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Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Titel: Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
Autoren: Kim Landers
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senkten sie sich in das weiche Fleisch ihrer Kehle und öffneten die Schlagader. Er saugte genüsslich das warme Blut in seinen Schlund. Das wehrlose Opfer lag wie eine wächserne Puppe unter ihm.
    Nach kurzer Zeit wich die letzte Lebenskraft aus dem Körper der Frau, deren Glieder unregelmäßig zu zucken begannen.
    Der Singsang steigerte sich zum Höhepunkt, den auch der Anführer erlebte.
    Als er genug des Lebenssaftes getrunken hatte, richtete er sich auf. Das Blut rann ihm übers Kinn und tropfte auf seine weiße Brust. Dann biss er sich selbst in den Unterarm und beträufelte die Lippen der unter ihm Liegenden. Schließlich presste er seinen Arm auf ihren Mund, bis diese gierig sein Blut trank.
    Der undeutliche Singsang wechselte in die Worte „Libera me!“, erst leise, dann immer lauter, fordernd, drängend. Der Vampir streckte seine Arme in die Höhe und schloss die Augen.
    Aus seiner rechten Hand trat eine blaue Flamme hervor.
    Dämonenfeuer! Dominik erstarrte. Noch nie zuvor hatte er es bei einem dieser Rituale gesehen, und selbst als Geschöpf der Finsternis betrachtete er es mit Respekt. Es war der Pakt mit den Schattendämonen aus Satans Welt, der Jiris Kräfte stetig wachsen ließ.
    Mit einem Fauchen hieb der Anführer seine Hand in den Brustkorb der Frau, tauchte direkt in die Aorta. Unter einem lauten Knirschen brachen ihre Rippen. Das Blut schoss in einem gewaltigen Schwall aus dem Loch in ihrer Brust. Der Körper der Frau zuckte so heftig, als wäre der Blitz in sie gefahren. Mit einem klatschenden Geräusch ergoss sich ein Blutschwall über den Steinboden. Sofort gesellten sich die dunklen Gestalten gierig um den weiter sprudelnden Lebenssaft, um ihn mit Schalen aufzufangen und zu trinken. Sie schlugen ihre Kapuzen zurück, und Dominik erkannte in ihnen die Vampire, die eben noch mit den Sterblichen in Harmonie auf dem Ball getanzt hatten.
    Einer der Vampire riss dem Opfer die Maske vom Kopf und entblößte ein schmales Gesicht mit flatternden, bläulich verfärbten Lidern und schwarzem Haar. Es tröstete Dominik, dass es nicht die Fremde aus dem Ballsaal war.
    Der Blutfluss versiegte, und die Vampire zogen sich zurück. Nur die Schattendämonen zogen über dem weißhaarigen Vampir ihre Kreise wie die Raben über der Prager Burg. Dann löste sich auf ein Zeichen des Anführers einer von ihnen und glitt in den Körper der Frau, um ein neues Leben zu beginnen.
    Jiri erhob sich mit einem triumphierenden Lächeln und stieg vom Altar.
    Die anderen Vampire ketteten das Opfer los. Es verging nur eine kurze Zeit, bis der Brustkorb der Frau sich wieder gleichmäßig hob und senkte, ein Zeichen neuen Lebens. Als sie sich aufrichtete, glühten ihre Augen in einem irisierenden Blau. Sie fauchte und entblößte dabei ihre Reißzähne. Das Loch in ihrer Brust verschloss sich augenblicklich unter der blauen Flamme, die noch immer in der Wunde glomm.
    Plötzlich klapperten Absätze auf dem Kopfsteinpflaster und ließen Dominik herumfahren. Er flatterte auf, um nachzusehen.
    Rasch überquerte er den Innenhof und erkannte von Weitem die blonde Fremde, die davon eilte. Einem inneren Zwang folgend, flog er ihr nach.

2.
    Karolinas schnelle Schritte auf dem Kopfsteinpflaster hallten durch die engen Gassen.
    Niemand außer ihr schien sich zu dieser späten Stunde in den Straßen Prags aufzuhalten. Alle fürchteten sich vor der Nacht und ihren Schrecken. Auch sie konnte ein Herzklopfen nicht verleugnen.
    Das matte Licht der Straßenlaternen warf spitze Schatten auf das feuchte Pflaster. Alle Warnungen vergessend, hatte sie völlig überstürzt das Stadtpalais des Grafen Jiri verlassen, um seiner Zudringlichkeit zu entgehen. Dabei sah ihr Vater in dem Grafen eine gute Partie, denn er war nicht verheiratet, von angenehmer Gestalt und unermesslich reich. Dennoch lag in seinem Wesen eine gewisse Verschlagenheit, die Karolina ängstigte. Mit eisernem Griff hatte er sie an seinen Körper gepresst. Beim Tanz glaubte sie in Satans Augen zu blicken. Als die Musik endete, befreite sie sich mit einer fadenscheinigen Ausrede aus der Umarmung.
    Flucht war ihr einziger Gedanke gewesen, und den hatte sie, ohne nachzudenken, in die Tat umgesetzt. Wie von Furien gehetzt, war sie aus dem Ballsaal gestürmt.
    Doch zu ihrem Bedauern hatte sie die falsche Tür gewählt und war in den Salon des Grafen geraten. Lilien in kostbaren Porzellanvasen verströmten ihren betäubend süßen Duft.
    Sie hörte ein Kichern, das von einem der Sofas her
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