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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut
Autoren: Rebecca Abrantes
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wäre teurer.
    Ich streckte meine verspannten Glieder, legte den Laptop beiseite und stand auf. Stundenlang im Schneidersitz auf dem Boden mit einem Laptop auf den Knien zu sitzen, ist für die Blutzirkulation in den Extremitäten nicht sonderlich zuträglich. Die Nervenbahnen pikten und stachen, dass es eine wahre Freude war.
    Nachdem ich wieder halbwegs laufen konnte, pirschte ich mich an den Kühlschrank heran, denn bis auf diverse Tassen Kaffee und einem Doughnut war heute nichts Nennenswertes in meinem Magen angekommen. Der Zettel an der Kühlschranktür ließ mir schlagartig alle meine Sünden einfallen. Ich war dran mit Einkaufen!
    Ein Blick aus dem Fenster und ein weiterer auf die Uhr zeigten an, dass ich verflixt spät dran war. In einer knappen halben Stunde machten die Geschäfte in der direkten Umgebung zu. Und auf einen Trip in die Innenstadt nur wegen etwas Butter, Aufschnitt, Salat und anderen Kleinigkeiten konnte ich dankend verzichten.
    Eilig wechselte ich meinen Gammel Look gegen etwas Straßentauglicheres ein, schnappte Schlüssel, Geldbörse und Einkaufskorb und machte mich auf den Weg. Gerade noch rechtzeitig huschte ich in den Laden und warf die wichtigsten Dinge wahllos in meinen Einkaufswagen. Da erklang auch schon die Durchsage, dass bitte sämtliche Kunden die Kasse aufzusuchen hätten, weil in Kürze das Geschäft geschlossen werden würde. Noch schnell die Eier geholt, dann im Sauseschritt an den Orangen vorbei, am Weinregal entlang bis hinüber zu den Klorollen, ein kleiner Umweg um das Regal mit dem Kaffee und ab zur Kasse.
    Die junge Frau an der Kasse warf mir einen verärgerten Blick zu, den ich mit einem Lächeln quittierte. Ihre Kollegin klimperte bereits laut mit dem Ladenschlüssel und versah mich mit einem vorwurfsvollen Augenaufschlag, als ich hinter mir ein Räuspern vernahm. Verschreckt drehte ich mich um, nahm ich doch an, ich sei die letzte Kundin im Laden. Doch nein, hinter meiner Weißweinflasche landete eine Packung Salz.
    Die perfekt manikürte Hand an der Salzpackung zog sich langsam zurück und wanderte in die Tasche eines weiten, hellgrauen Trenchcoats, welcher lässig geöffnet über einer Bluejeans und einem graugrün kariertem Hemd hing. Mein Blick folgte der Knopfleiste des Hemdes nach oben, umfasste sehr breite Schultern, umrahmt von dunkelblondem, langem Haar. Und obwohl ich selbst mit meinen 1, 78 m nicht gerade klein war, befanden sich diese Schultern in etwa auf meiner Augenhöhe. Dann musste ich den Kopf schon weiter in den Nacken legen, um von einem markanten Kinn zu einem schmalen, energischen Mund, einer aristokratisch geformten Nase bis hinauf zu mich amüsiert anfunkelnden, blaugrauen Augen zu gelangen. Und weil ich nun merkte, wie mir langsam aber sicher die Röte ins Gesicht schoss, wandte ich schnell den Blick ab und schmiss sämtliche Sachen meines Einkaufes hastig in den Korb.
    »12,60 bitte«, erklang die leicht entnervte Stimme der Kassiererin und ich blätterte ihr eilig die verlangte Summe in die Hand. Dann strebte ich dem Ausgang zu. Bloß weg hier!
    Wann hatte ich mich jemals dermaßen zum Idioten gemacht? Einen Unbekannten anstarren, als wäre er der einzige Mann auf der Welt. Der musste mich ja für vollkommen hirnlos gehalten haben. Aber alle Achtung, der war mindestens 2 m groß! Und garantiert ein Sportler.
    Klammheimlich drehte ich mich um und blickte zurück. Und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Denn er stand lässig vor der Ladentür, schaute in meine Richtung und nickte mir knapp zu. Ertappt wandte ich mich ab und meinte, ein leises Lachen zu hören. Den Kopf schamhaft gesenkt, eilte ich so schnell ich konnte nach Hause.
    Nachdem die Appartementtür hinter mir ins Schloss gefallen war, musste ich erst mal tief durchatmen. So was war mir ja noch nie passiert! Da starrte ich einen Kerl wie ein dusseliges Huhn an und wurde obendrein noch erwischt! Mega-peinlich!
    Trotzdem musste ich schon wieder darüber lachen. Leicht vor mich hin schmunzelnd, stellte ich den Korb mit den Einkäufen auf den Küchentisch. Ich öffnete die Kühlschranktür und begann, die frischen Sachen einzusortieren. Das Schöne am Sortieren ist, dass es nahezu vollautomatisch abläuft, man brauchte dabei kaum zu denken. Und so folgte der Kaffee, den ich in den Schrank stellte, die Orangen kamen in die Obstschale, alles reine Routine. Die Flasche Weißwein landete im Regal unter dem Küchentisch, die Klorollen im Bad, die schwarze Feder … Schwarze
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