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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut
Autoren: Nané Lénard
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auch meinen Beruf nicht ausüben, glaub mir. Er ist übrigens nicht an dem Schlag auf den Kopf gestorben. Der war zwar ziemlich heftig und ich tippe auf eine Taschenlampe als Tatwaffe, aber zum Tod hat der Aufprall nicht geführt, wenigstens nicht in dem Moment. Es waren Glassplitter in der Wunde. Vielleicht liegt die Lampe noch irgendwo.“
    „Bisher ist keine Taschenlampe gefunden worden. Sie könnte natürlich auch in der Weser liegen.“
    „Könnte sie. Übrigens ist der Mann ertrunken. In seinen Lungen war reinstes Weserwasser. Ansonsten wäre er aber auch verblutet oder an den Spätfolgen des Schlags gestorben. Drei Möglichkeiten für einen Exitus. Der Mörder ist auf Nummer sicher gegangen, denke ich. Aber es ist noch etwas merkwürdig.“ Mica zögerte.
    „Ach ja, was denn?“
    „Der Schildknorpel des Kehlkopfes wurde entfernt. Vor seinem Tod. Das kann man – wie im Genitalbereich – auch hier an den Hautunterblutungen feststellen.“
    „Was hat das zu bedeuten?“
    „Das weiß ich nicht. Auf jeden Fall konnte er so nicht mehr schreien. Vielleicht sollte er mundtot gemacht werden. Deshalb hat auch niemand etwas gehört. Leider ist sein Gesicht ein wenig lädiert. Er muss wohl beim Treiben im Wasser irgendwo entlang geschürft sein. Das war aber postmortem.“
    Hetzer bedankte sich und teilte der Pathologin noch mit, dass sie Blut vom möglichen Tatort zu ihr ins Institut schicken würden und die Hose des Opfer, falls sie ihm gehörte, aber davon ging er aus. Es passte einfach alles zu gut zusammen.
    Wolf Hetzer und sein Kollege ließen die Spurensicherung ihre Arbeit machen.
    Für sie beide war hier nichts weiter zu tun. Kruse hatte inzwischen über Funk nachgefragt, ob im Bereich Hameln/Rinteln Männer um die siebzig vermisst wurden. Die Antwort war negativ.
    In den Häusern rund um die Fundstelle kamen sie auch nicht weiter. Niemand hatte etwas gehört oder gesehen. Nur der alte Pfarrer Fraas sei nach zehn Uhr noch spazieren gegangen, erzählte Wolfgang Wehrmann aus der Fontanestraße.
    Er habe ihn gesehen, als er mit Whiskey Gassi gewesen sei. Er schien es eilig gehabt zu haben – und ja, er sei in Richtung Weser unterwegs gewesen.
    Hetzer und Kruse bedankten sich und klingelten an der Tür von Josef Fraas.
    Niemand öffnete.
    Der Nachbar, der im Hof Laub fegte, erzählte ihnen, dass die Haushälterin bis Dienstag bei ihrer Schwester sei, möglicherweise sei ja auch der Pfarrer verreist. Das wisse er nicht. Kruse notierte den Namen der Haushälterin und seufzte. Ihm knurrte der Magen.
    „Sag mal, können wir irgendwo zwischendurch anhalten, wenn wir zurück zur Wache fahren. Ich könnte ein ganzes Schwein auf Toast essen.“
    Hetzer lachte und nickte.
    So viel Menschenmasse musste natürlich versorgt werden.
    Im Polizeikommissariat am Hasphurtweg war alles durch die übergeordnete Dienststelle geregelt worden. Der Beamte war sogar schon wieder weg.
    „Na, siehst du, Peter, alles halb so wild!“, sagte Wolf und klopfte dem Hünen auf die Schulter. Dabei musste er fast auf die Zehenspitzen steigen.
    „Was ist halb so wild?“, fragte Dienststellenleiter Mensching.
    „Ich meinte, wir kommen ganz gut voran. Möglicherweise wissen wir bereits, wer das Opfer ist.“
    „Das ist gut. Sie werden nämlich die Sonderkommission ,Orchidee’ leiten. Kruse wird Ihnen zur Seite stehen.“
    „Das ist gut. Ich meine, dass ich die Kommission leite. Aber wieso ,Orchidee’? Ich kann überhaupt keinen Zusammenhang erkennen. Gibt es dafür einen besonderen Grund?“
    „Uns fiel kein besserer Name ein. Wir kennen bisher den Namen des Opfers nicht. Moko ,Wasserleiche’ war uns zu spektakulär. Einziges auffälliges Merkmal ist die Kastration. Die Staatsanwältin kam auf die Idee, als sie einem Telefongespräch mit der Rechtsmedizin zuhörte. Der Tote sei einer Orchiektomie zum Opfer gefallen, hieß es da. Frau Dr. Kukla hat das Wort nicht richtig verstanden. Es war also mehr oder weniger Zufall. Wir fanden das alle sehr lustig. Klingt ja auch schön unverfänglich. Sie hat übrigens großes Interesse daran, dass wir die Sache möglichst schnell aufklären. Wir möchten, dass Sie uns täglich Bericht erstatten. Ich werde zu Frau Dr. Kukla Kontakt halten.“
    „Moko Orchidee“, grummelte Kruse, als sie wieder in ihrem Büro waren, wo Hetzer noch nicht einmal dazu gekommen war, seinen Platz einzurichten, „da ist man einmal außer Haus und schon fällt denen nur Mist ein. Eine
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