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Scharade

Scharade

Titel: Scharade
Autoren: Brown Sandra
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einmal wahr.« Sein Blick wurde wehmütig. »Nur Judy fand, daß ich etwas Besonderes war.«
    Â»Judy? Judy Reyes? Du warst ihr Liebhaber!«
    Â»Ah! Endlich ist der Groschen gefallen. Ja, ich bin es, der unbekannte Mann, der diesem Kretin von Ehemann entkam.«
    In einem dramatischen Stimmungswandel traten ihm plötzlich Tränen in die Augen. »Er hat sie mit einem Baseballschläger erschlagen.«
    Â»Aber wie bist du entwischt?«
    Â»Er stand über ihr und hat sich angesehen, was er getan hat. Er schien wie gebannt von dem vielen Blut um ihren Kopf. Er war wie in Trance und hat mich nicht beachtet. Ich habe mir meine Sachen geschnappt und bin abgehauen. Ich wußte, daß ich Judy nicht mehr helfen konnte. Ich wußte, sie war tot. Ich fühlte es mit einer Gewißheit, als wäre ich selbst gestorben.«
    Er atmete schwer bei der Erinnerung an jenen verhängnisvollen
Nachmittag in Fort Worth. »Judy war sehr gläubig und geprägt von der spanischen Kultur. Ihr Mann wußte genau, wie sie darüber denken würde, daß ihr Körper ausgeschlachtet wurde.«
    Â»Sie hätte einer Organspende niemals zugestimmt«, sagte Cat.
    Sie versuchte Zeit zu gewinnen und ihn so lange zum Erzählen zu verleiten, bis Bill zurück war. Sie schaute sich hastig um, suchte nach Möglichkeiten zur Flucht oder sich zu verteidigen. Doch solange er den surrenden Fön direkt über die Wanne hielt, wagte sie es nicht, sich auch nur zu bewegen. Wenn sie es täte, würde er den Fön fallen lassen, und alles wäre vorbei.
    Â»Allein der Vorschlag wäre schon eine Erniedrigung für sie gewesen«, sagte er. »Sie wollte mit intaktem Körper beerdigt werden. Reyes wußte das. Die Einwilligung zur Organentnahme war seine Art, sich an ihr dafür zu rächen, daß wir uns liebten. Er ließ sie verstümmeln, um uns bis in alle Ewigkeit zu foltern. Es gibt nur einen Weg, uns von diesem Fluch zu befreien – ihr Herz muß aufhören zu schlagen.«
    Â»Indem du den Empfänger oder die Empfängerin umbringst.«
    Â»Genau. Solange ihr Herz weiterschlägt, wird ihre Seele gepeinigt sein. Ich habe ihr am Grab geschworen, ihr den verdienten Frieden zu schenken, damit sie die letzte Ruhe findet. Also mußte ich diesen Jungen umbringen.«
    Â»Den jungen Mann aus Memphis. Wie hast du ihn ausfindig gemacht?«
    Er zuckte nur mit den Achseln, als wäre das ein Kinderspiel gewesen. »Ich besorgte mir einen Job bei einer Agentur für Organbeschaffung. Nicht lange, und ich hatte die UNOS-Nummer für Judys Herz, und so fand ich ihn.«
    Â»Aber wenn du dein Versprechen damit eingelöst hattest,
wieso mußten dann auch die anderen sterben? Warum willst du mich töten?«
    Â»Computer sind nur so vollkommen wie die Menschen, die sie bedienen. Was, wenn die Nummer aus Versehen vertauscht wurde?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich durfte kein Risiko eingehen.«
    Â»Also hast du beschlossen, jeden umzubringen, der an diesem Tag ein Herz erhalten hatte.«
    Â»Das ist die einzige Möglichkeit zur Vollendung meiner Mission.«
    Cat zitterte, versuchte aber, sich die wachsende Panik nicht anmerken zu lassen. »Warum hast du jedesmal bis zum Jahrestag gewartet?«
    Â»Weil es sonst einfach nur ein Mord gewesen wäre. Ich bin aber kein Serienmörder und kein Psychopath. Durch die Einhaltung des Jahrestages bekam alles einen zeremoniellen Charakter, der Judy bestimmt gefallen hätte. Sie mochte Zeremonien, Gebote, traditionelle Rituale. So hätte sie es sicher gewollt.«
    Â»Und du glaubst allen Ernstes, sie wäre stolz auf dich, weil du drei Menschen umgebracht hast?«
    Â»Sie würde wollen, daß ich sie und ihr Herz wieder vereine. Und genau das tue ich. Dann muß ihre Seele nicht mehr ruhelos umherwandern.« Er wischte sich mit dem Handrükken die Tränen aus den Augen.
    Â»Ich habe sie zu sehr geliebt, um sie in der Ewigkeit leiden zu lassen. Es tut mir leid, daß du sterben mußt, Cat. Ich mag dich sehr. Aber mir bleibt einfach nichts anderes übrig.«
    Er küßte seine Fingerspitzen und preßte sie auf Cats Brust. »Ruhe in Frieden, Judy, meine Liebe. Ich werde dich immer lieben.«
    Cat ergriff blitzschnell seine Hand, genau in dem Augenblick, als die andere Hand den Fön losließ.
    Sie schrie.

    Das Licht erlosch.
    Der Fön fiel in die Wanne, verursachte aber
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