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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe
Autoren: Tanja Heitmann
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Gaben solange vor euch verborgen haben. Nur so war es euch möglich, ein Leben in Unschuld zu führen.«
    Bislang hatte Juna über der Versammlung ihre Kreise gezogen, nun setzte sie zur Landung an. Zögerlich ihre Schritte bemessend, als würde jede Bewegung ihr eine ungeahnte Anstrengung abverlangen, hielt sie auf Samuel zu, der sie trotz ihres gebrechlichen Äußeren betrachtete, als wäre sie eine Schlange, die jeden Augenblick angreifen könnte. Er hatte Junas letzten Auftritt nicht vergessen, als sie Shirin vor den versammelten Schattenschwingen als Hure bezeichnet hatte.
    »Ihr Neuankömmlinge wisst nichts und ihr könnt nichts«, fuhr Juna unbeirrt fort. »Dafür seid ihr unberührt, das größte Geschenk, das wir vom Krieg Versehrten euch machen konnten. Vertraut mir: Das sollt ihr auch bleiben. Gerade du solltest mir zustimmen, Samuel. Oder möchtest du vielleicht in einer Welt leben, in der solche Narben Alltag sind?«
    Mit ihren knochigen Fingern griff Juna nach Samuels rechtem Arm, um den er das breite Lederarmband trug. Dadurch büßte die Geste allerdings nichts an Wirkung ein, denn alle Anwesenden wussten nur zu gut, was sich unter dem Leder verbarg: magische Zeichen, von denen niemand wusste, wozu sie imstande waren.
    Samuel tat Juna weder den Gefallen, beschämt den Arm zurückzuziehen, noch gab er klein bei. Vielmehr leuchtete seine Aura so hell auf, dass Juna blinzelte. »Genau weil ich in so einer Welt nicht leben will, werde ich weiterhin nach unserem Unbekannten suchen. Und, Juna: Unwissenheit ist niemals ein Geschenk.«
    »Ich befürchte, du begreifst nicht, worauf ich hinauswill.«
    Mit einer gezielten Bewegung lockerte Juna die Bänder,
die ihr Gewand zusammenhielten, sodass es ihr über die Schultern rutschte und ihre von schwarzen Narben verunstaltete Haut zeigte. Unwillkürlich stöhnte Samuel auf und schlug sich die Hand vor den Mund. Die Verwandtschaft zu den Zeichen auf seinem Unterarm war nicht zu übersehen, auch wenn seine frischen Schnitten glichen, während Junas Narben wie mit einem glühenden Stab ausgebrannt wirkten.
    Im nächsten Moment wurde Juna ein Tuch von hinten über die Schultern geworfen. Shirins entsetztes Gesicht tauchte neben der vom Alter gebeugten Schattenschwinge auf. »Wie kannst du nach all dem, was gerade erst geschehen ist, diese Schnitte zeigen? Obwohl ihre Macht längst verbraucht ist, sind sie nichtsdestotrotz gefährlich.«
    »Sie wären nur dann gefährlich, wenn dein alter Herr sich wieder erhoben haben sollte, Shirin.« Juna warf das bunt gewebte Tuch ab, als würde es sie beschmutzen und nicht etwa bedecken. Dann zog sie hastig ihr Gewand hoch. Ihr Ziel, Samuel zum Schweigen zu bringen, hatte sie erreicht. »Willst du uns vielleicht etwas über die Narben auf meinem Leib erzählen, meine Beste?«
    »Ich habe einen besseren Vorschlag«, mischte Kastor sich ein. Bislang hatte er schweigend neben Samuel gestanden, der gerade seinen Unterarm durch das Lederband hindurch massierte, als bereiteten ihm die Narben Qualen. »Anstatt Zeit mit Spekulationen zu verschwenden, sollten wir überprüfen, was vom Schatten im Weißen Licht übrig geblieben ist. Ob er überhaupt noch dort ist oder ob das Unvorstellbare geschehen ist und er sich befreit hat. Niemand hat meinen Platz eingenommen, nachdem ich das Weiße Licht verlassen habe, und bei einer Stippvisite kürzlich konnte ich nirgends eine Spur von ihm entdecken. Das beunruhigt mich sehr. Ich würde diese Aufgabe gern übernehmen, denn dann wüssten wir mit Sicherheit, ob wir es mit unserem
alten Gegner zu tun haben oder ob der Angreifer ein ganz anderer ist.«
    »Diese verrückte Idee könnte von Shirin höchstpersönlich stammen.« Juna rümpfte ihre Nase. »Das Weiße Licht ist das perfekte Gefängnis, weil jeder – selbst die mächtigste Schattenschwinge, die die Sphäre je betreten hat – sich in ihm verliert. Das Einzige, was bei einem solchen unsinnigen Unternehmen herauskommen könnte, wäre die Befreiung des Schattens. Gemessen an dem zu erwartenden Ergebnis ist das Risiko viel zu hoch. Allein dass du auf eine solche Idee verfällst, beweist, wie wenig du wirklich von dem Schatten weißt. Als Wächter im Weißen Licht hast du dich zwar bewährt, doch dabei hast du dich lediglich in seinen Ausläufern aufgehalten. Die Reste des Schattens hingegen müssen sehr viel weiter vorgedrungen sein, ansonsten hättest du sie ausgemacht. Vermutlich ist er sogar ins Vernichtete Gebiet abgetrieben. Würdest du
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