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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf
Autoren: John Lescroart
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gepackt und in zweiundzwanzig Stunden nonstop von Travis nach Kuwait geflogen - und das alles unter dem Vorzeichen: Beeilung! Macht mal! Wir brauchen euch dort drüben! - und dann kommen Sie hier an, und kein Mensch weiß, dass Sie kommen?«
    »Genau so ist es.«
    »Und was haben sie dann gemacht?«
    »Sagt Ihnen Camp Victory was?« Dabei handelte es sich um eine sandverwehte Sicherheitszone fünf Meilen nördlich von Kuwait City, wo die Army für die Unterbringung überschüssiger Truppen fünf riesige Zelte aufgestellt hatte.
    »Camp Victory!« Allstrong lachte bellend. »Nicht zu fassen!« Er nahm einen Schluck Scotch, hustete, schüttelte den Kopf. »Und ich dachte, mich könnte nichts mehr überraschen. Wie lang haben sie gebraucht, um herauszufinden, wer Sie sind?«
    »Eine Woche sind wir dort rumgehangen.«
    »Wahnsinn. Eine Woche. Und wie hat es Sie dann hierher verschlagen? Was ist mit dem Rest Ihrer Truppe passiert?«
    Evan nahm einen kräftigen Schluck von seinem Scotch. Nach seinem College-Abschluss hatte er ein paar Monate lang einiges an Bier weggeschluckt, aber seit er vor ein paar Jahren zur Polizei gegangen war, trank er nur noch in Gesellschaft und auch da eher wenig. Hin und wieder erschien ihm jedoch ein Schluck richtiger Alkohol, obwohl offiziell verboten, wenn er im Dienst war (immer), angemessen und sogar verdient. »Keine Ahnung«, antwortete er. »Die meisten sind wahrscheinlich noch in Kuwait: die HETs reparieren, die sie
endlich gefunden haben.« Damit waren die Heavy Equipment Transporters gemeint, die zweieinhalb bis fünf Tonnen schwere Cargo Trucks und sonstiges schweres Gerät von den Militärflughäfen in Kuwait und Irak, zu denen sie geliefert worden waren, dahin brachten, wo sie zum Einsatz kommen sollten. Evans National Guard Unit, die in San Bruno, Kalifornien, stationierte 2632nd Transportation Company, war allerdings eine Medium Transportation Unit, die dafür ausgebildet war, Truppen und Gerät zu transportieren.
    »Und was ist mit Ihnen passiert? Ihnen neun?«
    Der Alkohol begann rasch zu wirken. Evan spürte, wie sich sein Körper entspannte. Er lehnte sich zurück und schlug ein Bein über das andere. »Tja, das war schlicht und einfach Glück oder Pech, je nach dem, wie Sie es sehen wollen. Sobald Bingham die HET-Flotte gefunden hatte, stellte sich heraus, dass die meisten Fahrzeuge defekt waren. Hitze, Sand, vier Monate ohne Wartung und was weiß ich noch alles. Daraufhin wurde etwa die Hälfte von uns für Reparaturarbeiten eingeteilt, und den Rest setzte Bingham da ein, wo er gerade jemanden brauchte. Ich war zu Hause bei der Polizei und davor bei der Infanterie gewesen, außerdem war ich der Einzige, der Erfahrung mit von mehr als einem Mann bedienten Waffen hatte. Und weil Bingham gerade einen Konvoi nach Bagdad schicken wollte, teilte er mich und meine Männer zum Gun-Truck-Geleitschutz ein.«
    »Dann sind Ihre Männer also auch Cops?«
    »Nein. Ich bin der einzige Polizist und der Einzige, der am M-Sechzig ausgebildet ist, wenn Sie mal die fünfundvierzigminütige Einweisung nicht zählen, die wir alle erhalten haben, bevor sie uns hier rübergeschickt haben.«
    »Jetzt verarschen Sie mich aber echt.«

    Evan hielt drei Finger hoch. »Ehrenwort.«
    »Wahnsinn«, sagte Allstrong. »Und was haben Sie jetzt für einen Status?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, was ist Ihre Aufgabe? Was werden Sie zum Beispiel morgen machen?«
    Evan nahm einen Schluck Scotch, zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich melde mich morgen um nullachthundert bei Colonel Calliston, dann werde ich es wohl erfahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er uns zu unserer Einheit zurückschicken wird, auch wenn das genau das ist, worum ich ihn bitten werde. Meine Männer sind nicht gerade begeistert über diese Konvoi-Einsätze, bei denen sie leicht unter Beschuss geraten können. So war das ursprünglich nicht vorgesehen.«
    Aus Allstrongs Kehle kam ein wissendes Glucksen. »Tja, Lieutenant, willkommen im Krieg. Pläne sind etwas, wonach man sich richtet, bevor man hierherkommt. Sie vermitteln einem das Gefühl, ein gewisses Maß an Kontrolle zu haben, aber das hat man nicht.«
    »Das sehe ich langsam«, antwortete Evan. »Im Klartext heißt das also, ich weiß nicht, wofür wir morgen oder nächste Woche oder überhaupt irgendwann eingesetzt werden. Wir sind anscheinend die verschollene Kompanie.«
    Allstrong stand mit seinem Becher auf und ging zu der Landkarte. Nachdem er eine Weile
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