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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd
Autoren: Tami Hoag
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reden.«
    »Warum richten Sie dann die Waffe auf mich, Paris?«
    Sie blickte zu Trey. »Daran ist nur Don schuld«, sagte sie. »Er hat Stellar getötet. Er hat Erin entführt. Er hat Jill umgebracht. Das hat alles Don getan, Trey. Du musst mir glauben.«
    »Warum?«, fragte er. »Weil es zu deinem Plan gehört?«
    »Weil ich dich liebe!«, rief sie eindringlich, obwohl sie den Blick auf mich gerichtet hielt, weiterhin auf mich zielte. »Erin hat gesehen, wie Don Stellar getötet hat. Don hat ihr schreckliche Dinge angetan, um sie zu bestrafen. Und er hat Jill umgebracht.«
    »Nein, hat er nicht, Schätzchen«, sagte Trey müde. »Ich weiß, dass er es nicht war.«
    »Was soll das heißen?«
    »Du hattest Nachtcheck an dem Abend, als Jill getötet wurde. Dafür hast du mein Bett verlassen. Genau wie in der Nacht zuvor, als Bernes Pferde freigelassen wurden.«
    »Du bist verwirrt, Trey«, widersprach Paris mit einer gewissen Schärfe in ihrer Stimme.
    »Im Allgemeinen ja. So ist das Leben einfacher. Aber in diesem Fall nicht.«
    Sie machte noch einen Schritt auf mich zu, wurde ungeduldig. »Legen Sie die verdammte Waffe auf den Boden!«
    Ich stieß einen Seufzer aus und hockte mich langsam hin, als wollte ich die Waffe ablegen, duckte mich dann und rollte mich seitwärts weg.
    Paris schoss zweimal, eine der Kugeln schlug neben mir in den Boden und ließ Splitter von Travertinmarmor hochspritzen.
    Ich nahm die Glock in die linke Hand, versuchte sie mit der rechten abzustützen, kam auf die Füße und stürzte auf Paris zu, bevor sie einen dritten Schuss auf mich abgeben konnte.
    »Fallen lassen, Paris! Fallen lassen! Fallen lassen!«
    Sie drehte sich um und rannte zur Treppe am anderen Ende des Balkons. Ich hastete hinterher, bremste ab, als sie um die Ecke bog und hinter sich schoss.
    Vorsichtig lugte ich um die Ecke, die leere Treppe hinunter, die von dem Sicherheitslicht nur schwach erleuchtet war. Sie konnte unter dem Treppenabsatz stehen, gegen die Wand gedrückt, und nur darauf warten, dass ich ihr hinterherkam. Ich sah fast vor mir, wie ich um den Absatz bog und die Kugel mich mitten in die Brust traf, mein Blut die einzige Farbe in der schwarzweißen Umgebung.
    Stattdessen lief ich zum Ende des Balkons und schaute hinunter. Sie war weg. Ich rannte die Treppe runter. Der Motor des Porsche heulte auf, als ich unten ankam. Mit aufgeblendeten Scheinwerfern raste das Auto auf mich zu.
    Ich hob meine Pistole und schoss auf die Windschutzscheibe, warf mich dann zur Seite.
    Paris versuchte, den Porsche zu wenden, mit durchdrehenden Rädern und hoch aufspritzendem Dreck und Kies. Das Auto schlitterte seitwärts und krachte voll gegen die Betonwand des Gebäudes; Hupe und Alarmanlage gingen gleichzeitig los.
    Paris öffnete die Tür, fiel aus dem Wagen, stand auf und lief auf die Einfahrt zu, die Hand auf die linke Schulter gedrückt. Sie stolperte und fiel hin, rappelte sich auf und rannte ein paar Schritte weiter, stolperte und fiel erneut. Schluchzend lag sie auf dem Boden, über sich das Schild, das stolz den Bau der Lucky Dog Farm verkündete.
    »Nein, nein, nein, nein, nein!«, wimmerte sie immer und immer wieder, als ich sie erreichte. Blut von der Schusswunde in ihrer Schulter rann ihr zwischen den Fingern hindurch.
    »Das Spiel ist vorbei, Paris«, sagte ich, schaute auf sie hinunter. »Das Glück hat dich verlassen, Miststück.«

55
    Molly saß zusammengekrümmt auf ihrem Bett, die Knie bis unter das Kinn hochgezogen. Sie zitterte und versuchte mit aller Macht, nicht zu weinen.
    Sie hörte, wie sich ihre Eltern unten stritten. Die Stimmen drangen durch den Fußboden nach oben. Bruce brüllte. Irgendwas krachte gegen die Wand. Ihre Mutter kreischte Hass erfüllt und wütend wie etwas aus einem Albtraum. So hatte Molly sie noch nie gehört. Ein unheimlicher, hoher Ton, wie eine an- und abschwellende Sirene. Sie klang wahnsinnig. Bruce hatte sie mehr als einmal wahnsinnig genannt.
    Molly fürchtete, dass er Recht haben könnte. Dass vielleicht das enge Band, das Krystal die ganze Zeit zusammengehalten hatte, einfach zerrissen war, und dass alles, was sie in sich zurückgehalten hatte, jetzt hervorbrach.
    Als das Kreischen wieder anschwoll, sprang Molly vom Bett, verschloss die Tür und mühte sich ab, ihren Nachttisch davor zu schieben. Sie nahm das Handy, das Elena ihr gegeben hatte, kauerte sich wieder gegen das Kopfteil ihres Bettes und wählte Elenas Handynummer.
    Das Telefon klingelte, doch keiner ging ran.
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