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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe
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Stammtischen im Tal, „so eine schöne Glocke kann doch unmöglich einfach herunterfallen! Und wo sind denn bitte überhaupt die ganzen anderen hin verschwunden, die früher im Ort gelebt haben?“
    Aber die ganzen Fragen nach dem großen Schwund von der kleinen Gemeinde werden natürlich auf ewig unbeantwortet bleiben, weil letztlich nur er alle verzwickten Zusammenhänge kennt, „oder was glaubst du, wer den Ulf unten im Kanal von hinten gesehen hat? Und was glaubst du, was der Pfarrer Schwein für Federn am Hosentürl picken gehabt hat, Roswitha, glaubst du vielleicht, das waren keine Hendlfedern?“, schreit er in Richtung der Küche.
    „Nur ich weiß, wie das alles zusammenhängt! Der gespaltene Pfarrer. Die ruinierte Hinteransicht vom Hasenscharten-Ulf. Und die Hendlsuppe von der Anni! Nur ich kenn die ganze depperte Geschichte, Roswitha, hörst du mir eigentlich zu?“
    „Great story!“, hört der Biermösel auf einmal von ganz weit hinten in der Wirtsstube einen „Great story!“ sagen, und jetzt merkt er endlich, dass ihm ja eh schon die ganze Zeit einer zuhört, „sag einmal, Roswitha, was ist denn das für ein Vogel?“
    Einer von den Pharisäern vielleicht, denkt er sich, der den ganzen Wahnsinn der Fasterei bis jetzt durchgehalten hat und der jetzt hofft, dass die Schweinsbratenexzesswochen „Fett extra fett“ nach der allzu freudlosen Zeit endlich nachgeholt werden, nachdem endlich kein Pfarrer mehr da ist, der ihm über die Schultern schaut.
    Der Biermösel leuchtet den Überraschungsgast mit seiner Stabtaschenlampe an, aber das Glumpert leuchtet natürlich nicht mehr weit genug! Und hinter seinem beunruhigenden Schleier aus Schwarz, der ihm vor den Augen hängt und einfach nicht mehr Weggehen will, sieht er sowieso nichts.
    „Great story!“, hört er den Fremden immer wieder sagen. Aber da ist er beim Biermösel natürlich an den Falschen geraten:
    „Red noch einmal so deppert mit mir, und ich schieß dich über den Haufen!“
    Dabei hat er ja gar keine Kugeln mehr, denkt er sich müde. „Ein bisserl zu viel herumgeballert in letzter Zeit, und ein bisserl zu viele Leichen angehäuft, verstehst?“, wendet er sich an den Fremden da drüben persönlich, warum auch nicht, wenn ihm sonst keiner zuhört.
    „Magst einen Osterbock, damit du nicht komplett entwässerst?“
    „Yeah!“
    „Dann lass es halt bleiben!“, sagt der Biermösel beleidigt und feuert mit einer leeren Bierflasche nach ihm.
    Aber der Mensch hat halt so ein Bedürfnis, dass er erzählen muss, wenn er was erlebt hat. „Oder glaubst du vielleicht, der John Wayne hat nicht sofort von den Viehdieben erzählt, kaum dass er von der Selbstjustiz an den Viehdieben nach Hause gekommen ist?“
    „Great story!”
    „Jetzt weiß ich auch, warum der Tripischovski letztlich wirklich so reumütig zurückgekommen ist in die saftige Heimat, interessiert dich das?“
    „Tell me more!“, sagt der Fremde begeistert.
    „Na dann nicht!“, sagt der Biermösel beleidigt.
    Wen es aber schon interessiert, der soll sich bitte draußen auf der Wäscheleine seine Ganzkörperunterhose anschauen, die er der Roswitha zum Waschen gegeben hat, weil sie zwar nach außen hin unbefleckt war, nach innen hin aber den ganzen Gestank der Welt aufgenommen hat, Stichwort: Achselschweiß!
    Wenn der Kunstfaserdreck made by Tripischovski nach der Kochwäsche jetzt einer Maus passt, dann kann sich die Maus darüber freuen, er selbst kann die Unterhose nicht einmal mehr mit freiem Auge sehen! „Und weißt du warum? Wahrscheinlich hat der Trottel einfach vergessen, dass er ihnen gesagt hat: Nicht zur Kochwäsche geben! Nur mit der 30°-Buntwäsche waschen! Verstehst?“
    „Don’t cook it!“, kichert der seltsame Gast in der hintersten Ecke, und dann hört der Biermösel wieder den Stenoblei über den Stenoblock kritzeln.
    „Fucking great story!“
    Endlich kommt die Roswitha dann doch noch in die Wirtsstube, und kurz durchfährt den Biermösel noch einmal der kalte Schauder der Angst, weil sie das Schlachtermesser in der Hand hält. Ganz sicher ist er sich dann nicht, ob sie ihn nicht doch noch abstechen will, als sie ihn an den Haaren packt und ihm das Messer ansetzt:
    „Vorne kurz, hinten fesch? So, jetzt schaust wieder wie ein Mensch aus, wie ein normaler!“, sagt die Roswitha nach der kurzen Behandlung, und dann bringt sie endlich mit der Scheibtruhe die Sisi herein und in den zwei Kübeln das Kraut und die Knödel, es ist dann doch noch ein würdiges
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