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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren
Autoren: Alison Sinclair
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Wirkung, aber immerhin besser als nichts. Ishmael selbst hatte nichts gespürt, und Prinzessin Telmaine hätte vermutlich gesagt …
    »Fürst Vladimer hat persönlich Bericht erstattet. Max denkt, er war möglicherweise verletzt – vielleicht sogar krank. Doch er glaubt eher an eine Verletzung. Die Ausweitung des erzherzoglichen Befehls«, erklärte Stranhorne nachdrücklich, wie um Ishmael wissen zu lassen, dass er dessen kurze Geistesabwesenheit bemerkt hatte, »war eine Reaktion auf den Tod des Prinzen der Lichtgeborenen.«
    Auf der anderen Seite des Sonnenaufgangs lebten die Lichtgeborenen, die ebenso abhängig vom Licht waren wie die Nachtgeborenen von der Dunkelheit. Beide Rassen waren in einem achthundert Jahre zurückliegenden magischen Racheakt erschaffen worden. Seitdem hatten Licht- und Nachtgeborene das Land geteilt, Handel getrieben und durch Papierwände Verhandlungen geführt. Sie waren jedoch niemals in der Lage gewesen, einander von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. In weiten Teilen des Landes waren die Städte und Dörfer der Nachtgeborenen und Lichtgeborenen voneinander getrennt. In den Grenzlanden selbst gab es so gut wie keine Lichtgeborenen, aus Gründen, die niemand unter den Nachtgeborenen verstand. Aber in Minhorne, der größten Stadt, lebten beide Gruppen nebeneinander. Weniger als fünf Meilen trennten die Sitze des nachtgeborenen und lichtgeborenen Regenten.
    Der Tod eines lichtgeborenen Prinzen stellte an sich kein allzu ungewöhnliches Ereignis dar: Die Bräuche der Lichtgeborenen gestatteten die unbarmherzige Ermordung schwächelnder, unfähiger oder korrupter Anführer. Aber Isidore war ein erfahrener, besonnener Staatsmann und nicht älter als Ishmael gewesen. Er hatte zwanzig Jahre lang die Machenschaften der Verwandten seiner Frau, der Tochter eines der Potentaten der südwestlichen Wüste, ebenso überlebt wie die Ambitionen seiner eigenen Verwandtschaft.
    »Wie ist er gestorben?«, fragte Ishmael.
    »Durch Magie«, antwortete Stranhorne. »Die Lichter in seinen Räumen haben versagt.«
    Dunkelheit war für Lichtgeborene genauso schnell tödlich wie Sonnen- oder magisches Licht für Nachtgeborene. Es blieb nur ein klebriger Rückstand übrig, der deutlich und abstoßend nach altem Blut roch.
    Selbst als Student würde Stranhorne nicht in den gleichen Stadtvierteln gelebt haben wie Ishmael. Er kannte diesen Geruch vermutlich gar nicht.
    »Wenn ich es richtig verstehe, sind die Lichter magische Talismane, die mit Zaubern belegt wurden, um Sonnenlicht zu absorbieren und abzustrahlen«, meinte Stranhorne.
    Stranhorne hatte es richtig verstanden, was Ishmael auch nicht anders erwartet hatte. Zwar konnte er sich nicht an eine gemeinsame Diskussion über Magie erinnern, aber er wusste von anderen, dass Stranhorne über genauso viel theoretisches Wissen darüber verfügte wie jeder andere Nichtmagier. »Der Prinz wird von vielen verschiedenen Magiern beschützt«, erklärte Ishmael. »Sollte jemand versuchen, die Magie der Lichter zu annullieren, würden sie es wissen, den Prinzen warnen und es verhindern.«
    Nachdem Imogenes Fluch wirksam geworden war, hatten die letzten verbliebenen lichtgeborenen Magier die mächtigsten der emporkommenden Kriegsfürsten um Schutz angefleht. Daraus hatte sich im Laufe der Zeit auf der anderen Seite des Sonnenaufgangs eine kaum verhohlene und durch Vertragsrecht nur ungenügend eingeschränkte Vorherrschaft einer starken Magiergemeinschaft entwickelt.
    Ein Magier durfte seine Magie nicht gegen einen Nichtmagier einsetzen, es sei denn, er stand bei einem anderen Nichtmagier unter einem offiziell bekannt gegebenen Vertrag. Das Vertragsrecht sprach Magier von der Schuld für jeglichen verursachten Schaden frei.
    »Es ergibt keinen Sinn«, sagte Ishmael langsam, »dass die Magier – oder der Magiertempel – Isidore ihren Schutz entzogen haben sollten.«
    »Ja, aber … « Draußen ertönten eilige Schritte und das Knacken eines Dielenbretts, und Lavender riss die Tür auf. Sie knallte sie zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, als würde sie verfolgt. »Er ist hier!«, stieß sie in atemloser Wut hervor.
    »Mycene?«, fragte ihr Vater gelassen.
    »Ishmael muss sofort gehen. Er kann durch das Osttor verschwinden, durch Mutters Garten.«
    »Und wo soll er hingehen?«, fragte Stranhorne und wandte sich an Ishmael, nicht an seine Tochter.
    Ishmael schwieg. Vladimer hatte ihn in den Süden geschickt, um die Grenzlande auf ihre Verteidigung
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