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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe
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in die Küche und hilf den Zwillingen beim Suppe-Umrühren, husch, husch!“
    Er selbst kniet sich einfühlsam neben die Anni, bläst ihr ein paar Federn aus den Haaren und hofft, dass er jetzt nicht zu viel verrät, wenn er ihr seine Vorstellung von einer Perspektive für die Zwillinge eröffnet:
    „Pass auf, Anni, es ist ja bitte Folgendes passiert: Der Anton-Maria, der immer furchtbar gestottert hat, weil ihm der Papa mit seinem rollenden ,Rrrrr‘ so überlegen war, der stottert jetzt nicht mehr. Also könnten sich die Zwillinge vielleicht mit ihm anfreunden, der hat ja bald weiß Gott genug Geld, dass es für drei reicht, und du brauchst dir keinen anderen Mann mehr suchen.“
    „Und wieso stottert er nicht mehr?“, eröffnet die Anni den Reigen der so beliebten „Wieso?“-Fragen.
    „Na weil er jetzt Halbwaise ist!“
    „Und wieso ist er jetzt Halbwaise?“
    „Na weil der Staatsschauspieler so tragisch zu Tode gekommen ist.“
    „Und wieso hat mich nicht rechtzeitig ereilt Noterufe, damit ich kann helfen mit Defibrillator oder bissi Hirschblut?“, kommt der Doktor Krisper wieder aus der Küche zurück, gerade rechtzeitig, bevor die Anni dem Biermösel dankbar für seine Perspektive um den Hals hätte fallen können, halleluja! Schön langsam kriegt der Biermösel eine ungefähre Vorstellung davon, wie es dem Herrn Jesus Christus ergangen sein muss, als er dem Trottelvolk die allgemeine Erlösung verkündet hat und ihn dann wieder alle nur deppert „Und wieso gibt’s kein Schnitzerl dazu?“ gefragt haben, er und der Jesus sind sich wirklich in vielem sehr ähnlich, vor allem im Leiden an der Welt.
    „Wer ist noch gestorben!?“, gibt der Krisper dann keine Ruhe, und der Biermösel bedauert langsam, dass der Bär im Wald nur sein Manuskript gefressen hat, nicht aber den Krisper selbst.
    „Wer noch!“
    Bevor ihn der jetzt stundenlang quält, nimmt ihn der Biermösel kurz zur Seite und gibt ihm einen kurzen Überblick über die Leichen, die seit neuestem seinen Weg pflastern. Vielleicht lässt er ihn ja endlich mit der Anni alleine, wenn er ihn die Obduktionen machen lässt und so ein bisserl Kleingeld in seine leere Geldtasche spült, auch für einen bulgarischen Landarzt in Aussee ist das Leben nicht einfach, wenn man bedenkt, dass ihm zum Beispiel jederzeit der Keilriemen vom Landarzt-Kombi reißen kann, da fällt dem Biermösel ein:
    „Hast du der Roswitha den Magen wieder eingebaut?“
    „Schnipp, schnapp, fertig. Hält wieder 50 Jahre!“
    „Also schreib auf!“, sagt der Biermösel, den diese Nachricht natürlich sehr fröhlich stimmt. „Der Tripischovski ist auch gestorben, sehr tragisch.“
    „Wer noch?“
    „Die Bauersleute Ruprecht.“
    „Hurra!“, freut sich der Doktor Krisper schon auf die ganzen Obduktionen. „Ist große Schwund von kleine Gemeinde! Wer noch?“
    „Das war’s“, lügt der Biermösel, dem aber der Schwund von der kleinen Gemeinde nicht groß genug sein kann. „Und jetzt geh bitte endlich in die Küche und hilf den Zwillingen mit der Suppe, ich hab schon so einen Hunger!“
    Meine Güte, der Biermösel hat jetzt schon so einen Hunger, dass er zur Not auch eine Rindssuppe essen täte, wenn es schon keine Schweinshaxensuppe ist, und bei sehr großer Not täte er zur Not sogar eine Gemüsesuppe essen, wenn das Gemüse nur nahe genug an einem Schweinestall gewachsen ist, Kruzifix! Er hofft einfach – trotz allem, was dagegen spricht! -, dass nicht sein wird, was nicht sein darf, als er dem Doktor Krisper noch hinterherschreit:
    „Und schau vielleicht überhaupt einmal nach, was das für eine Suppe ist!“
    Dann dauert es keine zwei Sekunden, und der Doktor Krisper serviert ihm die so genannte Hiobsbotschaft:
    „Ist Suppe von Hendl!“, schreit er begeistert. „Ist sehr, sehr lecker!“
    Der Biermösel könnte jetzt natürlich noch immer zusammenpacken und drüben beim See einfach ein paar Flugenten herunterschießen, der Tag wäre auch dann noch sehr gelungen, bedenkt man, was er heute schon alles erledigt hat. Aber es liegt halt leider auch in der menschlichen Natur, dass sie immer alles ganz genau wissen muss, anstatt dass sie Gras über die Sache wachsen lässt. Also steckt er seine Nase in die Küche hinein, und dort fällt er fast wieder ins Koma:
    „Na bumsti!“, kommt ihm gleich einer aus. „Das sind aber viele Hendl!“
    Die Jennifer mit ihren roten Fingernägeln will dann auch gar nicht abstreiten, dass sie und ihre Schwester Manuela die
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