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Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game

Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game

Titel: Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
Autoren: Christine Feehan
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von sich abhalten, die auf sie eindrangen. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich es an einem solchen Ort nicht aushalte. Mir wird schon wieder übel.« Sie konnte ihn nicht ansehen, denn sie wagte es nicht, die Augen zu öffnen und ins Licht zu blicken. Sie zitterte von Kopf bis Fuß, und winzige Schweißperlen rannen ihr übers Gesicht. »Und ich bekomme wieder Nasenbluten.«
    Jebediah feuchtete einen Lappen mit kaltem Wasser
an und reichte ihn seiner jüngeren Schwester. »Ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm werden würde. Ich dachte, du machst all diese Übungen, um dich gegen das abzuschirmen, was diese Zustände bei dir auslöst.«
    Briony verkniff sich eine bissige Bemerkung und zügelte ihre Wut. Sie war psychisch dermaßen überstrapaziert, dass sie fast ausgerastet wäre, und wenn sie ihre Wut an Jebediah ausließ, war damit niemandem geholfen. Es stimmte schon, dass ihre Brüder und die anderen Akrobaten sie unter Druck gesetzt hatten, damit sie mitkam, aber sie hätte sich weigern können. Sie hätte sich weigern sollen. Und sie hatte ihm gesagt, wie schlimm es werden würde. Jebediah und die anderen hatten schlicht und einfach beschlossen, ihr nicht zuzuhören, weil das, was sie ihnen zu erklären versuchte, nicht in ihrem Interesse war. Sie presste die Lippen zusammen und versuchte, mit Atemtechnik gegen den Schmerz anzugehen. Jebediah hätte ihr ebenso gut Eispickel durch die Schädeldecke rammen können, aber es war nicht seine Schuld. Er machte sich keine Vorstellung davon, was echte Reizüberflutung war. Und wie man sich fühlte, wenn man ihr ausgesetzt war.
    Sie erinnerte sich daran, wie oft ihre Eltern vergeblich versucht hatten, sie zu trösten, wenn sie sich in der Ecke eines dunklen Zimmers zusammengekauert und sich vor und zurück gewiegt hatte, um den Schmerz in ihrem Kopf zu lindern. Manchmal hatte sie ihre Diskussionen darüber gehört, ob sie wohl eine Form von Autismus hätte. Sie musste allein sein. Sie mochte keine körperliche Nähe. Ihr Verhalten hatte ihre Eltern so sehr verletzt. Sie waren am Boden zerstört gewesen. Noch heute hallte beim Aufwachen oft das Schluchzen ihrer Mutter in ihren Ohren, ihre Stimme, die fragte, warum Briony ihre Eltern nicht
liebte. Dabei betete sie sie an; sie konnte ihnen nur nicht zu nah kommen, denn die Auswirkungen waren verheerend, und sie konnte ihnen mit keinem Mittel verständlich machen, dass der Schmerz real und nicht eingebildet war.
    Sie wusste genau, wie das Gespräch mit ihrem Bruder verlaufen würde. Schließlich hatten sie den Dialog so oder so ähnlich schon unzählige Male geführt. »Wir sind hier in Afrika, Jeb«, rief sie ihm ins Gedächtnis zurück, »in einem Land, in dem rasendes Leid grassiert. Hier gibt es Aids und Tod und Vergewaltigung und Verlust, und ich kann mich vor all dem nicht retten.«
    Seine Lippen wurden schmaler. Er konnte es nicht leiden, wenn sie etwas ansprach, was auch nur im Entferntesten mit psychischer Überlastung zu tun hatte. Er glaubte nicht daran und hielt die Symptome, ebenso wie ihre Eltern, für eine Form von Autismus. Er wollte, dass sie dagegen ankämpfte und es schaffte, »normal« zu sein. »Kannst du etwas gegen das Nasenbluten tun?« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Du musst in der Lage sein aufzutreten, Briony, wir brauchen dich dringend.«
    Sie hätte gern etwas nach ihm geworfen. »Das sagst du vor jedem Auftritt, und ich habe es noch immer irgendwie geschafft. Geh weg, Jebediah. Ich muss allein sein.«
    Ihre anderen Brüder drängten sich enger um sie. Tyrel wirkte, wie immer, mitfühlend, Seth wütend und Ruben angewidert. Ruben entschied sich stets für die Lösung, sie zu schikanieren, weil er glaubte, das brächte sie irgendwie dazu, sich zusammenzureißen. Seth schrie sie an, und Tyrel ärgerte sich mit der Zeit so sehr über die beiden, dass er sie verscheuchte. Dieses Ritual hatten sie vollzogen, so weit sie zurückdenken konnte, und nicht ein einziges Mal hatte einer von ihnen begriffen, dass sie machtlos gegen
das war, was ihr zustieß, und dass sie es durch ihre Gegenwart und ihre starken Empfindungen nur noch schlimmer machten.
    »Es heißt, die Soldaten des Rebellenführers seien in Scharen in die Stadt geströmt, weil sie jemanden suchen«, sagte Tyrel. »Das ist kein gutes Zeichen, Jeb. Du weißt, dass sie sich sämtliche Fremden vornehmen werden.«
    Jebediah fluchte. »Wenn die Rebellen in die Stadt kommen, werden die Soldaten sehr nervös und schießwütig
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