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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Karin Fromwald
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ich rufe sie an und lade sie und Harting mit dem Kleinen zum Essen ein...“
     
    Lily interessierte Ana weniger. Sie seufzte als sie einen Blick auf ihre schwarzen Jimmy Choos warf. Die Absätze waren mit Grasbüscheln verklebt.
     
    „Könnt ihr nicht auf Beton Polo spielen?“ fragte sie vorwurfsvoll. Sie sah auf und ließ ihren Blick über die anderen Zuschauer streifen, die sich an der losen Absperrung drängten.
     
    „Da ist Paul McKenney“, sagte sie laut und zeigte auf einen großen, hageren Mann.
     
    Sie hätte Paul beinahe nicht wiedererkannt. Er war Jahre gealtert, hatte graue Schläfen und eingefallene Wangen. Er sah auch so aus, als hätte er sich seit drei Tagen nicht rasiert und nicht gewaschen. Er trug einen dreckigen Mantel, sein Hemd war zerknittert und hing aus der Jeans, die an den Knien Grasflecken hatte. Es sah beinahe so aus, als hätte er nicht in einem richtigen Bett genächtigt.
     
    Philippe sah in die Richtung, in die Lily zeigte.
     
    „Tatsächlich. Seit wann interessiert sich Paul für argentinisches Polo?“ fragte er.
     
    „Ich habe ein ungutes Gefühl“, sagte Caroline.
     
    Sie wusste, dass Benjamin einen unbarmherzigen Rachefeldzug gegen Pauls Vater geführt hatte, der letztendlich im Selbstmord von Arthur McKenney endete.
     
    „Ich habe ihn schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen“, sagte Philippe, der sich insgeheim freute, dass Paul hier war.
     
    Vielleicht konnte Paul ihm verzeihen, so wie er Paul schon lange verziehen hatte. Er hätte auch nicht glauben wollen und können, wenn ihm jemand erzählt hätte, dass sein Vater Kinder missbrauchte.
     
    „Er hat die Praxis aufgegeben“, sagte Lily, die einmal seine ehemalige Sekretärin in London getroffen hatte. In ihrem Geschäft war es wichtig, solche Dinge zu wissen und einst hatte die Anwaltskanzlei von McKenney zu den besten in England gehört.
     
    „Tatsächlich? Er war doch immer so gerne Anwalt,“ sagte Philippe nachdenklich.
     
    Vladimir murmelte etwas, was niemand verstand, aber er teilte Carolines Unbehagen.
     
    „Vermutlich hatte er keine Klienten mehr, nachdem das mit seinem Vater in jeder Zeitung gestanden hatte“, vermutete Caroline.
     
    Vladimir nickte. Er sah zu Paul. Der Typ, der immer näher kam, sah nicht nur vernachlässigt aus, er hatte auch einen Blick, wie ein arabischer Selbstmordattentäter. Anders konnte Vladimir das Aussehen von Paul nicht beschreiben. Arabische Selbstmordattentäter hatte er bereits gesehen und Paul McKenney sah so aus.
     
    Benjamin und David drängten sich durch die Zuschauer und auch die beiden sahen Paul. Ben sagte nur zu David: „Was macht der denn hier?“
     
    „Komm, beeilen wir uns. Ich rieche Ärger“, sagte David und schob einige Zuschauer grob zur Seite. Wie Vladimir und Ben hatte auch er einen Instinkt, wenn es um Gefahr ging.
     
    Paul war nun nur noch drei Meter von Philippe entfernt. Philippe hatte sein Poloshirt gewechselt, eine Kappe mit dem Logo der Balladors aufgesetzt und seine Knieschoner abgenommen. Er trank aus einer Wasserflasche und lächelte Lily an, die ihm eben von Vladimirs neuer Wohnung erzählt hatte.
     
    Paul blieb stehen. Philippe wendete sich ihm zu und lächelte ihn an. „Hallo Paul...“
     
    Paul verzog gehässig den Mund. Seine Augen glänzten, so als wäre er betrunken oder hätte Drogen genommen.
     
    „Du bist daran schuld, dass mein Leben ruiniert ist. Du und dein schönes Gesicht!“ stotterte er, griff in die Tasche seines schmutzigen Mantels und zog einen Revolver hervor.
     
    „Paul...“  Philippe hob eine Hand, als könnte er damit eine Kugel abwehren.
     
    Alle Anwesenden waren zu geschockt, um zu begreifen, was vor sich ging – bis auf Vladimir, der einen Schritt näher zu Paul machte.
     
    „Mach das nicht Paul. Ruiniere nicht dein Leben“, sagte Philippe, erstaunlich gefasst und ruhig.
     
    Wie konnte Paul nur sein Leben so wegwerfen? War es nicht genug, dass sein Vater ein Verbrecher war? Paul war doch sein Freund!
     
    „Mein Leben ist bereits ruiniert!“ rief Paul mit zitternder Stimme aus. Seine Hand mit dem Revolver zitterte.
     
    Er drückte ab – und in diesem Moment stellte sich Lily vor Philippe und breitete ihre Arme aus.
     
    „Du bringst ihn nicht um. Du hast doch keine Ahnung, was du tust!“ brachte sie noch hervor.
     
    Der Schuss ging los. Vladimir stürzte sich auf Paul und versuchte, dessen Arm hochzureißen. Paul wehrte sich. Es löste sich noch ein Schuss und streifte Philippes
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