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Schattenmenagerie

Schattenmenagerie

Titel: Schattenmenagerie
Autoren: Dieter Buehrig
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Fingerabdrücken daran, mit
der der Wilderer getötet wurde.«
    »Ich töte keinen Menschen. Ich bin
Jäger! – Und welches Motiv wollen Sie mir unterstellen?«
    Jetzt hakte Kroll ein: »Wir geben
allerdings zu, dass das alles nur vage Vermutungen sind. Das alles liegt zwar im
Bereich des Möglichen, und – Sie werden Verständnis dafür haben – wir müssen nach
allen Richtungen hin recherchieren, ohne Ansehen der Person. Im Übrigen trauen wir
einem leidenschaftlichen Jäger, wie Sie und Ihr Sohn es sind, nicht zu, mit verbotenen
Fangeisen und abgesägten Flinten auf die Jagd zu gehen.«
    Er machte eine kleine Pause, griff
erneut zur Serviette und strich sie sorgfältig mit dem Handrücken glatt. Dann sagte
er in leisem Ton, ohne aufzublicken: »Ich bin der festen Überzeugung, dass Sie unschuldig
sind.«
    Wieder eine längere Atempause, die
Kroll nutzte, um das Mundtuch zu einem Stern zu formen. Plötzlich richtete er seinen
Blick fest auf den Revierförster. »Dann kämen schon eher Sie infrage, Herr Kriebgans.«
    Dem Angesprochenen blieb zunächst
vor Schreck der bartumflossene Mund offen. Dann stieß er hervor: »Ich? – Ich bin
ein redlicher Mensch! Ich habe nie etwas Unrechtes getan!«
    Ehe er seine Verteidigung fortsetzen
konnte, setzte Kroll nach. »So? – Wirklich? – Wir haben ein wenig Ihre Vergangenheit
beleuchtet. Sind Sie seinerzeit nicht wegen uneidlicher Falschaussage aus dem Dienst
im Lübecker Forstamt entlassen worden?«
    »Das gehört doch wohl nicht hierher!
– Und außerdem ging es darum, einem Kollegen zu helfen.«
    Wie bei einem Kreuzverhör schaltete
sich jetzt Dorndorf wieder ein. »Ja, das wissen wir. Sie wollten ihn in Zusammenhang
mit einem Jagdunfall decken und haben sich vor den Ermittlungsbehörden dann in Falschaussagen
verwickelt. – Sie haben also gelogen. – Kann man Ihnen denn jetzt trauen?«
    »Ich habe mich freiwillig für den
Dienst in dem Privatforst des Herzogs beworben und meine Arbeit bis auf den heutigen
Tag ohne Makel ausgeführt. – Das kann der Herzog bezeugen, denke ich.«
    Kroll ergriff erneut das Wort: »Dass
Sie ein guter Förster sind, bezweifelt niemand. Uns geht es allein um die Frage,
ob Ihre Aussagen vertrauenswürdig sind. Schließlich sagten Sie mir gegenüber neulich
aus, dass das Fangeisen, das dem Wilderer zum Verhängnis wurde, aus Ihrem Schuppen
stammte. Es trägt immerhin Ihre Fingerabdrücke. Wieso lagern Sie Dinge, von denen
Sie wissen, dass sie verboten sind? Und ich glaube, Sie sind einer der wenigen,
die wissen, wie man einen Schwanenhals als Abtrittseisen präpariert. – Und – Sie
wussten, dass im Waffenschrank des Herzogs eine Flinte Kaliber 12 hing.«
    Der Angesprochene, etwas langsam
von Begriff, schwieg verunsichert. Daher traf ihn Dorndorfs Frage wie ein Schuss
aus dem Hinterhalt: »Und jetzt wollen Sie wieder jemanden decken. Ihre Stieftochter
Caoba!«
    Frau Kriebgans
bekam einen hochroten Kopf und hechelte nach Luft, als stünde sie kurz vor einem
Kollaps. »Unglaublich – wie … – wie können Sie …«
    Dorndorf ließ nicht locker: »Wir
können, verehrte Frau! – Sie haben wohl vergessen, dass ich persönlich Ihre Tochter
in flagranti am Tatort erwischt habe. Und Sie werden zugeben müssen, dass sie sich
ziemlich verdächtig benommen hat. Und Fakt ist, dass auch ihre Fingerabdrücke auf
dem Fangeisen sichergestellt werden konnten.«
    Er zog ein Dossier aus seiner Aktentasche,
die er neben seinen Füßen abgestellt hatte, und knallte es auf den Tisch. »Und ein
Motiv haben wir auch. – Hier sind Zeugenaussagen, die eindeutig bestätigen, dass
Caoba ein Verhältnis mit dem Jungherzog hatte.«
    Jetzt war es an der Gräfin von Bülow,
nervös mit der Tischserviette herumzuhantieren. Ihr Verlobter presste die Lippen
zu einem steinernen Strich zusammen.
    Dorndorf fuhr fort: »Und als Caoba
dann entdeckte, dass ihr Liebhaber untreu wurde, suchte sie nach der nächstbesten
Möglichkeit, sich zu rächen. – Sie lockte ihn zu einem Stelldichein an den Kolksee.
Aber leider trat der arme Wilderer in die vorbereitete Falle. Und als die dann zugeschnappt
war, erschoss sie ihn versehentlich, weil er die herzogliche Kleidung trug. – Mord
aus Eifersucht. – Eines der ältesten Motive der Kriminalgeschichte.«
    Der Jungherzog
brach sein verkrampftes Schweigen. »Meinen Sie nicht auch, Herr Kommissar, dass
Sie es sich recht einfach machen, indem Sie über jemanden richten, der gar nicht
anwesend ist? – Außerdem, Ihre Beweislage
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