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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd
Autoren: Tami Hoag
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Tränen liefen ihr über das Gesicht.
    Unter ihr hörte der Krach plötzlich auf, und eine merkwürdige, entsetzliche Stille trat ein. Molly spitzte die Ohren, lauschte angestrengt, doch die Stille drang auf sie ein, bis sie meinte, taub geworden zu sein.
    Dann ertönte eine kleine, leise Stimme, die wie aus einer anderen Dimension durch die Lüftungsschlitze kam. »Ich wollte doch nur ein schönes Leben … ich wollte doch nur ein schönes Leben …«

56
    Landry traf gleich nach dem Krankenwagen ein, der für Paris gerufen worden war. Mein Schuss durch die Windschutzscheibe hatte sie an der Schulter gestreift. Sie hatte etwas Blut verloren, würde aber weiterleben, und immer weiter – in einer Gefängniszelle, wie ich hoffte.
    Landry sprang aus dem Wagen und kam direkt auf mich zu, wehrte mit erhobener Hand den Polizisten ab, der den Tatort gesichert hatte. Deputy Saunders, meine Eskorte aus der Nacht, in der Michael Bernes Pferde freigelassen worden waren, beobachtete mich, nicht bereit, sich auf mein Wort zu verlassen, dass ich unschuldig sei.
    Landry winkte ihn weg, konzentrierte sich ganz auf mich.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    Ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln. »Du musst es ja langsam leid sein, mich das zu fragen. Mir geht’s gut.«
    »Du hast mehr Leben als eine Katze«, murmelte er.
    Ich berichtete ihm, was passiert war, was gesagt worden war und wie ich es einschätzte.
    »Wieso bist du überhaupt hergekommen?«, wollte er wissen.
    »Ich weiß nicht. Ich dachte, Paris könnte versuchen, an Trey ranzukommen. Alles drehte sich um ihn – um Trey, um sein Geld, um seine Stallungen.«
    Ich schaute zurück zum Stall, die massiven Wände vom Licht des Krankenwagens und der Streifenwagen beleuchtet. Trey wurde in Handschellen zu einem der Wagen geführt.
    »Ich glaube, Trey und Jade haben den Plan ausgeheckt, Sallie Hughes umzubringen, damit Trey erben und das hier bauen konnte. Ich hab es Trey auf den Kopf zugesagt. Er hat es nicht mal abgestritten. Darum blieb er Jade gegenüber loyal. Er hatte keine andere Wahl. Paris wollte Jade aus dem Weg haben, damit sie alles übernehmen konnte. Und am Ende wird keiner von ihnen etwas davon haben«, sagte ich. »Der ganze Betrug, all die Täuschungen, der ganze Schmerz, den sie verursacht haben – und das alles für nichts. Alle verlieren.«
    »Ja«, meinte Landry, als der Krankenwagen wegfuhr, gefolgt von einem Streifenwagen. »Fälle wie dieser lassen mich wünschen, ich hätte auf meinen Alten gehört. Er wollte, dass ich Bauingenieur werde.«
    »Welchen Beruf hatte er?«, fragte ich.
    Sein Mund zuckte. »Er war Polizist. Was sonst? Dreißig Jahre bei der Polizei von Baton Rouge.«
    »Noch immer nichts von Van Zandt?«, fragte ich auf dem Weg zu unseren Autos.
    »Bisher nicht. Der Typ im Frachthangar hat uns gesagt, dass Van Zandts Pferde vor einer Weile per Transporter eingetroffen sind, aber er hat den ganzen Tag über nichts von Van Zandt gehört. Glaubst du, er steckte mit Paris unter einer Decke?«
    »Ich glaube immer noch, dass er Jill umgebracht hat. Aber Trey sagte, Paris hätte in der Nacht sein Bett verlassen, um nach den Pferden zu sehen. Jills Leiche wurde so platziert, dass sie gefunden werden musste, und wer immer sie dort hingebracht hat, wusste, dass alle es mit Jade in Verbindung bringen würden. Das förderte Paris’ Pläne.«
    »Wir wissen, dass Van Zandt an dem Abend im Players war«, sagte Landry. »Er hat das Mädchen angemacht. Angenommen, er ist ihr nach draußen gefolgt, um die Stücke aufzusammeln, nachdem Jade ihr das Herz gebrochen hatte. Vielleicht hat sie Nein gesagt, und er wollte es nicht hören. Also musste sie sterben.«
    »Paris kommt dazu und überredet Van Zandt, die Leiche in die Mistgrube zu werfen«, nahm ich den Faden auf. »Hat er auch mit dem Rest zu tun? Ich weiß es nicht. Chad wollte mir weismachen, dass Erin tatsächlich vergewaltigt worden ist und Paris die Dinge aus dem Ruder laufen ließ. Vielleicht kam Van Zandt dazu und hat die Sache übernommen.«
    »Wenn es so war, wird sie es sicher ausplaudern«, sagte Landry. »Sie sitzt im Gefängnis, er nicht. Nichts zerstört eine Partnerschaft schneller als die Androhung einer Gefängnisstrafe. Gute Arbeit, Estes.«
    »Hab nur meine Bürgerpflicht getan.«
    »Du solltest immer noch eine Dienstmarke tragen.«
    Ich sah weg. »Ach, na ja, hör auf mit dem Süßholzraspeln. Ich würde das im Büro des Sheriffs nicht laut äußern, wenn ich du wäre.«
    »Vergiss die
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