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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen
Autoren: R.A. Salvatore
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Skorpione oft in das strohgefüllte Bettzeug oder die Matratzen krabbelten. Der alte Mann richtete sich langsam auf und verfluchte den stechenden Schmerz in beiden Knien und im Rücken, der ihm nach jeder ausgiebigen Nachtruhe wie eingerastet schien.
    Sein Gemach war aufs Prächtigste eingerichtet und mit allem Zierrat ausgestattet, den man beim mächtigsten und reichsten Mann südlich – und vermutlich auch nördlich – des Großen Gürtels erwarten durfte. Die Wände waren mit phantastischen Tapisserien behängt, deren satte Farben das morgendliche Licht einfingen und Yakim Douans Blick anzogen. Wie lange betrachtete er schon die immer gleichen Bilder, Darstellungen des Krieges und des menschlichen Körpers, voller Schönheit und Tragödien? Und doch erschienen sie ihm immer noch so unverbraucht und anregend wie damals, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte.
    Die dicken Webteppiche fühlten sich ausgesprochen gut an unter seinen nackten Füßen. Er räkelte sich und spreizte seine Zehen, während er das Ganze mit einem Blick erfasste, ehe er sich über knarrende Dielen quer durch das geräumige Zimmer zu dem ganz aus glänzend weißem und rosa Marmor bestehende, kunstvoll verzierte Waschbecken begab, über dem ein goldgefasster Spiegel hing. Der Chezru-Häuptling sprenkelte sich kaltes Wasser in sein altes, faltiges Gesicht, warf einen Blick in den Spiegel und beklagte sein hohes Alter, das ihm bereits übel zugesetzt hatte. Er betrachtete seine grauen Augen, die ihm am meisten von allem verhasst waren, und wünschte, er wäre sich über ihre Farbe im Klaren gewesen, bevor er diese sterbliche Hülle zu seiner eigenen erkoren hatte.
    Beim nächsten Mal, so hoffte er, würden es blaue sein. Aber selbstverständlich gab es einige Dinge, die sich gänzlich seinem Einfluss entzogen.
    Sein derzeitiges Augenpaar hielt er für recht viel sagend. Das Weiß rings um die Pupillen schien völlig verschwunden, und zurückgeblieben war nur eine leicht gelbliche Färbung. Sein Körper war jetzt zweiundsechzig Jahre alt, und in den letzten zehn Jahren hatte er jede einzelne Minute davon gehasst. Gewiss, er konnte sich jeden Luxus erlauben, der ihm in den Sinn kam. Er unterhielt einen Harem voller wunderschöner junger Frauen, die ihm auf Abruf zur Verfügung standen, und falls es ihn nach einer anderen Gespielin gelüstete, konnte er jede beliebige Frau herbeischaffen lassen, auch wenn sie bereits verheiratet war. Er war der Häuptling der Chezru, die Stimme Gottes von Behren. Ein Wort von ihm genügte, um jemanden auf dem Scheiterhaufen verbrennen zu lassen oder einem seiner Untertanen zu befehlen, sich eigenhändig zu entleiben, und der Dummkopf würde blind gehorchen.
    Die Welt gehörte ihm, er brauchte sie sich nur zu nehmen, und genau das tat er, ein ums andere Mal und ohne Unterlass.
    Ein leises, höfliches Klopfen an der Tür bewog den alten Chezru, sich vom Spiegel abzuwenden. »Herein«, rief er. Er wusste ganz genau, dass es Merwan Ma war, sein Leibdiener.
    »Verzeiht, Großer Meister«, entschuldigte sich Merwan Ma, als er seinen Kopf zur Tür hereinsteckte. Er war ein gut aussehender junger Mann Anfang zwanzig, mit kurzem schwarzem Kraushaar und großen schwarzen Augen, die umso dunkler wirkten, als sie von vollkommen weißen Iriden ganz ohne Äderchen oder gelbliche Verfärbungen umgeben waren. Die Augen eines Kindes, schoss es ihm jedes Mal durch den Kopf, sobald sein Blick auf sie fiel. Zumal Merwan Mas Gesicht, in dem nahezu kein Bartschatten zu erkennen war, auch sonst knabenhaft wirkte und Nase und Lippen eher schmal waren, was seine Augen sogar noch größer wirken ließ. »Soll ich Euch das Frühstück heraufbringen lassen, oder zieht Ihr es vor, Euch in einer Sänfte in den Saal der Morgensonne tragen zu lassen?«
    Yakim Douan unterdrückte ein amüsiertes Lachen. Jeden Morgen bekam er die gleichen Worte zu hören – jeden einzelnen Morgen, ohne Ausnahme, ohne die geringste Abweichung – exakt so, wie er sie zweiundfünfzig Jahre und sieben Leibdiener zuvor angeordnet hatte.
    »Stimme Gottes?«, erkundigte sich Merwan Ma noch einmal.
    Eine aufschlussreiche Frage, erkannte Yakim Douan, denn der jüngere Mann hatte außer der Reihe gesprochen, ohne Erlaubnis und ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Der Chezru-Häuptling bedachte seinen Leibdiener mit einem wütenden Funkeln, bis Merwan Ma zurückwich und beinahe wieder ganz hinter der Tür verschwand.
    Offenbar konnte Yakim den übermäßig neugierigen
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