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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe
Autoren: Tanja Heitmann
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schlimmer als ein Bluthund, der einer Fährte hinterherhetzte. Er und Samuel konnten ihm vielleicht gefährlich werden, wenn sie nach seiner Hülle im Weißen Licht suchten. Er würde schneller sein müssen als sie.
    Aber wie immer war er seinen Gegnern einen Schritt voraus.

1
Liebeshunger
    Mila
    Überragend groß rückte der Zeiger der Wanduhr auf die Eins zu. Unwillkürlich hielt ich die Luft an. Dann erreichte er sie: Es war ein Uhr nachts und Sam damit offiziell drei Stunden überfällig. Wieder einmal.
    Mit einem Seufzer gab ich meinen Aussichtsplatz beim Fenster auf und tigerte in meinem Zimmer auf und ab. Plötzlich blieb ich mit dem Fuß hängen und verlor das Gleichgewicht. Bei meinem Versuch, mich abzufangen, brachte ich den Krimskrams auf der Kommode zum Klappern. Angespannt lauschte ich in die Dunkelheit, aber weder fragte Rufus’ knurrige Stimme, was zum Teufel los sei, noch erschien meine vom Schlaf verknitterte Mutter in der Tür. Glück gehabt. In der letzten Zeit hatte Reza nämlich einen regelrechten Ammenschlaf entwickelt. Vermutlich sagte der mütterliche Instinkt ihr, dass das jüngste Küken der Familie nachts dem sicheren Nest entschlüpfte, um jemanden zu treffen, den es in St. Martin offiziell eigentlich gar nicht gab.
    Wütend stierte ich die Stolperfalle an, die sich als Tasche mit lauter herausquellenden Schulbüchern erwies. Obwohl in der Dunkelheit nur Umrisse zu erkennen waren, war ich mir sicher, dass es der neue Mathewälzer war, der mir ein Bein gestellt hatte. Gerade noch so konnte ich den Wunsch unterdrücken, ihm einen Tritt zu verpassen.

    Meine Nerven lagen wirklich blank. Aber wen wunderte das schon?
    Seit die Schule vor einigen Tagen wieder angefangen hatte, litt ich unter chronischem Schlafmangel. Tagsüber war ich vollauf damit beschäftigt, mit meinem neuen Kursplan klarzukommen und mir beim Handballtraining nicht die Nase einschlagen zu lassen, weil ich den ganzen Sommer über, statt zu trainieren, nur Trübsal geblasen und mein einziger großer Lauf in einer anderen Welt stattgefunden hatte. Abends saß ich wie auf heißen Kohlen und wartete darauf, dass draußen im Garten ein helles Licht aufleuchtete … und dass Rufus so erledigt von seinem Job im Haus der Jugend war, dass er es nicht ebenfalls bemerkte. Ansonsten musste ich mir die spärliche Zeit, die mir mit meinem Freund blieb, nämlich mit ihm teilen. Etwas, worüber ich mich nicht beschweren durfte, denn schließlich tüftelte Rufus eifrig an Sams Wiederkehr nach St. Martin herum. Auf mein exklusives Recht auf Zweisamkeit mit Sam zu pochen, wäre also nicht nur kindisch, sondern auch dumm. Sobald Sam sich wieder ganz normal in unserem Küstenstädtchen bewegen konnte, würden nämlich die kräftezehrenden, nächtlichen Treffen flachfallen.
    Mittlerweile zeigte die Wanduhr Viertel nach eins an und im Garten war immer noch kein Sternenglanz zwischen den Bäumen zu entdecken. Ich gab auf.
    Der Spiegel im Badezimmer zeigte mir eine hohläugige Mila mit Zottelhaaren und vor Anspannung wundgeknabberten Lippen. Sah ganz danach aus, als sollte ich äußerst froh darüber sein, dass Sam mich versetzt hatte. Das Mädel, das sich nämlich gerade die Zahnbürste in den Mund steckte, während die Lider langsam hinabsanken, sah nicht wirklich nach einem heißen Date aus. Schlaf, das war es, worauf es jetzt ankam. Und kein Junge in abgewetzten Jeans, dessen
Haut selbst im anbrechenden Herbst nach Sonne duftete. Allerdings reichte allein der Gedanke an Sams nackten Oberkörper aus, um mir einen Energiestoß durch die Glieder zu jagen, der die Müdigkeit schlagartig vertrieb.
    »Ich brauche dringend Hilfe«, erklärte ich meinem Spiegelbild.
    Meine Klamotten, für deren Zusammenstellung ich den halben Nachmittag drangegeben hatte, weil ich einerseits wow! und andererseits nicht zu aufgebrezelt hatte aussehen wollen, stopfte ich in den Wäschekorb. Stattdessen zog ich mir ein aufgetragenes Basketball-Shirt von Rufus über, das mir bis zu den Oberschenkeln reichte. Es roch vertraut nach dem Öko-Waschmittel, das meine Mutter schon seit meiner Kinderzeit verwendete. Genau so vertraut wie die Bettwäsche, in die ich gleich schlüpfen würde.
    Ich gab mir genau drei Sekunden, dann würde ich auch schon weggeschlummert sein und mich keinen Millimeter rühren, bevor der Wecker nicht Alarm schlug. Während ich mich mit dem Gedanken ans Traumland tröstete, kniete ich mich aufs Bett und wollte die Vorhänge zuziehen, und genau da sah
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