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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz
Autoren: Rose Gerdts
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Stelle des Films fängt Hasso von Germershausen an, sich mit tränenerstickter Stimme selbst zu bezichtigen. Die Produkte seines Unternehmens – menschenverachtend. Das Marketing – heuchlerisch. Die Zerstörungskraft der Waffen – furchtbar!
    Steenhoff bezweifelte, dass Hasso von Germershausen wirklich glaubte, was er mit mechanischer Stimme von sich gab. Aber vermutlich hatte er gehofft, seine Peinigerin damit milde stimmen zu können und einen sicheren Weg vom Grundstück gezeigt zu bekommen. Doch Maren Krohn hatte ihn in der Dunkelheit allein gelassen und sich irgendwann in die Hütte zurückgezogen.
    Bevor die Frau ihre Pulsadern öffnete, hatte sie das Video auf eine Stunde zusammengeschnitten. In Nahaufnahme zeigten die Filmsequenzen den psychischen Verfall eines zu Tode geängstigten Menschen.
    «Kurz vor ihrem Selbstmord», sagte Steenhoff in die beklommene Stille hinein, «hat Maren Krohn den Zusammenschnitt an mehrere Zeitungen geschickt und außerdem bei YouTube und Facebook reingestellt.» Er blickte ernst in die Runde. «Die Kollegen versuchen gerade, es bei YouTube sperren zu lassen, aber vermutlich verbreitet es sich bereits in Windeseile um die Welt.» Nach einer Pause fuhr er fort: «Der Polizeipräsident hat unsere Pressestelle um zwei Kollegen verstärkt, weil seit heute früh pausenlos Journalisten anrufen. Selbst ausländische Sender interessieren sich für die Geschichte um den Rüstungsfabrikanten, der aus panischer Angst vor den Produkten seines eigenen Unternehmens keinen Schritt mehr weitergehen mochte.»
    «Damit hat Maren Krohn zumindest eins ihrer zentralen Ziele erreicht», warf Wessel nachdenklich ein. «Die Menschen reden über diese teuflischen Waffen.»
    «Haben die Delaborierer eigentlich irgendetwas auf dem Grundstück gefunden, was seine Angst gerechtfertigt hätte?», erkundigte sich Jan Schneider.
    «Du meinst eine Attrappe oder unscharfe Mine?»
    Schneider nickte.
    «Nein. Nichts.» Steenhoff nahm wieder Platz. «Maren Krohn hat Hasso von Germershausen nur seiner eigenen Vorstellungskraft ausgeliefert.»
    «Und die vorher ordentlich befeuert», warf Michael Wessel ein. Verstohlen warf er einen Blick zu Petersen, die wenige Meter von ihm entfernt steif auf ihrem Stuhl saß. «Sie hatte ihm so viel Angst eingejagt, dass auch wir überzeugt waren, keinen Schritt weitergehen zu können», fügte Wessel hinzu.
    «Nicht schön», sagte Fredrike Balzer. «Da kann man leicht mal die Nerven verlieren.» Ihre Stimme klang kühl.
    «Nein, schön war das tatsächlich nicht», erwiderte Steenhoff scharf. «Die Zeit, bis die Delaborierer uns da rausgeholt haben, war für jeden von uns sehr belastend.» Sein Tonfall signalisierte allen im Raum, dass das Thema für ihn damit beendet war.
    Steenhoff verspürte eine ungeheure Wut auf Frederike Balzer. Sie hatte keinen Grund, auf Petersens Nervenzusammenbruch herumzureiten. Jeder von ihnen hatte seine ganz persönliche Demarkationslinie. Bei nächster Gelegenheit würde er Frederike Balzer beiseitenehmen und mit ihr reden. Entweder sie änderte ihr Konkurrenzverhalten zu Navideh Petersen, oder er würde ihr klarmachen, dass sie es künftig auch mit ihm zu tun bekäme.
     
    Der Montag war eine pausenlose Aneinanderreihung von Besprechungen, Terminen sowie einer Pressekonferenz mit Dutzenden von Journalisten und zahllosen Telefonaten. Mehrere Sender und Zeitungen baten um ein exklusives, längeres Interview. Aber Frank Steenhoff und Bernd Tewes waren sich einig, dass sie zunächst die Daten auf Maren Krohns Computer gründlicher auswerten mussten. Vieles sprach dafür, dass die Gruppe der ‹Mütter und Väter von Paghman› tatsächlich nur aus einer Person bestanden hatte. Aber sie konnten sich keinen Fehler erlauben. Deshalb liefen die Ermittlungen trotz des Todes von Maren Krohn weiter.
     
    Hasso von Germershausen befand sich noch in der Klinik. Nach Auskunft seiner Ärzte stand er nach wie vor so stark unter dem Eindruck der Ereignisse, dass er vorerst nicht vernehmungsfähig war. Ein Teil der Soko durchsuchte sein Haus nach Beweisen dafür, dass er schon länger erpresst worden war.
    Petersen und Steenhoff fuhren in sein Büro, um die Chefsekretärin zu befragen und nach weiteren Beweismitteln zu suchen.
    Sigrid Werlemann räumte gerade ihren Schreibtisch aus, als die beiden Ermittler in ihrem Büro auftauchten.
    «Was machen Sie da?», erkundigte sich Steenhoff in scharfem Ton.
    «Einpacken», antwortete die Frau knapp und warf einen
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