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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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gleiten, dann tiefer über die Fersen und die Fußballen. Sie tat es mit einigem Geschick.
    »Wie ist Amalfi denn so?«, fragte die Biber-Elfe.
    »Du weißt, dass ich darüber nicht reden darf. Der Herrscher zeigt sich seinen Untertanen nicht. Seine Existenz muss ein Mysterium bleiben.«
    »Aber du hast sicherlich schon mal einen Blick auf ihn erhascht?«
    »Nur von hinten. Er hat einen breiten Hintern und geht wie eine Frau. Seine Stimme ist schrill, manchmal hysterisch. Wenn er schlechter Laune ist, tut man gut, so rasch wie möglich die Flucht zu ergreifen. Andernfalls ist man sich seines Lebens nicht sicher.«
    »Warum tut Amalfi so geheimnisvoll? Er zieht durch Innistìrs Länder, lässt durch seine Untertanen Handel treiben und führt trotz seines immensen Reichtums offenbar ein Schreckensregime. Wie steht er zu Alberich, hat er etwas mit dem Schattenlord zu tun?«
    »Ich bin doch bloß ein kleiner Elf, Gloria. – Ein bisschen weiter unten, bitte schön. Jaa, genau, da ist's richtig. – Ich würde dir wirklich gern mehr erzählen, Liebste. Aber ich darf nicht. Amalfi würde es bemerken. Man sagt, dass er Gedanken lesen kann. Er würde mich zur Schnecke machen, würde er erfahren, dass ich über ihn rede.«
    Ruairidh schauderte. Diesmal hatte er nicht gelogen – oder nur ein ganz klein wenig. Amalfi besaß eine außerordentlich gut sortierte Schneckensammlung.
    Gloria schwieg eine Weile. Ruairidh genoss die Massage, während er die Blicke über die Gehhäuser schweifen ließ. Die Tragtiere ruhten. Ihre Stachelmäuler hingen in den Fluss, der bis hierher stolz und reißend war, unterhalb des Lagerplatzes allerdings als schmales Rinnsal in seinem Bett versickerte. Fische platschten hilflos an der Luft, ihres natürlichen Elements beraubt, und erstickten. Die Jäger des Wanderreichs brauchten sie bloß aufzusammeln und in Säcke zu stecken, ebenso wie Krebse, Schlangen, Frösche, Krawanken und Flachläufer, die mit den geänderten Verhältnissen nicht zurechtkamen.
    Die Tragtiere soffen Hunderte, manchmal Tausende von Litern und speicherten sie in ihren Wassermägen. Sie würden während der Wüstenwanderungen auf ihre Vorräte zurückgreifen und wochenlang ohne Flüssigkeitszufuhr auskommen.
    »Das sollte reichen«, sagte Gloria.
    »Ein wenig noch, bitte. Zwischen der kleinen und der vierten Zehe am rechten Fuß, da spüre ich so ein seltsames Ziehen. Als hätte ich mir eine Sehne verletzt.«
    Das Wanderreich bestand aus insgesamt 56 Tieren, und sie trugen jeweils zwei Häuser. Eines rechts, eines links. Ihre Dressurreiter im Nasenvorbau sorgten dafür, dass sich diese Geschöpfe ruhig und gleichmäßig bewegten. Seltsame Mechanismen und ein bisschen Magie sorgten dafür, dass im Inneren der Häuser kaum etwas von den Bewegungen zu spüren war.
    Im Palast des dritten Tragtiers residierte Amalfi. Stolz und nobel war dieser ganz besondere Herrscher. Von seinen etwa dreihundert Untertanen nicht sonderlich geliebt, aber geachtet.
    Wie schön, dass Ruairidh und Gloria Aufnahme im Wanderreich gefunden hatten! Nach der Flucht aus der Gefangenschaft der Gog/Magog hatten sie endlich einmal Glück gehabt und waren als neue Bürger aufgenommen worden, nachdem Amalfi des letzten Boten, Ruairidhs sehr verehrten Vorgängers, verlustig gegangen war und einfaches Putzpersonal in den hinteren Häusern benötigt wurde.
    »Das genügt«, sagte er, streckte sich ausgiebig und stand auf. »Danke sehr.«
    »Sehen wir uns heute Nacht?«, fragte Gloria. Sie packte hastig die Wäsche zusammen. Ein Wanderstädter mit kunstvoll hochgezwirbeltem Turban winkte ihr bereits ungeduldig. Sie wurde wohl andernorts gebraucht.
    »Ich weiß nicht. Amalfi sprach von wichtigen Depeschen, die geschrieben und an die Besitzer anderer Häuser ausgeliefert werden müssen.« Ruairidh seufzte. »Ich hoffe, dass ich endlich einmal zu etwas Schlaf komme. Ich habe keine Ahnung, wie Amalfi das macht – aber er ruht so gut wie nie. Er fordert mich, quält mich, lässt mir kaum Ruhe.« Und jetzt noch dieser ganz besondere bemitleidenswerte Blick, Ruairidh. Ausgezeichnet! Du bist ein Künstler des Lugs.
    Er nickte Gloria zu und überließ sie ihrem Schicksal. Der Durst der Tragtiere war mittlerweile gestillt. Helfer der Dressurreiter trieben sie mithilfe von meterlangen Piken auf die Häuser zu und sorgten dafür, dass sie in die Traghöhlen zwischen den Häusern schlüpften. Die Dressurreiter überwachten die überaus komplizierte Einschirrung. Es würde etwa
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