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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut
Autoren: Nané Lénard
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keine Lust, Gaga kennenzulernen. Er konnte ja auch nicht wissen, dass er sich mehr vor Emil hätte fürchten sollen.

Die Obduktion
    Während Wolf Hetzer und Peter Kruse zur Dienststelle zurückfuhren, hatte Stefan Berthold von der Wasserschutzpolizei in Hameln per Funk durchgegeben, dass der mögliche Tatort bei Flusskilometer 136 in Hameln, etwas weserabwärts der Fontanestraße, liegen könnte.
    Dort habe man eine Hose mit Blutanhaftungen in einem Strauch am Wasser gefunden.
    Hetzer und Kruse machten sofort kehrt, stiegen wieder in den silbernen BMW und rasten auf der 433 in Richtung Hameln davon.
    „Hast du gesehen, Wolf, die Kollegen aus Nienburg sind auch schon da.“
    „Ja klar, der schwarze Volvo stand ein Stück weiter hinten.“
    „Na, dann ist es ja gut, dass wir schon weg sind. Die Verteilung der Aufgaben können wir uns auch noch nachher anhören. Das waren noch Zeiten, als die einzelnen Dienststellen auch bei Kapitalverbrechen autark waren. Jetzt müssen wir immer erst abwarten, was Papi dort oben meint.“
    Hetzer konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.
    „Nun sei doch nicht so hart, Peter, du wirst doch einsehen, dass hier einfach nicht genug passiert in unserem beschaulichen Weserbergland. In ganz Deutschland sind im letzten Jahr nur 365 Menschen ermordet worden. Die Gewalttaten halten sich auch in Grenzen. Da lohnt es sich einfach nicht, in jeder kleinen Stadt eine eigene Abteilung für Gewaltverbrechen zu beschäftigen. Und glaube mir, es wird bestimmt eine Sonderkommission eingerichtet werden, die wir leiten sollen.“
    „Hm“, brummte Peter, „dann ermitteln wir mal mit Aussicht auf die gnädige Erlaubnis von ,Papi’.“
    Der wenig liebevoll „Papi“ genannte Vorgesetzte war Kriminaloberrat Siegfried Eberlein, der – besonders bei Kapitalverbrechen – seine Finger im Spiel hatte.
    Meist entsandte er einen seiner ihm untergebenen Hauptkommissare zur Sondierung der Lage, um anschließend durch dieses Sprachrohr Einfluss auf die Ermittlungen zu nehmen.
    Sowohl Hetzer als auch Kruse kannten das Prozedere. Sie waren gespannt, wer ihnen diesmal zugeteilt werden würde.
    Inzwischen hatten sie auf der Höhe von Hessisch Oldendorf die Weser überquert und fuhren nun auf der B 83 in Richtung Fischbeck.
    Per Funk hielten sie mit den Kollegen auf dem Wasser Kontakt.
    Sie hätten sie auch so nicht verfehlen können, denn das Boot war von der Straße aus gut sichtbar.
    Direkt gegenüber der Einmündung zur Fontanestraße stellten sie den Wagen ab und schlenderten zum Ufer.
    Hier war schon einiges los, die Spurensicherung war bereits vor Ort. Sie hatten den Bereich um den Strauch im Wasser und den Platz, wo das Opfer vermutlich ermordet worden war, abgesperrt. Hetzer und Kruse ließen sich zu der Stelle führen, wo das Gras wie im Kampf plattgewalzt und stellenweise wie mit rostroter Farbe bespritzt war.
    „Wenn wir wüssten, wer der Tote ist, dann könnten wir besser verstehen, warum der Mann in der Nacht hierher gekommen ist, um seinen Mörder zu treffen.“
    „In dem Alter ist es auf jeden Fall nicht normal, so am Flussufer entlangzuspazieren, vor allem ohne Hund. Vielleicht ist er auch entführt worden.“
    „Auch mit Hund würdest du dich im Alter von siebzig Jahren nicht diesen Unebenheiten in der Dunkelheit aussetzen. Ich glaube ganz bestimmt, dass es einen wichtigen Grund gegeben haben muss, warum der Mann hier war. Komm, Peter, wir befragen mal die Bewohner in den Häusern an der Straße. Vielleicht hat jemand etwas gesehen oder gehört. Er muss doch geschrien haben, als er verletzt wurde.“
    In diesem Moment klingelte Hetzers Handy.
    „Na, böser Wolf“, stichelte Mica, „schon was erlegt? Oder hast du dein braun-graues Fell nur in den Wind gehalten?“
    „Nein, meine liebe Mechthild.“ Hetzer sprach den Namen, den sie selbst so verabscheute, mit besonderer Inbrunst aus.
    „Ist ja schon gut. Lassen wir den Mist. Ich wollte dir ein paar Informationen geben. Das Opfer muss gestern irgendwann zwischen 22:30 Uhr und Mitternacht gestorben sein. Dass der Mann kastriert war, hast du ja selbst gesehen, oder? Da lebte er leider noch. Es fehlt alles komplett und – man kann sagen, dass der Schnittverlauf fachlich nichts zu wünschen übrig lässt. Es könnte also sein, dass der Täter sich mit medizinischen Dingen auskennt oder Schlachter ist oder Bestatter.“
    „Oder Pathologe. Das vereint alles in einem. Mensch, Mica, du hast vielleicht eine Phantasie!“
    „Ohne die könnte ich
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