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Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers

Titel: Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers
Autoren: Susan Schwartz
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unbeschwerte junge Nordire so blicken konnte. Aber er hatte sich in der Stadt der goldenen Türme bereits verantwortungsbewusst und mitfühlend gezeigt, obwohl er sich gern als »Bruder Leichtfuß« gab.
    »Was hilft es, euch in Watte zu packen?«, sagte Cwym ungerührt. »Ihr müsst euch den Realitäten anpassen. Elfen sind keine angenehmen Leute, zumindest nicht so, wie ihr Menschen sie euch vorstellt. Eure Maßstäbe treffen nicht auf unser Volk zu.«
    »Der Maßstab des Versagens schon«, antwortete Jack. »Ihr habt euren Gefangenen trotz eures Hokuspokus entkommen lassen. Also hört auf, uns demoralisieren zu wollen, nur weil ihr Mist gebaut habt.«
    Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück.

    Schlagartig, als sie die äußere Mauer des Palastes hinter sich ließen, besserte sich das Wetter. Nebel und Wolken waren verschwunden, als hätte es sie nie gegeben, als hätten sie alle eine unsichtbare Grenze überschritten. Und vielleicht hatten sie das auch. Der riesige Olymp war zum ersten Mal deutlich zu sehen, wie er aus dem Gebirge emporragte, der schneebedeckte Gipfel gleißend im Sonnenlicht.
    Laura stellte traurig fest, was für ein schöner Tag sie auf einmal umgab. Der Himmel war klar, die Sonne angenehm warm, die Luft von milder Würze. Das Wäldchen, das sie betraten, war voller Rascheln und Grün, Blütenduft und Bienensummen. Nach der langen, harten Wüstentour und dem nicht minder strapaziösen Weg hierher hätte es eine schöne Erholung für Körper und Geist sein können. Eine Versöhnung mit allem.
    Doch hinter ihr lagen der Palast Morgenröte, dessen jetziges Aussehen wie blanker Hohn zu dem sanften Namen stand, und mit ihm der finstere Herrscher des Drachenthrons sowie die menschlichen Gefährten, die er als Geiseln genommen hatte. Not und Elend, Gewalt und Unterdrückung, zu dem das Nebelgrau viel besser gepasst hatte.
    Und vor ihr lagen elf Wochen und ein paar Tage Frist, bis der Aufenthalt in diesem Reich zur tödlichen Falle wurde. Und der weitere Weg würde alles andere als ein Zuckerschlecken werden und nicht minder tödliche Gefahren bergen. Es stand keine Zeit zur Verfügung, um innezuhalten und durchzuatmen. Um Kräfte zu sammeln für Körper und Geist. Ohne Pause ging es weiter, und der Druck der Verantwortung lastete immer schwerer auf ihr.

    Wie Milt vorgeschlagen hatte, wurde ihnen ein hinten offener Karren zur Verfügung gestellt, auf dem zehn Personen Platz fanden, wenn sie sich klein machten. Der Holzboden und die Wände waren staubig weiß, anscheinend wurde darin sonst Mehl transportiert.
    Sie näherten sich dem Karren von der rückwärtigen Seite, und Laura bemerkte, dass bei den Hinterrädern zwei sehr starke Ketten im Boden verankert waren. Sie runzelte die Stirn; sie verstand zwar nichts von Fuhrwerken und Kutschen, aber diese Sicherung kam ihr doch ein wenig ... merkwürdig vor. Und nicht besonders sinnvoll, weil es sehr umständlich war, diese Ketten zu lösen.
    »Ihr seid ja verrückt«, wisperte Maurice Karys, der einstmals in feinen Zwirn gekleidete Controller aus Frankreich. Er kratzte sich beständig überall, als wäre die neue Kleidung mit Juckpulver durchsetzt.
    Laura rutschte das Herz um eine Etage tiefer, als sie begriff, was er meinte.
    Vor den Karren waren zwei Zugtiere gespannt. Aber was für welche! Zwei riesige, muskelbepackte, haarige Rücken wölbten sich gut sichtbar über dem Karren. Stachlige Schwänze schlugen nach den vielen um sie herumschwirrenden Insekten. Eines der Tiere warf plötzlich grunzend den Kopf hoch, und das gepanzerte Zuggeschirr rasselte.
    Nun stöhnte selbst Milt. »Das kann ja heiter werden ...«
    »Was sind das für Tiere?«, fragte Laura; sie hoffte, dass ihre Stimme dabei nicht zu sehr zitterte.
    »Renoswiins«, antwortete der Uniformierte und sabberte vor Vergnügen. »Viel Spaß.« Damit empfahl er sich, zusammen mit den Wachen.
    Sie waren allein. Das Leben um sie zwitscherte und tirilierte unbeschwert, das schaurige Schloss mit seinem finsteren Herrscher schien bereits weit entfernt.
    »Wir sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, zu Fuß zu gehen«, schlug der Schweizer Sachbuchautor Norbert Rimmzahn vor, der sonst für jede Bequemlichkeit dankbar war.
    »Dem stimme ich zu«, sagte Maurice Karys. Das war keine Überraschung, da er sowieso meist dem beipflichtete, was Rimmzahn sagte.
    Aber in diesem Fall waren sich ausnahmsweise einmal die meisten einig.
    »Ach was«, sagte Finn MacDougal munter. »Ich bin schon
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