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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
Autoren: Roman Maria Koidl
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sagte neulich eine Bekannte zu mir. Das zeigt, wie groß die seelischeNot ist. Wie ein schwarzes, galaktisches Loch saugt die seelische Fixierung alles an und in sich hinein, was im Zusammenhang mit diesem Thema steht.
    In den – zumeist gutgefüllten – Bücherregalen ihrer Single-Wohnungen finden sich – in zweiter Reihe – Ratgeber wie »Die späte Geburt«, »Kinder mit 40« oder Bücher darüber, wie man sich auf das – noch weit entfernte – Klimakterium vorbereitet. Ein Lebensabschnitt, dessen Vorboten hypochondrische 35-jährige Frauen gern auch bei längeren Spaziergängen schon zu bemerken glauben, dabei geht es nur etwas bergan. Frauen, die in vorbeifahrende Kinderwagen starren wie Männer jedwelchen Alters in rote Flitzer aus Norditalien. Frauen, die bei der so dahingeworfenen Frage: »Was sagt die Uhr, Schatz?«, nur halb im Scherz antworten: »Meinst du die biologische?« Zur Verteidigung dieser geplagten Mitdreißigerinnen muss man sagen, dass auch Ärzte sie gern mit Sätzen psychologisieren wie: »Übrigens, wenn Sie in Ihrem Alter (33) noch acht fruchtbare Tage im Jahr haben, ist das schon viel.« Oder: »Die Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung sind ja heute zum Glück schon recht weit.«
    Zu Recht könnte man nun fragen, warum sich eigentlich immer nur die Frauen »bewegen« sollen, Männer könnten schließlich auch an ihrem Paarverhalten etwas ändern. Diese stille Hoffnung nimmt uns der Münchner Soziologieprofessor Ulrich Beck. Er fasst das weibliche Dilemma mit Männern als »verbale Aufgeschlossenheit, bei weitgehender Verhaltensstarre« zusammen. Dieses Problem wird in Studien auch als sogenannte 80 : 40-Katastrophebezeichnet. 80 Prozent der Frauen bemühen sich demnach intensiv und mit großem Kraftaufwand um die Vereinbarung von Job und Familie, aber nur 40 Prozent der Männer können sich in Wirklichkeit eine Partnerschaft vorstellen, in der die Aufgaben gleich verteilt sind. Sagen tun sie gleichwohl etwas anderes. Befragt man sie, antworten sie brav, dass es ihnen selbstverständlich auf innere Werte, den Charakter und natürlich Intelligenz ankommt. Sie nehmen dann aber die Hübsche mit den großen Brüsten. Das klingt nicht nur einfach gestrickt, das ist es auch. Die Intelligenz einer Frau spielt im Beuteschema des Mannes nicht etwa nur eine untergeordnete Rolle, sie spielt gar keine, sagt Professor Grammer und verweist auf eine repräsentative wissenschaftliche Untersuchung von 1200 paarungsfähigen Großstädtern.
     
    Es liegt demnach einem evolutionären Programm zugrunde, dass sich Männer angesichts jeder jungen Frau fragen: »Könnte da etwas für mich laufen?« Ungezählt sind jene Ehefrauen, die diese Erfahrung mit ihren Männern und deren jungen Assistentinnen machen mussten. Die Studienergebnisse auf einen Nenner gebracht: Die Chancen sind für Frauen am höchsten, je jünger, und bei Männern, je wohlhabender und einflussreicher sie sind. Wissenschaft kann so herrlich politisch unkorrekt sein. Männer, die keine ernsten Absichten verfolgen – und das sind die meisten –, haben folglich die Möglichkeit, sich bei Frauen als Schönheits- und Jugenddiebe zu bedienen, um sich, sobald das Diebesgut entwendet ist (etwa mit Anfang dreißig!),plötzlich aus dem Staub machen. Wie aber kommt es dazu, dass so viele Frauen diesen Dieben Tür und Tor öffnen, ja sie auch noch hereinbitten?
     
    Der Exkurs zu den Befindlichkeiten der Frauen um die dreißig ist interessant, um zu verstehen, welche Ausgangssituation zugrunde liegt, denn es ist kein »schwieriges Alter«, es ist der Zustand einer Generation. Diese Verfassung hat nur zwei Dimensionen: Entweder man lebt in einer Beziehung, fast unerheblich, ob glücklich oder nicht, oder man ist eben Single. Auch da teilt sich die Selbstbetrachtung. Entweder hat die Sehnsucht nach der idealen, einzigartigen und ewig währenden Liebe schon einen realitätsverzerrten Blick auf das eigene Leben beschert, oder es herrscht nackte Panik. Mit fortschreitender Zeit und verstärkt durch unerfreuliche Beziehungserlebnisse, tendiert die Befindlichkeit ab Tempo dreißig zu Letzterem. Schlimmer noch, die Frage wird ausgeweitet zu einem Grundsatzkomplex, dem »Kann es überhaupt noch klappen?«.
     
    Ich möchte Ihnen Gabriella vorstellen. Sie ist der eigentliche Auslöser für mich gewesen, dieses Buch zu schreiben. Immer wieder habe ich von Frauen dieses Alters ähnliche, teilweise vergleichbare Geschichten gehört, doch erst die
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