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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume
Autoren: Karin Slaughter
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denn?»
    «Irgendein Smith. Ich hab's nicht genau verstanden ...»
    Er hielt sich den Bauch und machte ein würgendes Ge‐
    räusch. Dann brachte er noch ein genuscheltes «'tschuldi‐
    gung» heraus und war verschwunden.
    Jeffrey wartete, bis Frank außer Hörweite war, dann
    sagte er: «Anscheinend bleibt wieder alles an mir hängen.»
    «Es geht ihm wirklich schlecht.»
    «Heute fängt Lena wieder an.» Lena war Franks Ex‐
    partnerin. «Sie soll um zehn hier sein.»
    «Und?»
    «Hast du Matt schon gesehen? Er wollte sich auch krank‐
    melden, aber ich habe ihm gesagt, er soll seinen Arsch ge-fälligst hierher bewegen.»
    «Glaubst du etwa, deine beiden ältesten Beamten haben
    sich freiwillig eine Lebensmittelvergiftung zugezogen, um
    Lena aus dem Weg zu gehen?»
    Jeffrey stand auf und hängte den Hörer des Telefons ein.
    «Ich bin seit über fünfzehn Jahren hier, und in der ganzen Zeit ist Matt Hogan noch nie chinesisch essen gewesen.»
    Irgendwie hatte er Recht, doch im Zweifel war Sara für
    den Angeklagten. Egal, was Frank sagte, Lena lag ihm noch
    am Herzen. Sie hatten fast zehn Jahre zusammengearbei‐
    tet. Sara wusste aus eigener Erfahrung, dass man nicht so viel Zeit mit einem Menschen verbringt und ihm dann
    einfach den Rücken zukehrt.

    20
    Jeffrey wählte eine Durchwahl. «Maria?»
    Es klickte in der Leitung, dann nahm sie den Hörer ab.
    «Ja, Sir?»
    «Ist Matt schon da?»
    «Noch nicht. Ich mache mir Sorgen, wo er doch krank
    ist.»
    «Wenn er kommt, sagen Sie ihm, dass ich ihn sprechen
    will», ordnete Jeffrey an. «Und da ist jemand, der auf mich
    wartet?»
    Sie senkte die Stimme. «Ja. Und er ist ziemlich unge‐
    duldig.»
    «Ich bin in einer Sekunde da.» Er legte auf und mur‐
    melte: «Für so was habe ich wirklich keine Zeit.»
    «Jeff –»
    «Ich muss nachsehen, wer das ist», sagte er und verließ
    den Raum.
    Sara folgte ihm auf den Flur, fast musste sie rennen, um mitzuhalten. «Wenn ich mir auf diesen Absätzen die Knö‐
    chel breche ...»
    Er warf einen Blick auf ihre Schuhe. «Hast du etwa ge‐
    dacht, du kreuzt hier einfach wie die letzte Schlampe auf, und ich würde dich auf Knien anflehen zurückzukom-men?»
    Die Verlegenheit machte sie erst recht wütend. «Ach,
    wenn ich mich freiwillig so anziehe, bin ich eine Schlampe, und wenn du mich mich drum gebeten hast, dann war es
    sexy?»
    Er blieb stehen, die Hand auf der Türklinke. «Das ist
    nicht fair.»
    «Das siehst du also ein, Dr. Freud?»
    «Ich spiele hier keine Spielchen, Sara.»
    «Glaubst du, ich spiele welche?»

    21
    «Ich weiß nicht, was du tust», sagte er, und in seinem
    Blick war eine Kälte, die Sara erschauern ließ. «Aber ich kann so nicht weiterleben.»
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm. «Warte.» Dann
    zwang sie sich zu sagen: «Ich liebe dich.»
    Flapsig gab er zurück: «Danke.»
    «Bitte», flüsterte sie. «Wir brauchen doch kein Stück
    Papier, das uns sagt, was wir fühlen.»
    «Ich schon», sagte er und riss die Tür auf, «auch wenn
    du das nicht zu begreifen scheinst.»
    Sie wollte ihm durch den Mannschaftsraum hinter‐
    herlaufen, doch auch sie hatte ihren Stolz. Eine Hand voll Streifenpolizisten und Kriminalbeamte hatten gerade ihren Dienst begonnen, sie saßen an ihren Schreibtischen,
    schrieben Berichte und telefonierten. Brad und seine Kin‐
    derchen hatten sich um die Kaffeemaschine versammelt,
    wo er ihnen wahrscheinlich gerade erklärte, welche Filter‐
    sorte sie hier benutzten und wie viel Löffel Kaffee man für
    eine Kanne brauchte.
    An der Anmeldung standen zwei junge Männer, der
    eine an die Wand gelehnt, der andere hatte sich vor Maria
    aufgebaut. Sara nahm an, dass dies Jeffreys Besucher war.
    Smith war jung, vielleicht in Brads Alter, und er trug eine schwarze Steppjacke, deren Reißverschluss trotz der Au-gusthitze bis oben zugezogen war. Sein Kopf war kahl ge‐
    schoren, und was sie unter der schweren Jacke von seinem
    Körper sehen konnte, schien durchtrainiert und muskulös.
    Er sah sich unruhig im Raum um und ließ den gereizten
    Blick nie länger auf einer Person ruhen. Alle paar Sekunden drehte er sich nach der Eingangstür um und sah auf
    die Straße. Seine Haltung hatte etwas Soldatisches, und
    aus irgendeinem Grund machte er Sara nervös.

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    Sie blickte sich um, um zu sehen, was er sah. Jeffrey
    war an einem der Tische stehen geblieben, um einem Poli‐
    zisten zu helfen. Er schob das Holster zurück, als er sich auf die Tischkante setzte, und tippte
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