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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf
Autoren: John Lescroart
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Morddezernats - »in Pension geht.«
    »Das wäre schön blöd«, bemerkte Hardy.
    »Was heißt hier blöd? Ich würde auch in Pension gehen, wenn ich es mir leisten könnte.«
    Hardy schüttelte den Kopf. »Ich rede nicht von Lanier, ich rede von dir.«
    »Ich gehe nicht in Pension.«
    »Natürlich nicht, ich weiß. Aber was du tust, ist: Du überlegst, ob du Batiste fragen sollst, ob er dich wieder zum Morddezernat zurückversetzen kann, oder etwa nicht?«
    »Und ich dachte noch, ich hätte nicht gleich den Holzhammer ausgepackt.«

    »Wann wirst du dich noch mal ändern?« Hardy nahm einen Schluck Bier. »Hast du mit Treya schon darüber geredet?«
    »Klar.«
    »Und? Was sagt sie dazu?«
    »Du wirst zwar nur wie üblich die Augen verdrehen, aber sie sagt, was mich glücklich macht, macht auch sie glücklich.« Hardys erwartete Reaktion ließ Glitsky mit dem Finger auf ihn deuten. »Da haben wir’s schon, siehst du?«
    »Ich kann einfach nicht anders«, sagte Hardy. »Was soll man bei so einem Spruch schon anderes tun, als die Augen zu verdrehen. Hast du schon mit Batiste geredet?«
    »Nein. Er hat mir mit der Ernennung zum Deputy Chief einen großen Gefallen getan. Da möchte ich nicht undankbar erscheinen.«
    »Außer, dass du es bist.«
    »Na ja, ich mache diesen Job jetzt schon drei Jahre, und ich könnte nicht behaupten, dass er mir langsam besser zu liegen beginnt.«
    »Und das Morddezernat täte das schon?«
    Glitsky schob sein Glas in einem kleinen Feuchtigkeitsring herum. »Es entspricht mehr dem, wie ich gepolt bin. Mehr nicht. Nur deshalb bin ich zur Polizei gegangen.«

    Damit kamen sie endlich zu dem Grund, warum sie überhaupt hierhergekommen waren.
    »Es ist einfach so völlig anders«, sagte Hardy. »Ich meine, vor zwei Jahren, da hatte ich zwei Kinder und eine Frau, die auf mich warteten, wenn ich nach Hause kam. Du wirst es nicht glauben, aber wir saßen am Küchentisch und spielten Scrabble. Oder sahen uns zusammen Videos an.«
    »Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, konntest du
es nicht erwarten, dass das endlich ein Ende hätte. Es war so langweilig.«
    »So langweilig auch wieder nicht. Selbst letztes Jahr noch, Beck war zwar schon an der BU, aber Vince war wenigstens noch zu Hause, und wir haben ein paarmal die Woche alle zusammen zu Abend gegessen. Aber jetzt ist er in San Diego, und Frannie arbeitet wie eine Irre und … es ist einfach alles so völlig anders.«
    »Alle ausgeflogen«, sagte Glitsky.
    »Ich dachte, ich würde es toll finden.«
    »Da siehst du’s. Auch da hast du falschgelegen.« Glitsky zuckte mit den Schultern. »Du wirst dich dran gewöhnen.«
    »Ich will mich aber nicht daran gewöhnen. Ich will es so mögen, wie es sein sollte.«
    »Wie soll ich das verstehen? Sollte?«
    »Du weißt schon, abends mit meiner Frau ausgehen, an den Wochenenden ohne die Kinder was unternehmen, auswärts übernachten, wieder das alte sorgenfreie Leben führen.«
    »Als ob du das je geführt hättest.«
    »Du weißt sehr wohl, was ich meine. Ich finde es einfach nicht richtig.«
    »Was? Dass Frannie arbeitet?«
    »Nein. Nein, sie wollte wieder zu arbeiten anfangen, nachdem die Kinder zu Hause ausgezogen waren. Ich stehe da voll hinter ihr. Wieder zu unterrichten und alles. So haben wir es ja schließlich auch geplant.«
    »Nur hast du nicht gedacht, dass es dir so viel Zeit abziehen würde?«
    Hardy trank von seinem Bier, schluckte, atmete geräuschvoll aus. »Sie ist eine gute Frau. Ich sage nicht, dass sie das nicht ist.«

    »Es gibt wenig bessere. Wenn du, was sie angeht, auf dumme Gedanken kommen solltest, kriegst du es mit mir höchstpersönlich zu tun.«
    »Ich mache schon keine Dummheiten. Ich versuche nur, irgendwie damit fertigzuwerden, wie es jetzt zwischen uns läuft. Es ist, als ob plötzlich ihr Job ihr ganzes Leben wäre.«
    »Hast du während eines Mordprozesses mal was mit dir selbst unternommen? Wenn mich nicht alles täuscht, hast du da auch so einige Abendessen ausfallen lassen.«
    »Das ist nicht das …« Hardys Ton wurde härter. »Ich habe das ganze Geld angeschafft, Abe. Ich habe alle versorgt. Das ist jetzt nicht mehr der Fall.«
    »Ach so, klar. Da hast du völlig Recht. Als das noch der Fall war, war es anders.«
    Hardy drehte sein Glas auf dem Tisch und ließ den Blick abwesend durch die schwach beleuchtete Bar wandern. Selbst mit seinem besten Freund auszugehen, um über sich selbst zu sprechen, erwies sich als nicht besonders prickelnd. Es würde sich
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