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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht
Autoren: Ella Danz
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Kreise ihrer treuen Freunde den Erfolg. Dieter und sein Lebensgefährte Bertram waren gekommen und natürlich Susanne, die kaum einmal die Hand ihres Prachtkerls Ludwig loslassen wollte und so verknallt war, dass es einem schon auf den Wecker gehen konnte. Hauptsache, ihm nicht. Da auch Helene heute auf einer Welle von Endorphinen schwamm, war sie nachsichtig. Was ihr zu ihrem Glück noch fehlte, war einzig ihr Mann, der auch an ihrem Glanz teilhaben sollte.
    »Hallo! Da kommt ja unser Architekten-Workaholic!« Susanne hatte Jan erspäht und winkte ihn zu der kleinen Gruppe herüber. Statt einer Begrüßung fragte sie ihn: »Wo hast du denn Diane heute Abend gelassen, Jan? Ich dachte, ihr wärt unzertrennlich?«
    Manchmal würde ich ihr am liebsten die Zunge abschneiden, schoss es Helene durch den Kopf. Jans fröhliche Miene wich im Nu einem besorgten Gesichtsausdruck.
    »Ja, hat euch denn Helene nichts erzählt?«, fragte er mit einem erstaunten Seitenblick auf seine Frau, und die Freunde schüttelten den Kopf.
    »Diane ist vor gut zwei Wochen aus der Stadt verschwunden.«
    »Wie verschwunden?« Susanne schaute verständnislos von Jan zu Helene, die sich nun doch genötigt sah, das leidige Thema selbst anzugehen.
    »Sie ist nicht verschwunden, sondern hat mit Sack und Pack die Stadt verlassen, ohne sich vorher bei Jan abgemeldet zu haben, was natürlich ziemlich unangenehm ist, da sie bei diesem Öko-Cityprojekt von Jans Büro eine tragende Rolle spielt oder gespielt hat.«
    »Oh! Das hätte ich ihr aber nicht zugetraut! Ich kenne sie ja nicht besonders gut, aber auf mich wirkte sie immer sehr klar, wie jemand, der weiß, was er will. Das passt so gar nicht zu ihr.«
    Susanne fand das Thema natürlich hochinteressant, und Helene fragte sich, ob sie denn den Schatten dieser Frau nie mehr loswerden würde.
    »Es besteht eigentlich kein Grund zur Sorge. Diane hält es ja sehr mit der Esoterik, und dass sie plötzlich einen Ruf – von wem auch immer – in eine abgelegene Ecke der Welt verspürt und dem auch folgt, ist wohl schon des Öfteren vorgekommen, wie uns ein alter Freund von ihr erzählt hat. Wochen oder Monate später schickt sie dann eine Postkarte, was weiß ich, von Neuseeland oder den Osterinseln, wo sie eine neue Lebensaufgabe gefunden hat.«
    Mit dieser Erklärung hoffte Helene sich und ihren aktuellen Erfolg endlich wieder in den Mittelpunkt des Interesses rücken zu können.
    »Leider kann ich das nicht so locker sehen wie du, Helene.« Jan blieb mit tiefem Ernst bei seinem Thema. »Ich mache mir eben doch Sorgen. Wir hatten beruflich wie persönlich eine absolut ehrliche und vertrauensvolle Beziehung und dieser plötzliche Abgang passt da einfach nicht hinein. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich mir das Hirn nach einer einigermaßen plausiblen Erklärung zermartere. Heute habe ich sogar diesen Freund von Diane in den Staaten angerufen, nachdem ich endlich seine Nummer herausgefunden hatte.«
    »Ach, du hast mir ja gar nicht gesagt, dass du das vorhast.«
    Jan ging auf Helenes Einwurf gar nicht ein.
    »Felix hat natürlich auch versucht, mich zu beruhigen. Er meinte, er käme im Herbst wieder einmal nach Deutschland, und wenn wir bis dahin nichts von Diane gehört hätten, könnte man langsam anfangen, sich über ihren Verbleib Gedanken zu machen. Er erinnerte sich übrigens genau an dich, Helene, und fragte nach dir. Er lässt dich grüßen.«
    »Ja, danke. Aber da siehst du doch, dass ich recht habe. Es ist alles ganz normal.«
    »Das wird leider nicht verhindern können, dass ich in meinem Kopf weiterhin ein großes sorgenvolles Fragezeichen tragen werde.«
    »Ich glaube, deiner Frau ist das gar nicht so unrecht, dass Diane die Kurve gekratzt hat. Schließlich hat sie dich ganz schön vereinnahmt, diese starke Frau – nicht, Helenchen?«
    Statt einer Antwort warf Helene ihrer Freundin nur einen vernichtenden Blick zu, sodass diese zumindest den Mund hielt. Offensichtlich hatte sie Susannes Gespür für das feine Netzwerk der zwischenmenschlichen Chemie grob unterschätzt. Der Abend, der ihr Werk krönen sollte, war gründlich verdorben und ihre Hochstimmung war im Eimer. Dieter und Bertram gaben sich zwar jede erdenkliche Mühe, mit witzigen Plaudereien und Komplimenten gute Laune zu verbreiten, doch der Zauber hatte sich verflüchtigt.
    So verabschiedete man sich relativ früh und fuhr nach Hause, und in Helene wuchs der Zweifel. Sollten all ihre Anstrengungen umsonst gewesen sein, all
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