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Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game

Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game

Titel: Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
Autoren: Christine Feehan
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stoisch über sich ergehen lassen und sich von dem Schmerz distanziert, wie er es schon sein ganzes Leben lang getan hatte, doch das Feuer der Vergeltung brannte in seinen Eingeweiden.
    Verborgen unter der stillen Oberfläche seines ausdruckslosen Gesichts strömte die Wut so kalt und tief wie ein ungestümer Fluss. Diese gefährliche Emotion rann
durch seinen Körper, wogte in seinen Adern, ließ seinen Adrenalinspiegel in die Höhe schießen und gab ihm Kraft. Er nährte das Gefühl vorsätzlich, indem er sich das letzte Verhör durch Biyoya in allen Einzelheiten ins Gedächtnis zurückrief. Die Brandlöcher der Zigaretten, die auf seiner Brust und auf seinen Schultern ausgedrückt worden waren. Die Striemen der Peitschenhiebe, die ihm die Haut vom Rücken geschält hatten. Biyoya hatte sich Zeit gelassen und seinen Namen tief in seine Haut geritzt, und als Jack keinen Laut von sich gegeben hatte, hatte er Batteriekabel eingesetzt, um ihm Stromstöße zu versetzen, und das war erst der Anfang gewesen. Anschließend hatte er mehrere Stunden in den Händen eines krankhaften Irren verbracht. Die fünf Zentimeter langen, ihm mit nahezu chirurgischer Präzision beigebrachten Schnittwunden, die ihn von Kopf bis Fuß überzogen, waren identisch mit dem, was dieser Mann seinem Bruder angetan hatte, und obwohl er seinen eigenen Schmerz beiseiteschieben konnte, hatte Jack bei jedem Schnitt den Schmerz seines Bruders gefühlt.
    Jack schmeckte die Wut in seinem Mund. Unendlich langsam bewegte er seine Hände zum Hosensaum seiner Tarnkleidung, und seine Fingerspitzen tasteten nach dem winzigen Ende des dünnen Drahts, der dort eingenäht war. Er begann ihn mit einer geschmeidigen, geübten Bewegung herauszuziehen. Währenddessen arbeitete sein Verstand mit eisiger Genauigkeit, berechnete die Entfernung zu diversen Waffen und plante jeden Schritt, der ihn ins dichte Laub des Urwalds führen würde. Er zweifelte nicht daran, dass er aus der Gefangenschaft entkommen konnte, wenn er erst einmal dort im Wald war, aber vorher musste er Boden ohne jeden Bewuchs überqueren und
sehen, wie er zwischen einem Dutzend ausgebildeter Soldaten durchkam. Nur eines wusste er mit absoluter Sicherheit – dass Major Keon Biyoya ein wandelnder Toter war.
    Zwei Soldaten kamen durch das Lager auf ihn zu. Jack spürte, wie sich die Spirale in seinem Innern immer enger zusammenzog, um jeden Moment in die Höhe zu schnellen. Jetzt oder nie. Seine Hände waren vor ihm gefesselt, aber diejenigen, die ihn gefangen hielten, waren nachlässig gewesen und hatten seine Füße nach der letzten Folter nicht zusammengebunden, da sie glaubten, sie hätten ihn außer Gefecht gesetzt. Biyoya hatte mehrfach den Kolben eines Gewehrs in die Wunde an seinem Bein gestoßen, weil es ihn erbost hatte, dass er Jack keine Reaktion entlocken konnte. Jack hatte schon in sehr jungen Jahren gelernt, nie einen Laut von sich zu geben, sich in seinem Kopf an einen sehr fernen Ort zurückzuziehen und Geist und Körper voneinander zu trennen, doch Männer wie Biyoya konnten sich diese Möglichkeit nicht ausmalen. Manche Männer zerbrachen nicht, sie konnten sich nicht brechen lassen, nicht einmal dann, wenn man sie unter Drogen setzte und ihr Körper von rasenden Schmerzen gepeinigt wurde.
    Eine Hand packte Jack am Haar und zog fest daran, um seinen Kopf hochzureißen. Eiskaltes Wasser wurde ihm ins Gesicht gespritzt und rann über seine Brust in die Wunden. Der zweite Soldat rieb eine Paste aus Salz und verkohltem Laub in seine Wunden, und beide lachten.
    »Der Major will, dass sein Name richtig schön zu sehen ist«, höhnte einer von beiden in seiner Muttersprache. Er beugte sich herunter, um Jack in die Augen zu sehen.
    Er musste dort den Tod gesehen haben, die kalte Wut und die eiserne Entschlossenheit, denn er keuchte und
wollte zurückschrecken, war jedoch einen Herzschlag zu spät dran. Jack bewegte sich so flink, dass seine Hände nur verschwommen zu sehen waren, als er dem Rebellen den dünnen Draht um den Hals schlang und ihn nach hinten zog. Der Mann verlor das Gleichgewicht, und Jack benutzte ihn als lebenden Schild, während der andere Soldat seine Waffe hochriss und einen Schuss abgab. Die Kugel schlug in die Brust des ersten Rebellen ein, und Jack wankte rückwärts.
    Chaos brach im Lager aus. Männer suchten eilig Deckung und gaben ziellos Schüsse auf den Dschungel ab, denn sie waren verwirrt und konnten nicht mit Sicherheit sagen, woher die Schüsse gekommen
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