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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut
Autoren: Rebecca Abrantes
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wirkten keineswegs bedrohlich. Weder die Weiße noch die Schwarze. Mir kam das chinesische Yin und Yang in den Kopf, das Prinzip von Schatten und Licht, Nacht und Tag, dunkel und hell, Frau und Mann. War es vielleicht das, was ich hier symbolisch in den Händen hielt? Das Prinzip des Gleichgewichts?
    In Verbindung mit der Schnulze im Fernsehen ergab es plötzlich einen völlig neuen Sinn. Oder spielte mir meine Fantasie gerade einen Streich?
    Kopfschüttelnd legte ich die Federn beiseite. Nein, das waren Gedanken, die völlig konträr zu meiner inneren Einstellung liefen! Ich glaubte, was ich sehen und anfassen konnte, was ich auf Fotos festhalten konnte. Alles andere war für mich reiner Unsinn. Eher etwas für Dichter und Denker, für Philosophen und Träumer, die in alles etwas hineininterpretieren mussten.
    Und wozu bist du dann an diese Federn gekommen? fragte eine leise Stimme in mir. Schwachsinn! Totaler Stuss! Das war reiner Zufall! Damit würgte ich alles Weitere in mir ab, trank mein Glas leer, machte den Fernseher aus und ging schlafen.

– Kapitel Vier –
    M usik. Schwere, tragende Klänge hallten von den Wänden des dunklen Ganges wider und schienen aus verschiedenen Richtungen zu kommen. Doch hier gab es keine weiteren Türen, nur diese eine, gut zwanzig Meter vor mir. Ich sah mich um und wusste nicht, wo ich war. Tastete mich an den aus groben Steinen bestehenden Wänden entlang, fühlte den kalten, feuchten Boden unter meinen nackten Füßen. Vor mir in der Ferne sah ich einen schmalen Lichtschein. Mein Herz schlug bis zum Hals, ich wollte gar nicht hier sein. Und doch zog es mich wie magisch zu dieser Tür hin.
    Kurz bevor ich sie erreichte, schwang sie auf. Zwei Schemen stachen deutlich gegen die Helligkeit ab, dann traten sie in den Gang. Ich hörte ihre Stimmen, eine Frau lachte laut auf, dann wieder Flüstern. Und sie kamen auf mich zu. Ich presste mich an die Wand, wollte, durfte nicht gesehen werden und wusste, ich gehörte nicht hier her. Das Paar kam weiter auf mich zu, war schließlich auf meiner Höhe. Ich hielt den Atem an. Sie kicherte frivol, als er ihr in den Hintern kniff, dann raffte sie den weiten Rock und rannte los. Er hinterher, griff nach ihr und lachte. Ihre Schritte entfernten sich, ich atmete langsam wieder aus.
    Vorsichtig spähte ich durch die Tür. Dahinter lag ein riesiger Saal und Hunderte von brennenden Kerzen spendeten ein surreales Licht. Hier war die Musik lauter, wirkte nahezu bedrohlich, erdrückend. Schatten bewegten sich durch dieses Licht, Gestalten wurden kurz erkennbar und verschwanden wieder. Als würde ich geschubst, stolperte ich in den Saal. Mein Herz setzte vor Schreck einen Schlag aus, um sofort zu rasen. Ängstlich presste ich mich an die Wand.
    Menschen gingen dicht an mir vorbei, ein großer, dunkelhaariger Mann drückte eine johlende Frau direkt neben mir an die Wand. Seine Hände nestelten an den Bändern ihrer schwarzen Korsage. Entsetzt versuchte ich ihnen auszuweichen, tappte in etwas Nasses und erkannte eine rote Flüssigkeit, die aus einem umgekippten Pokal auf den Boden lief. Dann stolperte ich gegen etwas Hartes, fuhr herum und sah ein Sofa, auf dem in eindeutiger Stellung zwei Gestalten ihrem Vergnügen nachgingen. Geräusche hinter mir ließen mich in den Schutz eines großen, schwarz metallisch schimmernden Kerzenständers springen. Ein dunkelhaariger Mann in schwarzer Kleidung ging mit festen Schritten an mir vorbei. Ich glaubte, gleich vor Angst zu ersticken, hielt die Luft an, um nicht aufzufallen. Doch niemand nahm von mir Notiz, jeder ging seiner Tätigkeit nach.
    Allmählich wich die Angst. Und fast schien es, als könnte mich niemand sehen. Als sei ich ein Geist, der alles beobachtete. Verstohlen sah ich mich in Deckung des großen Kerzenständers weiter um und glaubte, in einem schlechten Film gelandet zu sein. Schräg gegenüber an der Wand stand ein langer Tisch, reichlich mit allerlei kulinarischen Verlockungen beladen. Das Zentrum bildete eine vollkommen unbekleidete Frau auf einem silbernen Tablett, die sich lasziv vor den Augen diverser Männer rekelte. Einige berührten sie, ließen ihre Hände fordernd über ihren Leib wandern.
    Angeekelt wandte ich mich ab.
    Links von mir brandete ein Streit auf. Geschrei wurde laut, jemand brüllte wütend. Etwas flog durch die Luft und knallte direkt neben meinem Kopf an die Wand. Es klirrte und Tausende Splitter flogen um mich herum. Die Arme über den Kopf hebend, huschte ich aus
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