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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken
Autoren: G. A. Aiken
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bis sie schließlich gegen die Scheunenwand knallten. In diesem Moment dachte Blayne, dass sie in der letzten Stunde mehr Körperkontakt mit Dee gehabt hatte, als mit Bo in der ganzen letzten Woche.
    Dee rappelte sich wieder hoch und zielte erneut mit ihrer 45er, aber Blayne sprang auf und stellte sich zwischen die beiden Frauen.
    »Weg da, Blayne!«
    »Nein. Ich werde nicht zulassen, dass du ihr wehtust.«
    »Blayne …«
    »Sie ist noch so jung, Dee. Ein Kind. Wir können ihr helfen. Wirklich helfen.«
    »Ihr helfen? Wie denn?«
    »Indem wir ihr eine Chance geben. Bitte.« Blayne legte ihre Hände auf Dees Arm und drückte die Waffe hinunter. »Bitte, Dee.«
    »Das ist bescheuert.«
    »Es ist das Mindeste, was du tun kannst – nach allem, was du mir angetan hast! Ich sag nur: Mikrochip!«, fauchte sie.
    »Oh. Das.« Dee verdrehte die Augen in Richtung Decke. »Das werde ich mir wohl noch eine ganze Weile anhören dürfen, was?«
    »Wenn du sie beschützt, sie zurück in die Stadt bringst und sie am Leben lässt, ist alles verziehen. Ich schwöre.«
    »Hm.«
    »Nein, ehrlich. Ich … ich erzähle allen, wie großartig du bist, und«, sie schnipste mit den Fingern, »ich denke mir sogar extra für dich einen Cheerleading-Ruf aus. Goooooooo …«
    »Ruhe!«
    Blayne und Dee erschraken und drehten sich langsam zu der Bärin um, die hinter ihnen stand.
    »Kein Cheerleading«, sagte die Bärin. »Alles, nur … kein Cheerleading.«
    Blayne grinste Dee an. »Ihr zwei werdet euch blendend verstehen. Ihr seid beide so schön mürrisch.«
    Die Bärin riss ihren Kopf in die Höhe und fuhr ihre Reißzähne aus. Dee packte Blayne am Arm und schob sie hinter sich, aber die Bärin blickte zur offenen Hintertür hinüber.
    Da Blayne wusste, dass noch weitere Vollmenschen im Anmarsch waren, stellte sie sich wieder vor Dee. »Bring sie hier raus, Dee.«
    »Und was hast du vor?«
    »Bring sie raus«, wiederholte Blayne, rannte durch die Tür und kletterte auf den Baum, der vor der Scheune stand.
    Bo war genervt. Warum? Weil sein Onkel ihm sein Spielzeug nicht überlassen wollte. Egal, wie sehr Bo auch in die eine Richtung zerrte, sein Onkel zog in die andere, während sie einander lautstark anknurrten und anbrummten. Es war so unfair! Die Bären von Ursus County wussten einfach nicht, wie man teilte – davor hatte ihn schon seine Mutter immer gewarnt. Als das Spielzeug schließlich in zwei Teile zerriss, wollte es keiner von ihnen mehr haben, weil es nicht mehr schrie und um Gnade flehte. Bo warf seine Hälfte weg und sah zu dem Hubschrauber hinüber, der am Strand landete. MacRyrie stieg als Erster aus. Er war bewaffnet, und Bo genügte ein Blick, um zu wissen, dass der Grizzly dies nicht zum ersten Mal tat. Bo hatte genügend Zeit unter Marines verbracht, um einen zu erkennen, wenn er ihn sah.
    Auf MacRyrie folgten Van Holtz und Blaynes Vater. Der ältere Wolf trug eine Mechaniker-Werkzeugtasche in der einen Hand, in der anderen eine 380er.
    Um sicherzugehen, dass Blaynes Vater nichts passierte, steuerte Bo auf die Männer zu und konnte dabei aus dem Augenwinkel die Vollmenschen wahrnehmen, die ebenfalls auf sie zurannten. Er änderte die Richtung und senkte den Kopf, bereit, sie anzugreifen. Doch im nächsten Moment stürmte Blayne aus der Scheune und geradewegs auf einen uralten Baum in der Nähe zu, der sich vor den Männern hoch in den Himmel erhob. Als sie ihn fast erreicht hatte, sprang sie ab, drückte sich dann mit einem Fuß vom Stamm des Baumes ab und katapultierte sich mitten in die kleine Vollmenschengruppe. Kaum dass sie gelandet war, schlitzte sie jeden einzelnen der Männer mit ihren Messern auf, bevor sie auch nur einen Schuss abgeben konnten.
    Bo sah zu MacRyrie und Van Holtz hinüber. Sie beobachteten Blayne mit offenem Mund, während ihr Vater davonschlich.
    Bo folgte ihm. Er nahm an, dass er ein wenig Schutz gut gebrauchen konnte. Als er den Wolf eingeholt hatte, hockte dieser vor einem kleinen Brunnen. Bo stellte sich hinter ihn, und Mr.   Thorpe sah ihn über seine Schulter hinweg an. Schnaubend hob er den Kopf. »Ich wette, sie liebt diese Reißzähne. Vertrau mir, wenn sie es nicht schon getan hat, dann wird sie dich irgendwann fragen, ob sie sich mal dranhängen darf.«
    Blayne durfte sich an jeden von Bos Körperteilen hängen, der ihr gefiel. Es störte ihn nicht.
    »Aber ich nehme an, das stört dich nicht, oder?« Der Wolf erhob sich und griff nach seiner Werkzeugtasche. Seine Waffe steckte
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