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Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers

Titel: Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers
Autoren: Susan Schwartz
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rausziehen.«
    Dann standen sie für einen Moment erschrocken mit den schweren Erdnägeln in der Hand da; nun gab es keinen Halt und Schutz mehr. Doch die beiden Renoswiins verhielten sich still, und so wagten die vier Männer es, die Ketten am Rand des Karrens zu deponieren, und kletterten zum Schluss hinein. Es war sehr eng, und es gab kaum eine Möglichkeit, sich festzuhalten. So nah zusammenrücken zu müssen war für niemanden angenehm.
    Laura hatte das Gefühl, auf einem Pulverfass mit brennender Lunte zu sitzen. Sie hatte diesen Vergleich glücklicherweise bisher nie so recht nachvollziehen können - jetzt schon.
    »Notfalls«, sagte Bathú, »müssen wir nach hinten rausspringen, sobald es gefährlich wird.« Sein Gesicht war ebenso bleich wie das aller anderen,
    »Mir ist es ein Rätsel, wie sie die Viecher in das Geschirr gekriegt haben.« Karys' Zähne klapperten leicht.
    Cwym wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Wahrscheinlich haben sie sie vorher betäubt. Oder glaubt ihr, dass irgendjemand diese Monstren tatsächlich als Zugtiere einsetzt?«
    »Nicht mal ihr Elfen?«, fragte Milt mit verzerrtem Lächeln.
    »Ich kenne die Art der hiesigen Elfen nicht, aber so verrückt dürfte keiner sein.«
    Finn meldete sich von vorn. »Also gut, Leute, wollen wir noch ein bisschen plaudern und dann wieder absteigen oder es riskieren?«
    »Der Zauber dürfte halten«, behauptete Bathú, wobei er keineswegs überzeugt wirkte.
    Laura sah, wie sich der Stoff unter Finns Achseln noch dunkler färbte. Sie konnte es ihm nicht verdenken; auch auf ihrer Haut verbreitete der Angstschweiß unangenehme Kühle.
    »Also dann.« Finn atmete einmal kräftig ein und aus, schnalzte mit der Zunge und schlug die Zügel rasselnd an.
    Unterdrückte Schreckenslaute machten die Runde, und jeder bemühte sich um Halt, als der Karren einen Satz nach vorn machte. Die Renoswiins spannten die wulstig hervortretenden Schulter- und Rückenmuskeln an und zogen kraftvoll an. Nach den ersten stampfenden Schritten schienen sie zu bemerken, dass sie das nachfolgende Gewicht kaum spürten, und legten sich weniger ins Zeug. Raumgreifend schritten sie gleichmäßig dahin, und schon nach kurzer Zeit waren der Wald und der Palast hinter einem Hügel verschwunden.
    »Wo lenkst du hin?«, fragte Milt den Iren.
    »Nach Norden, dorthin habe ich das Schiff abfliegen sehen«, antwortete Finn. »Bringen wir zuerst ausreichend Abstand zwischen uns und Alberich, bevor wir die weiteren Schritte überlegen.«
    Damit waren alle einverstanden. Laura sah sich immer wieder um, aber niemand folgte ihnen.
    »Bei der Geschwindigkeit haben wir morgen das ganze Land einmal durchquert«, versuchte sich Norbert Rimmzahn an einer humorigen Bemerkung. Karys hing bleich über der Karrenwand und kämpfte mit seiner Übelkeit.
    Warum haben wir die beiden überhaupt dabei? , fragte sich Laura.
    Die Antwort war einfach: weil Alberich es so bestimmt hatte.
    Er hat uns alle durchschaut und weiß, dass wir so etwas wie die Anführer oder zumindest Wortführer der Gruppe sind. Jeder von uns hat den Mund aufgemacht oder ein bestimmtes Auftreten gezeigt. Vor allem ich hab' mal wieder die Klappe nicht halten können. Alberich kennt uns Menschen fast seit Anbeginn und treibt seine Spiele mit uns ...
    Dennoch hatte es nie bis zur Weltherrschaft gereicht. Es mochte ein knapper Trost sein, dass es Alberich deswegen auch diesmal nicht gelingen möge. Andererseits war der Drachenelf in Wirklichkeit der Schattenlord. Ein Wesen, das bisher im Verborgenen gelebt und auf seine Stunde gewartet hatte. Und die schien nun angebrochen zu sein. Es war dieses Reich, das seine finsteren Pläne förderte. Der Schattenlord schöpfte aus ihm Energie, sammelte sie.
    Laura zweifelte nicht daran, dass Alberich in erster Linie Innistìr gänzlich unterwerfen wollte, bevor er sich der Menschenwelt zuwandte. Seine Absichten waren klar, deswegen wollte er Königin Anne und ihren Gemahl Robert in seine Hände bekommen: Sie sollten ein Tor dorthin öffnen.
    Aber dass es ihm überhaupt gelingen konnte, den Palast der Schöpferin dieses Reiches in Besitz zu nehmen, sie zur Flucht zu zwingen! Seither hatte man von Anne und Robert nichts mehr gehört, sie schienen sich im Verborgenen zu halten.
    Laura schauderte es, weil sie in diese Geschichte stärker verwickelt war als jeder andere. Der Schattenlord war bisher über jeden einzelnen ihrer Schritte informiert gewesen, hatte sogar unmittelbaren Einfluss auf sie genommen.
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