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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
Autoren: Lynn Flewelling
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sie nichts. ›Ich bin Morden Swiftfort‹, sagte ich ihnen. ›Ich bin nur ein Landarbeiter, weiter nichts.‹ Trotzdem bin ich hier.«
    Mit einem tiefen Seufzer setzte der Barde sich auf und bemühte sich umständlich, seine Ketten zu entwirren. Nach beträchtlicher Anstrengung lehnte er sich seufzend zurück an die Wand.
    »Diese Kerle werden dafür bezahlen«, knurrte er. »Man stelle sich vor, Rolan Silberblatt soll ein Spion sein!«
    »Du auch?« fragte Morden.
    »Es ist einfach lächerlich. Ich spielte auf dem Erntefest in Rook Tor letzte Woche. Ich habe einige sehr einflußreiche Freunde in dieser Gegend. Wenn sie erfahren, wie man mich hier behandelt, wird es Ärger geben!«
    Der Barde redete unaufhaltsam weiter, berichtete von den Orten, an denen er schon gespielt hatte, und den hochgestellten Personen, an die er sich wenden würde, um Gerechtigkeit zu erfahren.
    Alec schenkte ihm wenig Beachtung. Er fühlte sich zu elend und kauerte sich verdrossen in seine Ecke, während Morden mit offenem Mund lauschte.
    Noch in derselben Stunde kehrten die Gefängnisknechte zurück und zerrten den verschreckten Bauern mit sich. Bald ertönten die nur allzu bekannten Schreie. Alec preßte das Gesicht gegen die Knie und versuchte, nichts zu hören. Er wußte, daß der Barde ihn beobachtete, aber es machte ihm nichts aus.
    Mordens Haar und Wams waren blutverkrustet, als die Knechte ihn in die Zelle schleiften und erneut in Eisen legten.
    Er blieb so liegen, wie sie ihn fallengelassen hatten, und keuchte heiser.
    Kurz darauf brachte ein anderer Wärter etwas Wasser und hartes Gebäck. Rolan betrachtete es angewidert.
    »Es ist nicht mehr ganz frisch, aber du solltest es essen«, sagte er zu Alec und warf ihm seine eigene Ration zu.
    Alec betrachtete nicht einmal sein eigenes Essen. Essen bedeutete für ihn nur, daß ein weiterer, schrecklicher Tag begann.
    »Komm«, redete Rolan ihm gut zu. »Du wirst später deine Kraft brauchen.« Alec wandte sein Gesicht ab, aber der Barde drängte ihn, etwas zu sich zu nehmen. »Trinke wenigstens von dem Wasser. Kannst du gehen?«
    Alec zuckte teilnahmslos mit den Schultern. »Und wenn schon?«
    »Nun, wer weiß?« erwiderte der Mann mit einem seltsamen Lächeln. Seine Stimme klang nun anders, sie wirkte berechnend und paßte gar nicht zur geckenhaften Aufmachung des Barden. Das matte Licht der Lampe fiel auf die eine Seite seines Gesichts und enthüllte eine lange Nase und ein waches Auge.
    Alec nahm einen kleinen Schluck Wasser zu sich, dann leerte er die ganze Schale. Sein Körper holte sich, was er brauchte. Er hatte seit mehr als einem Tag nichts mehr zu sich genommen.
    »So ist es besser«, meinte Rolan. Er kniete sich hin und kroch so weit, wie es ihm seine Ketten erlaubten. Dann lehnte er sich nach vorne, bis die Eisen um seine Handgelenke ihm die Arme nach hinten drehten. Morden hob den Kopf und sah ihm neugierig zu.
    »Das hat keinen Sinn. Du machst nur die Wärter auf dich aufmerksam«, zischte Alec und wünschte sich, der Mann würde Ruhe geben.
    Rolan überraschte ihn, indem er ihm zuzwinkerte. Er begann, die Hände zu strecken, er spreizte die Finger und zog an den Daumen. Vom anderen Ende der Zelle konnte Alec hören, wie die Gelenke krachten. Rolans Hand glitt aus der Handschelle. Der Barde fiel nach vorne und fing sich mit dem Ellenbogen auf, dann brachte er geschwind seine Gelenke an der Daumenwurzel wieder in Ordnung.
    Mit dem Ende seines Ärmels wischte er sich den Schweiß von den Augen. »So, und nun die Füße.« Er knickte den Saum seines linken Stiefels um und zog ein Instrument hervor, das einer Haarnadel ähnlich sah. Damit bearbeitete er die Schlösser an jedem Bein, und kurz darauf war er frei. Er nahm Mordens Wasserbecher und seinen eigenen und ging damit zu Alec.
    »Trink das. Langsam, langsam. Wie heißt du?«
    »Alec von Kerry.« Dankbar trank er die Extraration und konnte noch gar nicht recht glauben, was er soeben gesehen hatte. Zum erstenmal seit seiner Gefangennahme regte sich in ihm ein Hoffnungsschimmer.
    Rolan betrachtete ihn genau. Dabei wirkte er, als habe er eine durchaus gute Entscheidung getroffen. Schließlich seufzte er und sagte: »Du kommst wohl besser mit mir.« Ungeduldig streifte er sich die Haare aus dem Gesicht, dann wandte er sich mit einem nichts Gutes verheißenden Lächeln an Morden.
    »Aber du, mein Freund, scheinst dein Leben bemerkenswert geringzuschätzen.«
    »O Herr«, stammelte Morden und wich zurück. »Ich bin nur ein
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