Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenkampf

Titel: Schattenkampf
Autoren: John Lescroart
Vom Netzwerk:
einiges ändern, und wie Glitsky sagte, würde er sich daran gewöhnen müssen. Was redete er eigentlich, es hatte sich schon einiges geändert, direkt vor seiner Nase, und er hatte es kaum kommen sehen. »Es ist wohl nie leicht, oder?«, sagte er.
    Glitsky kaute etwas mehr Eis. »Was hast du denn erwartet?«

    Nach Jahren zunehmender Verärgerung und Frustration hatte Hardy schließlich kapituliert und einen abgeschlossenen Stellplatz gemietet. Die Doppelgarage war zwar weite eineinhalb Blocks von seinem Haus entfernt und kostete ihn fast viertausend Dollar im Jahr, aber wenn man auf einen Knopf an der Sonnenblende seines Autos drückte, ging das Tor von
selbst auf, und außerdem lag sie immer noch näher als die meisten Parkplätze, die er normalerweise am Straßenrand fand. Sie erfüllte eine Doppelfunktion als Lagerraum und entzog, was vermutlich das Beste war, die Familienautos den unmittelbaren Gefahren von Diebstahl oder Vandalismus oder beidem, denen seine Familie in den achtzehn Monaten, bevor Hardy zum ersten Mal die Miete überwiesen hatte, dreimal zum Opfer gefallen war.
    An diesem Abend war der Fußmarsch nach Hause aber nicht weiter schlimm. Er hatte nach den zwei Bieren mit Glitsky nichts mehr getrunken; seine Fallbelastung hielt sich zur Zeit in Grenzen, weshalb er nicht seinen üblichen Zwanzig-Kilo-Aktenkoffer zu schleppen hatte; die Nacht war frisch und klar. Sein zweigeschossiges viktorianisches »Eisenbahn«-Haus in der 34th Avenue oben bei der Clement Street war das einzige frei stehende Haus in einem Block voller Mietshäuser. Es hatte einen weißen Lattenzaun, einen ordentlich gepflegten, wenn auch winzigen Vorgarten. Eine Seite des Rasens begrenzte ein von Blumenbeeten gesäumter gepflasterter Weg; zu der kleinen Veranda führten vier Stufen hinauf, über der Tür brannte ein Licht. In Fensterkästen wuchsen weitere Blumen.
    Hardy schloss die Tür auf und machte die Flurbeleuchtung an. Das Haus wurde als viktorianisches »Eisenbahn«-Haus bezeichnet, weil der Grundriss des Erdgeschosses wie ein Eisenbahnwaggon angelegt war. Alle Zimmer - Wohn-, Aufenthalts-, Esszimmer - gingen von dem langen Flur ab, in dem Hardy jetzt in den hinteren Teil des Hauses ging.
    Er machte in der Küche und im dahinter liegenden Wohnzimmer Licht - im Haus herrschte Totenstille -, sah automatisch nach seinen Zierfischen, streute etwas Futter auf die Wasseroberfläche und blieb in ziemlich derselben Haltung
passiver Unentschlossenheit stehen, die er nach seiner letzten Runde Darts eingenommen hatte. Nach einer Minute machte er wieder ein paar Schritte und landete in der Ecke, von der Rebeccas und Vincents Zimmer abgingen.
    Zuerst öffnete er die Tür zu Becks Zimmer. Sie hatte erst vor zwei Wochen darin geschlafen, als sie an Thanksgiving nach Hause gekommen war, aber jetzt fehlte dort natürlich jede Spur von ihr. Das Bett war ordentlich gemacht, die Bücherregale aufgeräumt. Auch Vin war zu Hause gewesen, und sein Zimmer war im Großen und Ganzen wie das seiner Schwester, wenn auch etwas lauter in seiner Abwesenheit - einfach mehr ein Jungenzimmer, mit Sportler- und Musikerpostern und wesentlich mehr Krempel überall. Hauptsächlich wirkten jedoch beide Zimmer einfach nur leer.
    Nachdem er den Anrufbeantworter abgehört (keine Nachrichten) und auf die Uhr gesehen hatte, rief er Frannie auf dem Handy an, bekam aber nur ihre Mailbox dran. Wenn sie bei Mandanten war, machte sie das Handy immer aus. Er sagte: »Yo. Es ist Viertel vor neun, und ich mache mich gerade dran, etwas zu kochen, was sicher super wird. Wenn du die Nachricht abhörst und auf dem Heimweg bist, gib mir Bescheid, und ich warte mit dem Essen auf dich. Wenn nicht, Pech gehabt. Bis später.«
    Hardys schwarze gusseiserne Bratpfanne hing an einem Marlin-Angelhaken über dem Herd. Er nahm das Fünf-Kilo-Monstrum herunter und stellte es auf den Herd, drehte das Gas auf, nahm eine Prise Meersalz aus der Schale neben dem Herd und streute sie in die Pfanne. Egal, was er machen würde, Salz konnte nie schaden.
    Er öffnete den Kühlschrank und fand nach kurzem Kramen Pilze, eine Zwiebel, eine Paprika, etwas übrig gebliebene
Fettucine mit einer weißen Soße, die er als ziemlich gut in Erinnerung hatte. Eine verschimmelte Tomate warf er weg, aber damit blieben immer noch zwei, die wahrscheinlich rettenswert waren, wenn er sie vorsichtig schnitt. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte er »Baby, It’s Cold Outside« zu summen begonnen - auf der Heimfahrt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher