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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren
Autoren: Alison Sinclair
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vorzubereiten und um die Schattenländer persönlich auszukundschaften, falls es zu keiner Invasion kam. Und er war in den Süden gekommen, um sicherzustellen, dass die Grenzlande – Stranhorne und seine eigene Baronie Strumheller – wussten, womit sie es zu tun bekamen. Das hatte er erledigt.
    Und jetzt … Stranhorne hatte recht. Ishmael konnte weglaufen, aber er würde nichts anderes als ein Ärgernis und eine Ablenkung für die Männer und Frauen sein, die sich auf den wahren Feind konzentrieren mussten, und es war durchaus möglich, dass ihn in dieser Zeit höchster Anspannung versehentlich eine Patrouille Stranhornes erschoss. Er könnte Zuflucht verlangen, die Familie Stranhorne spalten und die Zwillinge gegen ihren Vater aufbringen. Oder er konnte sich ergeben, sich von Mycene in den Norden bringen lassen und darauf vertrauen, dass das Gesetz und die Ereignisse seine Unschuld beweisen würden. Er hegte keinen Zweifel, dass Vladimer seine Ehrfurcht gebietenden Ressourcen auf diese Aufgabe gerichtet hatte, obwohl er seine eigenen Probleme haben würde – zum Beispiel durch die Ausweitung des herzoglichen Befehls von Sejanus. Und, dachte Ishmael kläglich, vielleicht vertraut Vladimer ein wenig zu sehr auf meine Überlebensfähigkeit.
    Wenn Mycene ihn nach Minhorne zurückbrachte, würde er zumindest in der Nähe von Vladimer und Prinzessin Telmaine sein. Er sorgte sich um beide. Um Vladimer, weil der schon einmal verhext worden war, und um Telmaine, weil ihr Ehemann und er selbst sie verlassen hatten, um Fürst Vladimer Rückendeckung zu geben. Ihre magische Stärke vereint mit ihrer Unerfahrenheit barg große Risiken.
    »Laurel«, sagte Stranhorne nach einem Augenblick des Schweigens. »Geh nach unten und begrüße Herzog Mycene. Beruhige ihn, falls nötig, und sag ihm, ich sei in zehn Minuten bei ihm.«
    »Ishmael«, flehte Lavender ihn an.
    »Es ist sinnlos«, erwiderte Ishmael und verströmte Gelassenheit. »Ich könnte weiter durchs Land ziehen, aber er würde mich wahrscheinlich binnen zweier oder dreier Tage finden. Welche Meinung wir auch sonst von dem Mann haben mögen, er ist ein guter Soldat und ein guter Anführer, und diese zwei oder drei Tage würden mich nur noch mehr auslaugen. So ist es sicherer für mich.« Und für euch alle, dachte er. »Ich habe keineswegs das Gefühl, den Kampf zu verpassen.«
    Im Vorbeigehen legte Laurel eine Hand auf den Arm ihrer Schwester und sagte etwas so leise zu ihr, dass selbst Ishmael es nicht verstehen konnte. Lavender ließ die Schultern hängen. Laurel schlüpfte aus dem Raum und schloss die Tür hinter sich.
    »Hast du es geschafft, alles woanders unterzubringen?«, fragte Lavender ihren Vater mit ausdrucksloser Stimme.
    »Ich denke schon, aber ich möchte, dass du mit Boris nach unten gehst und es überprüfst. Und vergewissere dich, dass es gut verborgen ist oder zumindest gut getarnt. Es gibt zwar keinen Grund, warum Mycene oder seine Männer in die Keller hinuntergehen sollten – wir werden ein Auge auf sie haben – , aber ich würde ihnen einen Versuch durchaus zutrauen.«
    »Ich auch«, knurrte Lavender. Sie öffnete die Tür und stolzierte hinaus, dicht gefolgt von ihrem jüngeren Bruder.
    Einen Moment lauschten sie auf die verhallenden Schritte. Stranhorne erhob sich, nahm Ishmael sein Glas ab und schenkte ihm nach. »Ich wünschte, es gäbe eine andere Möglichkeit«, bemerkte er, als er Ishmael das Glas in seine behandschuhte Hand drückte. Aus Gastfreundschaft oder zur Betäubung?, fragte sich der.
    »Sie können es sich nicht leisten, Mycene auf Basis des erzherzoglichen Haftbefehls einen Grund zu geben, das Herrenhaus zu durchsuchen«, beharrte Ishmael. »Nicht mit einem Keller voller Munition für die Inseln. Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie sich meinen Bericht zur Gänze angehört haben. Was es auch ist, das da auf uns zukommt, mein Gefühl sagt mir, es steht praktisch auf der Schwelle, nachdem sich die Schattengeborenen offen in der Stadt gezeigt haben.«
    Mit der Schulter gegen ein überfülltes Regal gelehnt, balancierte Stranhorne sein Glas auf seinen Fingern. »Aber als was wird es sich entpuppen? Das ist die Frage.« Er peilte Ishmael. »Sie wissen, dass ich Material aus der Epoche des Fluchs und danach gesammelt habe.«
    »Jawohl«, bestätigte Ishmael, »das habe ich gehört. Aber hätte ich danach gefragt, wäre ich jener Angelegenheit zu nahe gekommen, von der Sie mich baten, nicht darüber zu sprechen.«
    »Das stimmt«,
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