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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut
Autoren: Nané Lénard
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Tränen.
    „Der Pfarrer tot? In Rinteln? Was hat er denn da nur gewollt? Und wieso ist er tot? Identifizieren? Nein, nein, das kann ich nicht. Ich hole Ihnen Pfarrer Martin.“
    Sie rannte davon, als ob der Leibhaftige hinter ihr her war.
    Wolf Hetzer blieb verdutzt zurück. Kruse zuckte mit den Achseln. „Ich kann sie verstehen.“
    Auch Pfarrer Martin war schon gesetzteren Alters und die Ruhe selbst.
    „Frau Schäfer sagt, Sie haben unseren Pfarrer Josef tot aufgefunden? Am Flussufer in Rinteln hat er gelegen? Das ist ja unfassbar.“
    „Das müssen wir leider bestätigen. Dürfen wir uns vorstellen? Ich bin Kriminalhauptkommissar Wolf Hetzer und das ist mein Kollege Peter Kruse.“
    „Vielleicht können wir uns in mein Büro setzen, meine Herren? Das wäre angenehmer und der Situation angemessener, denke ich.“
    „Ja, vielen Dank. Kannten Sie Josef Fraas schon lange?“
    „Oh ja, wir haben uns im Priesterseminar kennengelernt. Da war er fast fertig und ich noch ein Frischling.“
    „Was war er für ein Mensch?“
    „Er war ruhig, besonnen, sehr ehrlich – auch wenn es unbequem war. Meist war er auch kompromissbereit. Nur zum Schluss hat ihm seine Starrköpfigkeit da manchmal einen Strich durch die Rechnung gemacht.“
    „Als Katholik würden Sie da sagen, dass er ein eher konservativer Geistlicher war, oder war er modernen Ideen gegenüber aufgeschlossen?“
    „Oh, das lässt sich nicht so leicht sagen. In gewissen Ansichten war er im Mittelalter stehen geblieben. Dann wieder überraschte er uns mit Aussagen, die keiner von ihm erwartet hätte.“
    „Können Sie uns dafür ein Beispiel nennen?“
    „Fraas hatte zum Beispiel Verständnis für geschlechtliche Liebe vor der Ehe, auch wenn sie nicht zur Zeugung von Nachkommen diente, aber er hätte nie einer Legalisierung der Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare zugestimmt.“
    „Die liberalen Ideen, hat ihm die jemand übel genommen? Wissen Sie, ob es Menschen gab, die ihn verabscheuten?“
    „Sie fragen so, als ob Pfarrer Josef keines natürlichen Todes gestorben sei.“
    „Das ist er auch nicht. Mehr können wir Ihnen aber zum momentanen Zeitpunkt nicht sagen.“
    „Soweit ich weiß, hatte er keine Neider und Feinde. Aber wer weiß, es gibt so viele schlechte Menschen.“
    „Wären Sie bereit, Herrn Fraas in der Rechtsmedizin in Stadthagen zu identifizieren? Wir würden das seiner Hausangestellten gerne ersparen.“
    „Selbstverständlich. Bitte rufen Sie mich einfach an.“
    „Uns wäre es am liebsten, wenn wir das gleich machen könnten. Wir nehmen Sie mit, wenn es Ihnen recht ist.“
    „Ja, gut, einverstanden. Wenn es so dringend ist. Einen Moment, ich muss nur kurz regeln, wer meine Jugendgruppe übernimmt. Dann stehe ich Ihnen zur Verfügung.“
    Pfarrer Martin Braun ging gemessenen Schrittes davon. Hetzer nahm sein Handy aus der Hosentasche und rief Mechthild an.
    Hoffentlich war sie noch da.
    „Ja?“
    „Mica, bist du das? Hier ist Wolf.“
    „Grrr, ich kann jetzt schlecht. Ich stecke mitten in einer Leiche. Kannst du später anrufen?“
    „Nein. Ich mache es kurz. Wie lange bist du noch da?“
    „Ein paar Nieren und Eierstöcke lang.“
    „Ok, wir sind gleich da!“, sagte Hetzer und legte auf, bevor sie Nein sagen konnte.
    Gemeinsam mit Pfarrer Braun fuhren Hetzer und Kruse über die B 83 in Richtung Steinbergen. In Buchholz nahmen sie die 442, die Abkürzung durch den Bückeberg. Knapp eine halbe Stunde später erreichten sie das Kreiskrankenhaus Stadthagen.
    Mica war noch da.
    Sie wusch ihre Hände von all dem rein, was niemand zu genau wissen wollte.
    „Na, Wolf, hast du eine Fährte aufgenommen? Du klangst so ruhelos.“
    „Darf ich vorstellen, das ist Dr. Mechthild von der Weiden. Ich weiß nicht, was spitzer ist, ihr Skalpell oder ihre Zunge.“
    Kruse verdrehte die Augen. Jetzt ging das schon wieder los.
    „Wir wissen jetzt, wer der Mann ist, der heute Morgen in Rinteln angeschwemmt worden ist. Es handelt sich um den 72-jährigen ehemaligen Pfarrer der St. Elisabeth Gemeinde. Josef Fraas heißt, äh, hieß er. Pfarrer Braun ist sein Nachfolger. Er soll ihn identifizieren.“
    „Ah, na, dann kommt mal mit, ihr drei. Er liegt auf Nummer fünf, bestens restauriert – bis auf die kleine Schwachstelle natürlich.“
    Pfarrer Braun hob die Brauen.
    „Was für eine Schwachstelle meinen Sie?“
    „Das kann ich aus ermittlungstechnischen Gründen leider nicht sagen. Aber ich würde gerne mit Hauptkommissar Hetzer
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