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Schattenwandler: Kane (German Edition)

Schattenwandler: Kane (German Edition)

Titel: Schattenwandler: Kane (German Edition)
Autoren: Jacquelyn Frank
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Kane um und setzte zu einer Frage an, doch Kane legte den Finger auf die Lippen, damit sie schwieg, und wies dann in eine bestimmte Richtung. Bei dem Anblick, der sich Corinne bot, blieb ihr fast das Herz stehen. Erneut formte sich vor ihr eine Wolke, doch diesmal schien sie massiver zu sein. Corinne erkannte, dass sie aus Staub bestand.
    Kane fasste sie von hinten an den Schultern, zog sie an seinen warmen Körper und legte die Lippen auf die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr.
    „Corinne Russ, darf ich dir meinen Bruder vorstellen? Er heißt Jacob und ist der mächtigste Erddämon auf der Welt.“
    Schon erschien Jacob vor ihnen, und selbst wenn Kane ihr nicht gesagt hätte, dass Jacob mit ihm verwandt war, hätte sie es an der deutlichen Ähnlichkeit bemerkt. Jacob hatte genauso dunkle Haare und dunkle Augen wie Kane. Am beeindruckendsten waren die klassischen, fast römischen Gesichtszüge, die lange Nase, das ausgeprägte Kinn und die vollen Lippen, die die beiden Brüder gemeinsam hatten. Allerdings lag etwas in Jacobs Augen, das bei Kane fehlte. Trotz der Qualen, die ihr dämonischer Gefährte an ihrer Seite erduldet hatte, wirkte er fast unbedarft. Bei Jacob war das anders. Der musste eine schwere Bürde tragen. Corinne kannte diesen Gesichtsausdruck von den jungen Menschen, mit denen sie arbeitete und die jeden Tag gegen die Versuchungen des Verbrechens ankämpften und genau wussten, was für fatale Konsequenzen es für sie haben konnte, wenn sie sich tatsächlich gegen die Gangster in ihrem Viertel stellten. Wenn man in deren Welt einfach Nein sagte, musste man mit furchtbaren Folgen rechnen. Auch Jacobs Aura war geprägt von der schweren Verantwortung, die auf ihm lastete.
    Jacob spreizte die Finger und drehte die Handflächen nach unten. Sofort begann der Boden unter ihren Füßen zu zittern und zu beben, und dann erhob sich ein mächtiger Wall aus Erde und Fels zwischen ihnen und Jacob. Corinne roch den feuchten Lehm und entdeckte kleine Tiere, die an den Wurzeln der ausgerissenen Pflanzen baumelten. Erde regnete auf sie herab, und die Welle wogte nach rechts und nach links – und fiel dann urplötzlich wieder in sich zusammen. Es rumpelte und bebte noch einmal, dann war der Wall wieder im Boden verschwunden. Kein Staubkörnchen verriet mehr das Schauspiel, das sich ihr eben noch geboten hatte. Jacob holte tief Luft und sah sie direkt an.
    „In Ordnung“, wisperte sie. „Ihr seid Dämonen. Keine Menschen. Jetzt hab ich es kapiert.“
    „Aber es geht nicht um solche netten Tricks“, erklärte Jacob. „Es geht um althergebrachte Traditionen, um eine lange Geschichte voller Fehler und um die große Verantwortung für uns selbst und für die, mit denen wir zusammenleben. Wir dürfen keine Fehler machen, denn das kommt uns teuer zu stehen.“
    „Wow“, flüsterte Corinne Kane zu, „ist er immer so verkrampft?“
    „Immer“, bestätigte Kane. „Aber es wird langsam besser.“ Wie aus dem Nichts erschien plötzlich eine Frau neben Jacob, und er legte sofort den Arm um ihre kurvigen Hüften und zog sie an sich. Corinne brauchte einen Augenblick, bis sie sie erkannte.
    „Das ist ja meine Schwester! Isabella!“ Corinne wurde plötzlich von unendlicher Sehnsucht nach ihrer Schwester übermannt und rannte auf sie zu, doch Kane hielt sie zurück.
    „Vergiss nicht, dass das alles nur durch meine Macht entstanden ist. Ich weiß von deiner Schwester nur, wie sie aussieht. Dir würde ihre Projektion seltsam vorkommen, ihre Art, ihr Verhalten, sie würde eindimensional und leblos auf dich wirken. Ich bin ihr nur ein einziges Mal persönlich begegnet, und außerdem weiß ich, was du über sie denkst, aber trotzdem fehlen diesem Abbild von ihr alle besonderen Züge, die Isabella zu dem Menschen machen, den du kennst und liebst. Ich müsste mich schon vollkommen auf sie konzentrieren und meine ganze Energie einsetzen, um eine perfekte Illusion von ihr zu schaffen, aber ich bin zu jung und nicht stark genug, um zugleich auch noch die Welt um uns herum aufrechtzuerhalten.“
    „Deine Fähigkeiten sind also begrenzt.“
    „Natürlich. Wir sind nicht übermächtig, und außerdem gibt es auch noch ethische Grenzen, die wir berücksichtigen. Ich werde nichts tun, wodurch du dir manipuliert vorkommen könntest. Deiner Schwester zum Beispiel in den Mund zu legen, wie gut es ihr hier geht und wie gern sie uns alle hat, das käme nicht infrage, denn damit würde ich deine Beziehung zu ihr ausnutzen und dein
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