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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
Autoren: Lynn Flewelling
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einfacher Bauer, aber gewiß bedeutet mir mein Leben ebensoviel wie …«
    Rolan hieß ihn mit ungeduldiger Geste schweigen, dann griff er in das schmutzige Wams des Mannes, holte eine dünne Silberkette hervor und hielt sie vor Mordens Gesicht.
    »Du bist nicht sehr überzeugend. Asengais Folterknechte mögen wohl Tölpel sein, aber sie sind zu gründlich, um etwas Wertvolles wie das hier zu übersehen.«
    Seine Stimme klingt nun anders! dachte Alec und beobachtete die seltsame Auseinandersetzung. Rolan lispelte nicht mehr, er klang gefährlich.
    »Du solltest auch wissen, daß Gefolterte extrem durstig sind«, fuhr der Barde fort. »Es sei denn, sie riechen wie du nach Bier. Du hast mit den Folterknechten wohl gemütlich gezecht? Was ist das denn für Blut, mit dem sie dich beschmiert haben?«
    »Hurensohn!« knurrte Morden, und der tölpelhafte Ausdruck verschwand aus seinem Gesicht, als er einen kleinen Dolch aus seiner Hose zog und Rolan angriff. Der Barde duckte sich und packte Morden an der Kehle, wobei er ihm den Kehlkopf eindrückte. Dann hieb er mit dem Ellenbogen gegen die Schläfe seines Gegners, und Morden fiel wie ein Stein ins Stroh zu Rolans Füßen. Blut floß aus Ohren und Mund.
    »Du hast ihn getötet!« stellte Alec leise fest.
    Rolan preßte einen Finger an Mordens Kehle, dann nickte er. »Scheint so. Der Narr hätte die Wachen rufen sollen.«
    Alec duckte sich gegen die klamme Mauer, als Rolan sich ihm zuwandte.
    »Ruhig«, flüsterte Rolan, und Alec stellte verwundert fest, daß er lächelte. »Du möchtest doch weg hier, oder?«
    Alec gelang ein stummes Nicken, dann saß er wie erstarrt, während Rolan ihn von den Fesseln befreite. Als er damit fertig war, wandte er sich wieder Mordens Leiche zu.
    »So, nun wollen wir sehen, wer du warst.« Er steckte den Dolch des Toten in seinen eigenen Stiefel und hob dann das besudelte Wams des Mannes hoch, um den haarigen Torso darunter zu betrachten.
    »Hm, das überrascht mich nicht«, flüsterte er, als er die linke Achselhöhle betrachtete.
    Trotz seiner Furcht verspürte Alec Neugier und kam nahe genug, um über Rolans Schulter zu sehen.
    »Siehst du das?« Rolan wies auf ein Dreieck winziger blauer Ringe auf der blassen Haut, wo der Arm dem Körper entwuchs.
    »Was bedeutet es?«
    »Es ist das Zeichen einer Gilde. Er war ein Gaukler.«
    »Ein Marktschreier?«
    »Nein«, knurrte Rolan. »Ein Gauner, ein Frettchen. Die Gaukler erledigen jede dreckige Arbeit, wenn die Bezahlung stimmt. Sie leben in der Gunst nichtiger Herren wie Fliegen auf dem Abfallhaufen.« Er zog dem Toten das Wams aus und gab es Alec. »Hier, zieh das an. Und beeile dich. Ich sage das nur ein einziges Mal. Wenn du zurückbleibst, bist du auf dich alleine gestellt.«
    Das Wams war verdreckt und am Hals voller Blut, aber Alec gehorchte und zog schaudernd das Kleidungsstück über. Als er es angelegt hatte, arbeitete Rolan bereits am Schloß.
    »Rostiger Hurensohn«, knurrte er und spuckte ins Schlüsselloch. Schließlich gab das Schloß nach. Er öffnete die Tür einen Spalt und spähte hinaus.
    »Die Luft scheint rein zu sein«, flüsterte er. »Bleib dicht hinter mir, und tu, was ich dir sage.«
    Alecs Herz pochte heftig, als er Rolan hinaus auf den Korridor folgte. Mit wenigen Schritten gelangten sie zu dem Raum, in dem Asengais Männer ihre Opfer folterten. Etwas weiter den Korridor hinunter stand die Tür zum Mannschaftsraum offen, und man konnte hören, daß dort ein zünftiges Spiel im Gange war.
    Rolans Stiefel verursachten keine lauteren Geräusche als Alecs bloße Füße, als sie sich auf die offenstehende Türe zubewegten. Rolan spähte hinein und hob dann vier Finger hoch. Mit einer kurzen Bewegung deutete er Alec an, rasch und leise an der Türöffnung vorbeizuhuschen.
    Alec warf einen kurzen Blick hinein. Vier Wachen knieten um einen Umhang, der auf den Boden gebreitet war. Einer warf kleine Knochen, und Münzen tauschten die Besitzer, während ausgiebig und gut gelaunt geflucht wurde.
    Alec wartete, bis sich die Wachen auf den nächsten Wurf konzentrierten, dann huschte er an der Türe vorbei. Rolan folgte ihm geräuschlos, sie liefen um eine Ecke und eine Treppe hinunter. Eine Lampe brannte in einer flachen Nische am unteren Ende der Treppe. Rolan nahm sie, und dann eilten sie weiter.
    Alec kannte sich an diesem Ort nicht aus und verlor sehr bald die Orientierung, als sie weiter durch verzweigte Korridore eilten. Schließlich hielten sie an. Rolan öffnete eine
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