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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz
Autoren: Rose Gerdts
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Stapel Papiere in den Mülleimer.
    Die linke Augenbraue von Petersen ging fragend nach oben.
    «Der kann sich jemand anderen suchen», erklärte Sigrid Werlemann trotzig, «ich jedenfalls arrangiere keine Hotelübernachtungen in Fünf-Sterne-Hotels mehr für diesen Mann.»
    Sie warf das gerahmte Foto ihrer Tochter in den Karton, wobei das Glas einen Sprung bekam. Aber Sigrid Werlemann achtete nicht darauf.
    «Wir haben einen Durchsuchungsbefehl», sagte Steenhoff ruhig.
    Die Sekretärin sah ihn gleichgültig an. «Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an.» Mit diesen Worten stieß sie die Tür zu dem Büro ihres Chefs auf. Dann kramte sie in ihrer Tasche, als suchte sie nach etwas.
    «Wollen Sie gar nicht wissen, wie es Ihrem Chef geht?», erkundigte sich Petersen.
    Die Gesichtszüge der Sekretärin wurden hart. «Ich hab’s heute Morgen bei YouTube gesehen. Davon wird er sich so schnell nicht erholen.» Ihrer Stimme fehlte jede Spur von Bedauern.
     
    Kurz vor der Pressekonferenz meldete sich der Innensenator persönlich bei Steenhoff. Er gratulierte ihm und seinen Kollegen zu dem Ermittlungserfolg. Seiner Stimme war anzuhören, wie erleichtert er war, dass die Attentäterin kein weiteres Unheil mehr anrichten konnte.
    «Wir hatten die größten Sorgen, dass es einen weiteren Anschlag geben und die Menschen in Panik geraten würden», sagte er offen. «Die Frau hätte damit die ganze Stadt in Geiselhaft nehmen können.»
    Steenhoff stimmte ihm zu. Als der Innensenator nach dem halbstündigen Gespräch weitere Details hören wollte, musste Steenhoff ihn jedoch auf den späteren Abend vertrösten. Der Senator war einverstanden, und Steenhoff nahm sich vor, ihn bei der Gelegenheit auf Farid und seinen Bruder Motjaba anzusprechen. Der Junge war unverschuldet in eine höchst prekäre Situation geraten. Auch wenn er sich illegal in Deutschland aufhielt, war er kein Krimineller. Vielleicht sah der Politiker eine Chance, Motjaba zu helfen. Doch zunächst mussten sie ihn finden.
    Steenhoff war allerdings überzeugt, dass Farid längst wusste, wo sich sein Bruder aufhielt.
    Mitten im Trubel erreichten Steenhoff zwei SMS , die ihn besonders freuten. Die eine war von Ira. Sie schrieb ihm, dass sie zwei Tage eher als geplant aus Portugal wiederkommen und schon am Dienstagabend in Bremen landen würde. Offenbar hatte sie noch nicht im Internet gelesen, dass die Bremer Polizei die Attentäterin gefasst hatte, denn als letzten Satz hatte sie hinzugefügt: «Ich hoffe, dass uns dein aktueller Fall nicht den gemeinsamen Abend vermasselt. Freue mich auf dich! Ira.»
    Die andere SMS kam von Andrea Voss. «Herzlichen Glückwunsch! Wir sehen uns gleich auf der Pressekonferenz. PS : Bin sehr froh, dass euch nichts passiert ist.»
     
    Es war spätnachts, als Steenhoff mit dem Auto auf seinen Hof fuhr.
    Zwanzig Minuten später lag er erschöpft im Bett. Aber er kam nicht zur Ruhe. Die Ereignisse der letzten 24 Stunden beschäftigten ihn. Vor allem machte er sich insgeheim Vorwürfe: Niemand hatte es ausgesprochen, aber was wäre gewesen, wenn Maren Krohn auf dem Grundstück tatsächlich Minen vergraben hätte? Nicht auszudenken, wenn einem seiner Kollegen etwas passiert wäre! Oder wenn die Attentäterin in der Hütte eine Sprengfalle versteckt hätte? Doch ganz offensichtlich ging es der Frau nicht darum, blindlings Menschen zu töten und Angst und Schrecken zu verbreiten.
    Zu dieser Überzeugung war Steenhoff nach einer ersten Durchsicht ihres Tagebuchs gekommen. Aus den fiktiven Briefen an ihren in Afghanistan getöteten Freund ging hervor, dass Hasso von Germershausen die Ermittler belogen hatte. Denn anders, als er gegenüber der Polizei behauptet hatte, waren dem Attentat im Park mehrere Erpresserschreiben vorausgegangen. Die Tagebucheintragungen belegten zudem, dass die Ärztin tatsächlich allein gehandelt hatte und es nicht ihre Absicht gewesen war, jemanden zu töten. Sie hatte die Feuerwehr in der Nacht vor der Explosion angerufen, die Beamten gewarnt und offenbar auch einen Hinweis an dem präparierten Pfosten befestigt. In ihrem Tagebuch griff sie mehrfach die Frage auf, warum die Polizisten den Zettel nicht gefunden hatten: «Habe ich den Wind unterschätzt, der in der Nacht aufkam? Habe ich den Zettel nicht richtig befestigt? Oder haben sie das Papier in der Dunkelheit einfach übersehen?»
    Der Tod des Gärtners belastete Maren Krohn und schien sie zugleich noch entschlossener zu machen, gegen Hasso von Germershausen
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