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Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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hielt. Ihre prächtigen schwarzen Haare fielen lockig bis auf ihre hübschen Brüste, und ihre Lippen glänzten noch rot von den vielen Küssen. Er begehrte sie schon wieder - nun ja, in fünf Minuten vielleicht. Jetzt wollte er sich nur ein bisschen ausruhen, damit er wieder zu Kräften kam. Aber er sah die Erregung in ihren Augen, und da er wusste, was seine Pflicht war, nahm er ein Stück Apfelkuchen. Zumindest fütterte sie ihn immer anständig, nachdem sie ihn ausgesaugt hatte.
    »Du hast doch noch nie Apfelkuchen für mich gebacken«, sagte er, während er das kleine Kuchenstück musterte, von dem heiße Apfelsoße heruntertropfte.
    »Du hast gesagt, die gebratene Ente mit süßer Aprikosen- und Madeirasoße sei ein bisschen schwer nach der Liebe gewesen, deshalb wollte ich dir heute nur ein Dessert anbieten.«
    Er biss ein Stück ab und sank wieder aufs Kissen zurück. Ganz langsam kaute er mit geschlossenen Augen, obwohl er wusste, dass sie bereits unruhig von einem Fuß auf den anderen trat und darauf wartete, dass er ihren Apfelkuchen zum besten im ganzen Land erklärte. Er hielt die Augen geschlossen, biss noch einmal ab, kaute noch langsamer als beim ersten Mal und schob sich schließlich den letzten Bissen in den Mund. Unter halb geschlossenen Augenlidern beobachtete er Jenny. Gleich würde sie ihn anschreien. Er öffnete die Augen und sagte: »Es ist nicht genug. Ich bin nicht sicher, ob der Geschmack wirklich hundertprozentig richtig ist. Gib mir noch ein Stück.«
    Sie stopfte es ihm beinahe in den Mund.
    Schweigend und nachdenklich aß er das zweite Stück und kaute wieder so lange auf jedem Bissen herum, bis er merkte, dass sie ihm gleich die ganze Platte an den Kopf werfen würde, wenn er nicht endlich seine Meinung kundtat.
    Da lächelte er sie an, kratzte sich den Bauch und sagte: »Jenny, nur noch ein Klecks Sahne auf den Apfelkuchen, und er ist vollkommen. Der Teig mit der zusätzlichen Butter macht ihn fast so zart und cremig wie die Haut auf deinem Bauch.«
    »Ich habe Sahne da«, rief sie und rannte aus ihrem Schlafzimmer, das ganz in zarten Pfirsichtönen, hellgelb und blassblau eingerichtet war. Der nackte Mann auf ihrem zerwühlten Bett seufzte, streckte sich und schlief ein.
    Bevor er zwei Stunden später ging, noch einmal befriedigt und glücklicher als ein Vikar, der drei Goldmünzen im Kollektenbeutel gefunden hatte, aß er ein weiteres Stück Apfelkuchen, von dem dieses Mal Sahne tropfte. Es war überaus köstlich, und sie leckte ihm lachend die Sahne vom Mund. »Gib mir das Rezept für Mrs. Piller«, sagte er. »Meine Gäste werden nicht mehr vom Tisch aufstehen wollen.« Vor seinem geistigen Auge sah er sich, wie er der ältlichen, prüden Mrs. Grainger-Jones, der Gattin eines genauso ältlichen Generals aus den Kolonialkriegen, erzählte, dass das Rezept von seiner Geliebten stammte.
    Jenny küsste ihn auf den Mund, dann half sie ihm, sich anzuziehen. Als er sie verließ, summte sie vor sich hin. Wahrscheinlich dachte sie sich ein neues Rezept aus und würde gleich in der Küche stehen, ohne zu merken, dass sie ein pfirsichfarbenes Seidengewand trug, das einen erregten Mann dazu bringen konnte, seinen Ellbogen aufzuessen. Er hatte auf ihren Wunsch hin mehr Geld auf die Modernisierung ihrer Küche verwendet, als er jemals für Kleider, Schmuck oder Ausflüge nach Vauxhall Gardens oder in die Oper ausgegeben hatte.
    St.-Cyre-Stadthaus 7. April
    Gray fragte sich, wie es den Tanten wohl gehen mochte. Er hatte sie seit ihrer Ankunft erst zweimal gesehen, beide Male beim Abendessen. Mathilda hatte ein schwarzes Kleid von 1785 getragen, sehr schlicht und streng geschnürt. Ihr schönes dichtes Haar, das sie hoch aufgetürmt auf dem Kopf trug, war so weiß, als hätte sie es gepudert.
    Maudes Kleid dagegen war der letzte Schrei gewesen, mit hoch angesetzter Taille und aus fleischfarbener Seide, die sich über ihrer mageren Brust gebauscht hatte.
    Sie hatten ihm noch mehr Einzelheiten über das schreckliche Feuer und die Flut erzählt, die Feathergate Close verwüstet und die beiden alten Damen ins Elend gestürzt hatten. Er hatte weitere Geschichten darüber vernommen, wie Mortimer, der Pfarrer, versucht hatte, Mathilda hinter der Sakristei einen Kuss zu stehlen und wie er sogar beim Sechsuhrläuten ihr Hinterteil getätschelt hatte. Er hatte beide Abendessen so genossen, dass er danach nicht einsam vor einem Glas Port in seinem Esszimmer hatte sitzen bleiben wollen.
    Am ersten Abend war
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