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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung
Autoren: Bastei Lübbe
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auf. Dort wartet eine Überraschung auf euch. Ein weiteres Zeichen meines Dankes.«
    Er verbeugte sich tief vor Simon und seinen Freunden. Dann richtete er sich auf, und alle konnten beobachten, wie sich das Gesicht wieder verzog. Langsam verwandelte sich das Antlitz des Schattengreifers in das jugendliche Gesicht des Urzeitjungen zurück.
    Der blickte nun verwirrt auf die Gruppe von Jugendlichen. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er noch nicht verstehen konnte, was gerade geschehen war. Plötzlich kehrte er um und rannte über den Strand davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    »Warte!«, rief Simon ihm nach. »Ich möchte dich noch fragen …«
    Doch der junge Schattengreifer reagierte nicht. Er rannte davon, so schnell er nur konnte.
    Simon kraulte den Nacken der kleinen Krähe auf seiner Schulter. »Tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte ihn fragen, ob es möglich ist, dich wieder zurückzuverwandeln. In den Jungen, der du einmal gewesen bist und den ich damals in der Vision sehen konnte.«
    Die Krähe zuckte mit den Schultern. »Egal!«, brachte sie hervor, doch die Enttäuschung war ihr deutlich anzumerken. »Krähe sein hat auch viele Vorteile«, versuchte sie, sich selbst zu trösten. Und mit einem kräftigen Stoß schwang sie sich in die Luft. »Seht ihr! Macht das mal nach!«
    Die Freunde lachten. Die Krähe drehte eine Schleife über ihren Köpfen und rief: »Kommt, lasst uns sehen, welche Überraschung auf dem Seelensammler auf uns wartet!« Und damit flog sie voraus.
    »Super Idee«, rief Tom, und gemeinsam rannten sie über den Strand zurück zu ihrem Schiff.
    Der Seelensammler schien in Ruhe auf sie zu warten. Auch, wenn es verrückt klang, Simon hatte den Eindruck, als habe dieses Schiff nie entspannter gewirkt. Er fand es schade, dass der Seelensammler bisher nur ein einziges Mal zum Leben erwacht war. Und das auch nur für eine kurze Zeit. Er hätte zu gern …
    Simon blieb abrupt stehen. Sein Herz machte solche Freudensprünge, dass er schon glaubte, es würde ihm gleich aus dem Hals hüpfen. Mit dieser Art von Überraschung hätte er nicht gerechnet.
    »Papa!«, schrie er über den Strand hinweg. Und dann war er nicht mehr zu halten. Er raste über den heißen Sand auf das Schiff zu, den Blick fest auf seinen Vater Christian gerichtet, der strahlend vor Freude an der Reling des Schiffes stand und ihnen zuwinkte.
    »Papa!« Simon rannte noch schneller. Er sprang auf die Strickleiter an der Backbordseite des Seelensammlers und kletterte in Rekordgeschwindigkeit hinauf. Mit einem Satz sprang er Christian in die Arme.
    Doch der zuckte rasch. »Meine Schulter!«, stöhnte er auf.
    Sofort ließ Simon ihn los. »Was ist mit dir?«
    »Ach, nichts«, erwiderte Christian schnell, doch sein schmerzverzerrtes Gesicht entlarvte ihn.
    »Bist du verletzt?«
    Sein Vater winkte ab. »Nur die Schulter.« Er sah, wie nun auch Simons Freunde über die Reling an Bord kamen. Die Krähe suchte bereits ihren Lieblingsplatz auf, und Simon streichelte ihr über das Gefieder.
    Christian wirkte sehr ungeduldig. »Kommt her. Ich habe euch etwas mitzuteilen.«
    Tom freute sich ebenfalls, Simons Vater wiederzusehen. »Das ist wirklich eine wunderbare Überraschung vom Schattengreifer«, sagte er, doch Christian schüttelte schnell den Kopf.
    »Nein, ich bin nicht die Überraschung«, widersprach er. »Ich bin nur der Überbringer.«
    »Was?«
    Die Freunde umringten ihn und blickten ihn neugierig und erwartungsvoll an.
    »Der Schattengreifer kam zu mir an meine Zelle. Mit nur einer Handbewegung ließ er die Gitterstäbe meines Gefängnisses verschwinden. Und dann bat er mich, hierherzukommen und euch eine Nachricht zu überbringen.«
    Die Freunde traten noch einen Schritt vor.
    »Ja?«
    Christian sah sich um. »Er schenkt euch dieses Schiff«, sagte er mit Stolz. »Es sei seine wertvollste Errungenschaft. Sein schönstes und größtes Werk. Und er möchte, dass ihr es weiterhin nutzt. Ihr könnt damit …«
    Simon hörte ihm schon nicht mehr zu. In ihm kribbelte es vor Begeisterung. Das war unglaublich. Dieses Schiff – es gehörte nun ihnen?!
    Er drehte sich um und ging zu der Zeitmaschine. Er berührte sie vorsichtig, gerade so, als begrüße er sie zum ersten Mal. Dieses Wunderwerk gehörte nun also ihnen.
    Zärtlich strich Simon mit den Händen über die Apparatur. Bis sein Blick auf die Glaskugel fiel, die sich unter dem Globus befand. Die Glaskugel, in der bisher das Herz des Schattengreifers geschlagen hatte, wodurch
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