sicher ist, ob sie ihm die Handynummer gegeben hat. Alle Optionen werden nun von ihr durchgefragt: »Vielleicht hat es ihn beim letzten Mal körperlich etwas abgestoßen. Vielleicht hat er ja auch gerade wahnsinnig viel zu tun.«
    Was kann man dazu dann sagen? Dass der Typ die Abende ganz nett fand, den Sex ganz geil, aber schlichtweg nun nicht mehr an sie denkt? Dass
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